Kampf um Ölstadt

Libyen: Rebellen angeblich von NATO beschossen

Ausland
03.04.2011 08:50
Beim Kampf um die libysche Ölstadt Brega ist die NATO-geführte Allianz einen Luftangriff auf Ziele am Rande der Stadt geflogen und hat dabei nach Angaben der Aufständischen 13 Rebellen getötet. Sieben Menschen seien verletzt worden. Aufgrund der derzeitigen chaotischen Lage in der umkämpften Stadt sind die Berichte allerdings mit Vorsicht zu genießen; die NATO hat angekündigt, die Angaben zu überprüfen.

Bei dem Angriff am Freitagabend wurden nach Angaben der Rebellen mindestens vier Fahrzeuge von den Raketen getroffen, darunter auch ein Rettungswagen. Mehrere Aufständische machten Anhänger von Machthaber Muammar al-Gadafi dafür verantwortlich, dass die Rbellen-Gruppe das Feuer der Allianz auf sich zog. "Einige von den Leuten Gadafis haben sich unter die Aufständischen geschmuggelt und mit Luftabwehr-Waffen in die Luft geschossen", sagte Mustafa Ali Omar. "Dann kamen die NATO-Kräfte und haben sie angegriffen."

Andere sagten, Kämpfer aus den eigenen Reihen hätten aus Versehen in die Luft geschossen und damit den Angriff provoziert. "Die Kämpfer feuerten aus Freude in die Luft, als die Jets anflogen. Die Soldaten Gadafis hörten auf mit dem Schießen. Darum hat die NATO falsch getroffen", berichtete eine Arzt unter Berufung auf Augenzeugen.

Wieder andere meinen, es habe einen Verräter gegeben, der absichtlich geschossen habe - eine Version der Ereignisse, die das eigene Gesicht wahrt. "Wir haben selbst den Fehler gemacht", sagte einer der Rebellen.

Rebellen: "Fehler passieren"
Trotz des Vorfalls appellieren die Rebellen an die internationalen Kräfte, mit den Angriffen nicht nachzulassen. "Man darf den großen Zusammenhang nicht aus den Augen verlieren", sagte ein Sprecher im Rebellen-Hauptquartier in der östlichen Stadt Bengasi. "Fehler passieren, aber worauf es ankommt, ist, dass wir Gadafi loswerden."

Gadafi-Truppen setzen Angriffe fort
Die Truppen des Gadafi-Regimes setzten ihre Angriffe auf Brega am Wochenende fort. Sie beschossen die Küstenstadt in der Nacht auf Samstag mit Raketen. Kämpfe am westlichen Stadtrand hielten auch noch am frühen Morgen an. Hunderte Freiwillige aufseiten der Rebellen flüchteten vor dem Beschuss in Richtung Ajdabiyah. Am späten Nachmittag sammelten sich die Kämpfer aber wieder am östlichen Stadtrand und warteten dort auf die Lieferung schwerer Waffen, mit denen sie einen neuen Vorstoß unternehmen wollen.

Seit Beginn der alliierten Luftangriffe vor zwei Wochen haben die gut ausgerüsteten und ausgebildeten Regierungstruppen wiederholt Vorstöße der Rebellen entlang der Küstenstraße von Bengasi in den Westen des Landes zurückgeschlagen. Brega wechselte mehrfach die Kontrolle. Die Aufständischen haben zuletzt bei Bewaffnung und Organisation aufgeholt, sind jedoch insgesamt unterlegen. Dies schürte Spekulationen über eine stärkere Unterstützung der Gadafi-Gegner aus dem Ausland.

USA und Ägypten bilden Rebellen aus
Dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera zufolge sollen Spezialeinheiten des US-Militärs und der ägyptischen Streitkräfte bereits damit begonnen haben, libysche Rebellen auszubilden. Wie ein Informant aus den Reihen der Aufständischen einem Korrespondenten des Senders sagte, würden die Gadafi-Gegner an einem geheimen Ort im Osten des Landes militärisch ausgebildet.

Bereits am Donnerstag sollen Rebellen zudem im Schutze der Nacht eine neue Ladung von Katjuscha-Raketen aus Ägypten erhalten haben. Woher die Waffen russischer Bauart genau stammten, sagte der Informant jedoch nicht. Sie seien aber auf dem neuesten Stand der Waffentechnik. Deshalb benötigten die Rebellen auch ausländische Ausbilder. Eine unabhängige Bestätigung für diese Angaben gab es nicht.

NATO: 148 Einsätze in zwei Tagen
An den ersten beiden Tagen unter dem Kommando der NATO haben die internationalen Militärkräfte 148 Kampfeinsätze in Libyen geflogen. Diese Bilanz zog das Bündnis am Samstag in Brüssel. Die NATO hatte das Kommando am Donnerstag übernommen. An der Seeblockade im Mittelmeer zur Kontrolle des Waffenembargos sind den Angaben zufolge 21 Schiffe beteiligt.

An dem Einsatz über Libyen nehmen etwa 20 der 28 NATO-Mitglieder sowie mehrere nicht dem Bündnis angehörende Staaten teil. Eine Koalition unter Führung der USA, Frankreichs und Großbritanniens hatte die Militäraktion gegen das libysche Regime gestartet und später das Kommando an die NATO abgegeben. Ziel ist es, auf der Basis der Resolution 1973 des UNO-Sicherheitsrates die Flugverbotszone sowie die Einhaltung des Waffenembargos zu überwachen und die Zivilbevölkerung zu schützen.

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