"Da wirft's einen um"

Erste Heimkehrer landen nach Japan-Beben in Wien

Wien
12.03.2011 18:30
Samstag, 16.14 Uhr: Am Display der Ankunftshalle am Flughafen Wien steht zu lesen, dass die AUA-Maschine aus Tokio aufgesetzt hat. Für rund 300 Passagiere wäre in dem Flieger Platz gewesen, doch nur wenige entstiegen ihm. "Der öffentliche Verkehr in Tokio ist zusammengebrochen. Ich war den letzten Tag meines Aufenthalts in Japan nicht in der Hauptstadt, sonst wäre ich gar nicht hier", sagte einer der Heimkehrer, der Physiker Jörg Schmiedmayer.

Zum Zeitpunkt des Erdbebens habe er gerade in Tsukuba, einer Stadt nordöstlich von Tokio, einen Vortrag gehalten, schilderte der Wissenschaftler. Damit sei er noch näher am Zentrum des Bebens gewesen.

"Da wirft es einen fast um"
"Plötzlich hat alles aufgehört, da wirft es einen fast um", die Erde habe ganz stark geschwankt. "Die Leute sagten, das war die größte Erschütterung, die sie je erlebt haben." Umso mehr habe ihn beeindruckt, wie gut alles organisiert war, sagte Schmiedmayer, der einer der wenigen war, die es geschafft haben, aus der Katastrophenregion auszufliegen.

Hauptproblem in Tokio war, dass der öffentliche Verkehr komplett zusammengebrochen war. Wer sich zum Airport durchschlagen konnte, tat das über Nebenstraßen. Dementsprechend "war die Maschine ziemlich leer", erklärte Schmiedmayer. Die Angst vor dem Super-GAU habe zum Zeitpunkt seiner Abreise bei den Einheimischen noch keine so große Rolle gespielt.

"Froh, dem Chaos entkommen zu sein"
Aus Tokio hatte sich Roland Berger, Geschäftsführer einer Import-Export-Firma und zum 61. Mal in Japan, zum Flughafen durchgekämpft. "Statt 45 Minuten, fünf Stunden" habe er dafür benötigt. "Ich bin froh, wieder da und dem Chaos entkommen zu sein", schilderte er. Begonnen habe alles mit einem Drei-Minuten-Erdbeben. Er sei in seinem Büro geblieben, habe dort ausgeharrt.

Auch er lobte die Organisation der Japaner, die den Umgang mit Erdstößen gewohnt sind. Sie würden sich unter Tische setzen, damit ihnen nichts auf den Kopf fällt. "Die Japaner waren sehr gefasst und wirklich diszipliniert. Aber dann ist es anders geworden", spielte Berger auf die nukleare Gefahr an. "Sie haben Angst, und ich glaube, dass sie zu Recht Angst haben."

"Eine fürchterliche Erfahrung"
"Sehr erleichtert, wieder in Europa zu sein" war auch der Norweger Jan Oden. "Oh ja, ich hatte Angst um mein Leben", sagte er. "Es war eine fürchterliche Erfahrung, ein Großbeben. Ich habe die Nacht am Flughafen verbracht, bei 200 Nachbeben aber nicht viel geschlafen. Die Lage am Airport normalisiert sich nur langsam."

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