Rekord-Beben erlebt

Judoka Paischer in Japan: “Es schüttelt immer wieder”

Österreich
11.03.2011 10:47
Die kleineren Beben in den vergangen Tagen hat Ludwig Paischer nicht einmal gespürt. Anders jenes am Freitagnachmittag, das eine Tsunamiwelle auslöste, die um 14.45 Uhr Ortszeit die Nordostküste Japans erreichte. Der Olympia-Silbermedaillengewinner von Peking 2008 (re.) befindet sich derzeit auf Trainingslager in Japan und war im fünften Stock in seinem Hotelzimmer in Tokio, als es losging.

"Ich bin gerade vom Training heimgekommen und wollte mich ein bisschen hinlegen und dann in die Kraftkammer gehen. Zuerst dachte ich, ich bilde mir das ein, als das Wasser in der Mineralwasserflasche zu schaukeln angefangen hat. Doch dann hat der Fernseher gewackelt und es ist Vollgas losgegangen", schilderte Paischer (im Bild 2008 nach seinem Silbermedaillengewinn in Peking) am Freitag.

Sofort wurde die Evakuierung des Hotels veranlasst, Angestellte liefen durch das Gebäude und forderten die Gäste auf, dieses zu verlassen. Wenig später fand sich Paischer mit seinem Physiotherapeut Othmar Haag auf den Straßen Tokios wieder - inmitten einer Menschenmenge. "Unser Hotel Dormy Inn Suidobashi befindet sich direkt neben einer großen Baseballhalle, da ist eine große Vidiwall, davor standen tausend Leute und schauten, was vom Erdbeben gezeigt wurde", erklärte der 29-jährige Salzburger.

"Es schüttelt immer wieder"
Alle Geschäfte und Restaurants seien zu diesem Zeitpunkt schon geschlossen gewesen, er wollte sich eigentlich Wasser besorgen und wo hineinsetzen, weil er nicht einmal Socken anhatte. Sichtbare Zeichen von Zerstörung habe er aber nicht gesehen. "Ich habe dann in Wikipedia geschaut, die Häuser hier dürften sehr stabil gebaut sein. Unser Hotel hat nur acht Stockwerke, aber rundherum sind sehr hohe Häuser." Nach einiger Zeit durften Paischer und Haag wieder in das Hotel zurück, wo sie erst einmal abwarten wollten. "Es schüttelt immer wieder. Ich habe den Fernseher eingeschaltet und sehe, dass es an der Küste aber viel schlimmer ist", wusste Paischer.

Das Beben der Stärke 8,9 hatte sich am Freitagnachmittag etwa 382 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Tokio ereignet, das Epizentrum lag vor der Küste des Landes. Eine zehn Meter hohe Flutwelle traf den Hafen der Stadt Sendai an der Ostküste. Mittlerweile war für fast die gesamte Pazifik-Region eine Tsunami-Warnung ausgegeben worden. Nach dem Erdbeben hat Paischer möglichst schnell Kontakt mit Familie und Freunden aufgenommen, um ihnen mitzuteilen, dass ihm nichts passiert sei. Die Telefonleitungen würden immer wieder abbrechen, am stabilsten sei sein österreichisches Handy.

"Dort brennt jetzt die Raffinerie"
Telefoniert hat Paischer auch mit Taro Netzer vom Judo-Landesverband Salzburg. "Ich war froh, dass es ihnen gut geht und nichts passiert ist. Aber wenn die Erde permanent bebt, ist das schon ein schlechtes Gefühl", sagte Netzer. Vergangene Woche war Netzer selbst auch in Japan bei Paischer gewesen und hatte die kleineren Erschütterungen wahrgenommen. Der erste Teil des Trainingslagers wurde in der Nähe von Ichihara absolviert, das mit dem Zug in rund eineinhalb Stunden von Tokio aus erreichbar ist. Dazu Paischer: "Dort brennt jetzt die Raffinerie."

Mit der U-Bahn benötigt er eine Stunde, um in den Bezirk von Tokio zu kommen, in dem er derzeit trainierte. "Ich werde mal schauen, ob ich mehr herausfinde. Ich verstehe aber nicht wirklich viel von dem, was gesagt wird. Man bekommt ja nur mit, ob die Leute nervös sind. Und das sind sie schon sehr." Die U-Bahn von Tokio war am Freitag eingestellt worden. Die Hochgeschwindigkeitszüge wurden gestoppt.

Frühzeitige Rückkehr
Wie am Samstag bekannt wurde, wird Paischer sein Trainingslager abbrechen und am Sonntag gemeinsam mit Physiotherapeut Othmar Haag den Rückflug von Tokio nach Wien antreten. Der Aufenthalt des Judoka in Japan war ursprünglich bis 18. März geplant gewesen, wegen des verheerenden Erdbebens und der unsicheren Situation nach dem Atomunfall im japanischen Reaktor Fukushima organisierte Taro Netzer vom Salzburger Landesverband frühzeitige Rückflüge für das Duo. Die Entscheidung wurde gemeinsam und in Abstimmung mit der österreichischen Botschaft in Tokio getroffen.

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