"Krone": Herr Landesrat, Isar 1 ist nur 140 Kilometer von Salzburg weg und eine echte Bedrohung für uns.
Walter Blachfellner: Wir bekommen leider gerade vor Augen geführt, was passieren kann, wenn ein Reaktor außer Kontrolle gerät. Kernkraft ist, das zeigt sich wieder einmal, nicht beherrschbar. Darum haben die Landesregierungen von Salzburg, Ober- und Niederösterreich und der Wiener Umweltanwalt bereits im Oktober 2010 von Experten einen Schwachstellenbericht zu Isar 1 erstellen lassen. Er zeigte katastrophale Sicherheitsmängel auf.
"Krone": Nun ist Isar 1 ebenso ein alter Siedewasser-Reaktor wie Fukushima und hat ähnliche Schwachstellen.
Blachfellner: Im Bericht heißt es etwa, dass die Prüfbarkeit von Haarrissen im Bereich der Boden-Rundschweißnaht nicht gegeben ist und das kastenförmige Reaktorgebäude verwundbar ist.
Mehr Hintergrundinfos zu den deutschen Uralt-Reaktoren gibt es in der Infobox!
"Krone": Deutsche Experten erklärten Sonntag via TV auch: Batterie-Notstrom für deutsche AKWs reicht in der Regel nur für zwei Stunden?
Blachfellner: Ja, daher ist es von elementarem Interesse für uns, Isar 1 vom Netz zu nehmen. Auch Fukushima ist ja so alt, dass der Reaktor eigentlich jetzt im März abgeschaltet werden sollte. Isar 1 ist von der Sicherheit nicht nachrüstbar und muss stillgelegt werden, darauf muss auch die Bundesregierung vehement drängen.
"Krone": Sie haben deshalb auch schon mit Bayerns Umweltminister Söder verhandelt?
Blachfellner: Er hat uns zugesichert, dass österreichische und deutsche Experten den Schwachstellenbericht zu Isar 1 durchgehen. Man muss jetzt den Atom-Ausstieg einleiten, solange man die Bilder der Katastrophe in Japan vor Augen hat. Zu viele Politiker haben Tschernobyl mit seinen mehr als 120.000 Toten offenbar vergessen. Die Gesundheit aller muss für sie ein stärkeres Argument sein als die Einflüsterungen der Atom-Lobby.
"Krone": Doch Deutschlands Kanzlerin bleibt bei der Laufzeitverlängerung...
Blachfellner: Es grenzt an Realitätsverweigerung, den Ernst der Lage nicht zu begreifen.
von Wolfgang Weber, Kronen Zeitung
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