Per Genmanipulation

Forscher in China züchten Kühe, die Muttermilch geben

Wissenschaft
04.04.2011 14:32
Geht es nach chinesischen Forschern, dann können Babys von Müttern, die nicht in der Lage sind zu stillen und keinen Milchersatz verwenden wollen, schon bald "Muttermilch" trinken, die von genmanipulierten Klon-Kühen erzeugt wird. Dafür setzten die Wissenschaftler menschliche Gene in das Erbgut der Rinder ein, schreibt die englische Zeitung "Daily Mail". Wissenschaftler melden jedoch Vorbehalte bezüglich der Verträglichkeit der Milch sowie Tierschutzbedenken an.

Laut Angaben der "Daily Mail" hat ein Forscherteam um Professor Ning Li in Zusammenarbeit mit einer auf Gentechnik spezialisierten Firma in Peking bereits das Erbgut von 300 Holstein-Rindern so verändert, dass in ihrer Milch Nährstoffe enthalten sind, die auch in der Muttermilch vorkommen. So enthält die Milch dieser geklonten Tiere unter anderem Lysozym, ein antibakterielles Protein, das Säuglinge vor Infektion schützt, Lactoferrin zur Stärkung des Immunsystems und das menschliche Milcheiweiß Alpha-Lactalbumin.

"In zehn Jahren im Supermarkt"
Laut Angaben von Li ist es seinem Team zudem gelungen, den Fettanteil der Milch um ein Fünftel zu erhöhen und deren Konsistenz an jene der Muttermilch anzupassen. Er ist überzeugt davon, dass die Milch der genmanipulierten Tiere genauso ungefährlich ist wie jene gewöhnlicher Milchkühe. "Sie schmeckt intensiver als normale Milch", sagte Li und fügt hinzu: "Innerhalb der nächsten zehn Jahre werden die Menschen sie im Supermarkt kaufen können."

Englische Wissenschaftler sehen in dieser Entwicklung zwar einen großen Vorteil, gehen aber auch davon aus, dass dadurch die Diskussion um genetisch veränderte Lebensmittel neu entfacht werden wird.

Forscher bezüglich Gefahren uneins
Helen Wallace, Direktorin von GeneWatch UK, einer Institution zur Beobachtung der Entwicklungen in der Genforschung, bereitet die Entwicklung große Sorgen. "Genetisch veränderte Tiere haben eine hohe Prozentzahl an Totgeburten. Zudem ist es noch nicht sicher, ob die Milch dieser Kühe tatsächlich ungefährlich für den Menschen ist, bevor nicht große klinische Studien in Auftrag gegeben worden sind. Wir haben auch ethische Bedenken, auf diese Art und Weise Massen an Tieren zu produzieren."

In die gleiche Kerbe schlägt auch ein Sprecher der Royal Society for Protection of Animals: "Nachkommen von geklonten Tieren leiden häufig unter Gesundheitsproblemen", sagt er und stellt den Bedarf an künstlicher "Muttermilch" in Frage.

Andere, wie etwa Keith Campbell von der Universität in Nottingham – er war an den Forschungen um das Klon-Schaf Dolly beteiligt – sehen keine Gefahr. Campbell beteuert die Harmlosigkeit einer DNA-Manipulation, "vorausgesetzt, die Tiere erhalten keine Gene, die ihre Milch giftig machen".

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