Gift gegen Gelsen

“Luftangriff” nur Verschwendung von Steuergeld?

Niederösterreich
23.03.2011 11:33
Als "Verschwendung von Steuergeldern" hat der Gelsenexperte Bernhard Seidel das Vorhaben bezeichnet, Gelsen in Niederösterreich mittels Hubschraubereinsätzen zu bekämpfen (siehe Infobox). Anstatt Wirkstoffe gegen die Gelsenlarven großflächig und in Riesenmengen zu versprühen, sollten kleinräumige, nachhaltige Konzepte ausgearbeitet werden. Dazu gebe es bereits einzelne, vielversprechende Ansätze, so der Zoologe.

"Wir versuchen seit Jahren in Zusammenarbeit mit einzelnen Gemeinden, etwa im oberen Tullnerfeld, solche Konzepte auszuarbeiten", so Seidel. Öffentliche Forschungsmittel seien dafür bisher kaum bis gar nicht zur Verfügung gestanden. Dass nun auf Druck der betroffenen Bevölkerung etwa an der March sehr teure Hubschraubereinsätze erwogen werden, hält der Experte für "Schnellschüsse mit kaum Aussicht auf Erfolg".

Experte: "Horrende Kosten" für Hubschrauber-Einsatz
Seidel bekämpft seit Jahren die im Wasser lebenden Gelsenlarven mittels eines vom Bakterium Bacillus thuringiensis abgeschauten Eiweißstoffes. Zur richtigen Zeit ausgebracht, tötet dieser Wirkstoff den Gelsennachwuchs, bevor sich dieser zu fertigen Stechmücken entwickeln kann. Das Fenster der Wirksamkeit ist allerdings sehr schmal, es muss etwa nach jedem Hochwasser in Augebieten exakt zur richtigen Reifezeit der Larven bekämpft werden, damit sich der Erfolg einstellt. "Kommt es an der March zu drei Hochwässern, was durchaus möglich ist, müssten die Hubschrauber-Aktionen auch dreimal durchgeführt werden, was horrende Kosten verursacht", so Seidel.

Der Zoologe arbeitet daher an alternativen Konzepten, bei denen die Gelsenweibchen mittels Duftstoffen dazu verleitet werden, ihre Eier nur an bestimmten Stellen abzulegen. Diese Areale befinden sich im Idealfall an Stellen, an denen die Brut keine Chance hat, sich fertig zu entwickeln. Wenn doch, kann der Wirkstoff immer noch eingesetzt werden, aber gezielt an diesen Stellen und mit wesentlich geringerem Aufwand, ist der Experte überzeugt.

Baumaßnahmen können Gelsenplage begünstigen
Darüber hinaus setzt sich der Forscher seit Jahren dafür ein, dass bei fluss- und wasserbaulichen Vorhaben auf die Gelsenentwicklung Rücksicht genommen werden soll. "Unsere Forschungen zeigen, dass sich die meisten Gelsenplagen im Kulturland aufbauen, da sollten wir ansetzen, um nachhaltig zu wirken", so Seidel. So sollten etwa Hochwasserschutzanlagen so gebaut werden, dass kleine, kurzfristige Wasseransammlungen vermieden werden. Wichtig sei es, für jede Region die richtigen Konzepte zu entwickeln. Das Gießkannenprinzip mittels Hubschrauber sei dagegen abzulehnen.

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