Heftige Kritik

Strabag-Tochter bekommt Zuschlag für Mochovce-Bau

Österreich
01.04.2011 20:22
Ganz Österreich zeigt der Atomkraft die Rote Karte. Ganz Österreich? Nicht ganz! Denn eine Tochter der heimischen Baufirma Strabag füllt sich jetzt mit dem Ausbau des Risiko-AKWs im slowakischen Mochovce die Taschen. Ein Skandal, finden nicht nur der Grüne Peter Pilz und die Umweltschutzorganisation Global 2000.

Bei der Baumaßnahme geht es um die Blöcke 3 und 4 des Kraftwerks, das etwa 100 Kilometer von unserer Ostgrenze entfernt liegt. Wie Global 2000 herausgefunden hat, errichtet die Strabag-Tochter ZIPP nun dort eine Turbinenhalle, eine Dieselgenerator-Station und eine Elektroversorgungshalle.

Das AKW in Mochovce bereitet bei Weitem nicht nur eingefleischten Umweltschützern Sorgen. Das größte Problem ist die fehlende Schutzhülle der Reaktoren sowjetischer Bauart, das sogenannte Containment. "Im Falle einer Kernschmelze kann nur noch der Druckbehälter die Strahlung aufhalten. Auch die EU hat das fehlende Containment bemängelt", so Global-2000-Experte Reinhard Uhrig.

Blitzschlag kann GAU auslösen
Für das Auslösen einer Reaktorkatastrophe sei nicht wie in Japan ein Tsunami oder ein Erdbeben erforderlich. "In Forsmark in Schweden fiel beispielsweise 2006 nach einem Blitzeinschlag die Stromversorgung in einem AKW aus. Die Notstrom-Generatoren versagten, die Elektrik sprang nicht an und es kam beinahe zur Kernschmelze. Erst sieben Minuten vor der Katastrophe konnten die Systeme manuell gestartet werden", so Uhrig.

Der Grüne Peter Pilz deckte übrigens auf, dass neben der Strabag-Tochter auch Transporteure aus Österreich im Pannenmeiler an der Arbeit sind. Was Pilz empört: Nach dem Aarhus-Übereinkommen der UNO wird dieses AKW illegal betrieben. Kanzler Werner Faymann will deswegen sogar gegen den Betreiber Klage einreichen.

Pilz fordert nationalen Schulterschluss
Erst vor wenigen Tagen hatte Pilz den Nationalen Sicherheitsrat einberufen. Dort wollte er durchsetzen, dass sich österreichische Firmen nicht mehr am Ausbau naher AKWs beteiligen dürfen. Sein Ansinnen wurde aber abgeschmettert.

Bleibt die Frage, wieso Pilz mit seinem Plan die Koalition nicht überzeugen konnte. Vielleicht sind es ja nur Schelme, die Böses dabei denken, dass Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer Aufsichtsratsvorsitzender der Strabag ist - und sein Vorgänger Wolfgang Schüssel sich ein Zubrot als Atom-Lobbyist verdient.

von Mark Perry, Christoph Matzl (Kronen Zeitung) und krone.at

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