"Viel Lärm um nichts"

In Pöchlarn startet Kulturinitiative mit “Skandal”

Niederösterreich
04.04.2011 16:15
Ein "Kulturfenster" ist am Wochenende in Pöchlarn geöffnet worden. Bei dem Auftakt von "110 Tage Kultur" im Oskar-Kokoschka-Haus zeigten 13 Künstler Werke von Medienkunst über klassische Malerei und Fotografie. Einer der Künstler (Bild rechts) versuchte, die anwesenden Politiker mit seiner Installation vor den Kopf zu stoßen – er schaffte es zwar, den Kurator und die Kulturstadträtin zu Beginn des Events in Aufregung zu versetzen, ein großer Skandal blieb allerdings aus. "Viel Lärm um nichts", fasste Stadträtin Barbara Kainz schließlich zusammen.

Mit der Vernissage "missing link" legte die Kulturinitiative mit prominenten Gästen wie VP-Landesgeschäftsführer Gerhard Karner und Bürgermeister Alfred Bergner einen gelungenen Start hin. Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte die Band "the fictionplay collective", die trotz der rockigen, alternativen Klänge auch das ältere Publikum begeistern konnte. Dieser Auftakt war nur eines von vielen Events, mit dem sich das beschauliche Städtchen im Mostviertel als Fixstern der Kulturlandschaft etablieren will. Die nächsten Monate hindurch soll es weitere Vernissagen, Konzerte, Märkte und Feste geben.

Künstler legte sich mit Kurator an
Einer der 13 Künstler tanzte am Freitag allerdings aus der Reihe, denn "donhofer." (sic!) wollte mit seinem politischen Projekt die Causa Strasser und die damit verbundene "Verlogenheit der Gesellschaft" thematisieren. Mit Buttons machte er auf seine Installation aufmerksam, was der Ortschef in seiner Eröffnungsrede positiv hervorhob, jedoch beim Kurator Alexander Kaufmann und der Kulturstadträtin Barbara Kainz auf Unmut stieß. Wegen der geplanten "Provokation" habe es deshalb sogar eine Auseinandersetzung mit dem Kurator gegeben, erzählte der Künstler, so sei ihm sogar kurzfristig der Strom abgedreht worden.

"Vertuschungsaktion" des Provokateurs?
"Das ist nur die halbe Wahrheit", stellte der Organisator gegenüber noe.krone.at fest. "Alle Künstler haben mir gesagt, welche Aktion sie planen", nur donhofer. habe ihn darüber im Unklaren gelassen und damit schlichtweg die Organisation durcheinandergebracht. Es sei jedoch nie angedacht gewesen, ihn deshalb auszuschließen. "Ich weiß einfach nicht, was er mit dieser Vertuschungsaktion bezwecken wollte", so Kaufmann.

Diese Meinung erklärte auch die Stadträtin: Für sie war dieses Event im ehrwürdigen Oskar-Kokoschka-Haus jedoch "nicht der richtige Ort, um politisch aufmerksam zu machen." Ihre Angst sei gewesen, dass die Aktion vom Wesentlichen ablenkt - dafür hätten zu viele Helfer zu viel Arbeit in das Kulturprojekt in Pöchlarn gesteckt, erklärt die Stadträtin.

Viel Multimediales zu bestaunen
Die anderen zwölf Künstler schafften es aber auch - wenn auch auf traditionelle Art und Weise - Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zu ziehen. Schließlich gab es noch mehrere andere Multimedia-Installationen zu sehen. So zeigte Michael Liebert in kurzen Sequenzen, wie sich unbearbeitete Porträts in fast schon schaurig-perfekt retuschierte Cover-Models verwandeln. Ob das "Vorher" oder das "Nachher" mehr Reiz ausstrahlt, das bleibt dem Betrachter überlassen. Multimediales zum Anschauen, Anhören bzw. Anfassen zeigen außerdem Manuel Fallmann, Alexander Kaufmann, Gerald Preissl, und Karl Umgeher.

Briefe von unbekannt - schneller als ein E-Mail 
In Nostalgie versetzt das Werk von Franz Rager in der Form eines alten Briefkastens. Der Künstler fordert die Besucher auf, Briefe an unbekannte Empfänger zu schreiben. Dafür bekommt man von dem manipulierten Kasten – ohne umständlichen Postweg – einen anderen Brief von einem fremden Verfasser zurück. Stefan Sappert zeigt quasi auch etwas Veraltetes aus vergangenen Tagen: Mit seinen Kollodium Nassplatten Fotografien hat er eines der ersten Verfahren aufgegriffen, mit dem man bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts Bilder auf schwarzes Glas bannte.

Ganz klassisch hielten es dagegen die anderen Künstler wie Gerhard Kaiser (Malerei/Grafik), Anna Zangerle und Lena Kern (Fotografie) sowie Christine Habermann von Hoch mit ihren aufwändig gearbeiteten Skulpturen aus Metall.

Die Ausstellung "missing link" läuft noch – vermutlich aber ohne weitere "Skandale" – bis 17. April.

von Miriam Krammer

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