Ägypten-Aufstand

Tirol hilft, Wunden der Revolutionäre zu heilen

Tirol
04.04.2011 16:51
Den 28. Jänner wird Mohsen Kandil (im Bild rechts) nie vergessen. Es war der Tag, an dem die ägyptische Regierung erstmals mit Gewalt gegen die Revolutionäre vorging, der Tag, an dem auch er angeschossen wurde. Heute liegt Kandil in der Klinik Innsbruck. In der Hand hat er drei Projektile, die vor Kurzem noch in seinem Kopf steckten.

"Danke, danke, danke!", Mohsen Kandil will gar nicht mehr aufhören, die Hand von Professor Claudius Thomé (links im Bild) zu schütteln. Thomé, Direktor der Uni-Klinik für Neurochirurgie, hat den 48-jährigen Ägypter am vergangenen Mittwoch operiert. Drei Projektile wurden dem Mann entfernt. Eines steckte an einer besonders gefährlichen Stelle. "Die Mini-Kugel lag direkt neben der Hauptschlagader, die das Gehirn versorgt. Bei einer Entzündung hätte das verheerende Folgen gehabt", erklärt der Chirurg.

Die Kugel ist entfernt. Bei der Operation mussten die Ärzte aber feststellen, dass der Sehnerv stark beschädigt ist. Am rechten Auge wird Kandil nie wieder sehen können. Doch das ist für den 48-Jährigen heute kein Problem. Er ist überglücklich, dass ihm die Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen die Reise nach Tirol finanziert hat. Er ist dankbar, dass die Tilak die Kosten für die Behandlung übernommen hat. Denn Kandil gehört zu den vielen Millionen Ägyptern, die in Armut leben.

"Bete, dass Mubarak in Europa keine Zuflucht findet"
Kandil gehört seit 20 Jahren auch zu denen, die sich für mehr Demokratie im Land einsetzen. Oft wurde er von den Regierungstruppen gefoltert. Viele Wunden trägt er am Körper. Die Wunden der Revolution im denkwürdigen Jahr 2011 trägt er mit Stolz. Er gab sein Augenlicht für die Freiheit. "Ich hoffe, dass für unser Land der Weg zur Demokratie jetzt endlich geebnet ist. Und ich bete dafür, dass Mubarak in Europa keine Zuflucht findet."

Bis zu seiner Entlassung am Freitag wird Kandil noch zwei Landsleute in der Klinik besuchen. Auch sie sind verwundete Revolutionäre, die in Tirol operiert werden. In ihren Körpern stecken an die 20 kleinkalibrige Projektile. Auch sie tragen die Wunden der Revolution. Auch sie hoffen, dass ihr Einsatz und ihr Kampf mit Demokratie belohnt wird.

von Claudia Thurner, Tiroler Krone
Bild: Andreas Fischer

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