„Bio oder Gift“-Sujet

Grünen-Plakat erzürnt Bauern: „Fetzendeppert“

Politik
08.09.2021 19:23

Ein Plakat der oberösterreichischen Grünen sorgt derzeit für Wirbel. Darauf zu sehen ist eine Person in Schutzkleidung, die eine offenbar nicht unbedingt gesundheitsfördernde Substanz über einer Anbaufläche versprüht. Der Schriftzug „Bio oder Gift? Du hast die Wahl“ in Kombination mit dem gewählten Bild stößt manchen heimischen Landwirten nun sauer auf. Denn nur knapp 23 Prozent sind tatsächlich Bio-Landwirte - der Rest will sich aber nicht als Umweltverschmutzer darstellen lassen. Die Wogen gehen hoch ...

24.235 Bio-Betriebe gab es 2019 laut Statistik Austria in Österreich, das sind rund 22,8 Prozent aller heimischen Landwirtschaftsbetriebe. Und mit dieser wohl für manche überraschend geringen Zahl ist Österreich sogar weltweit die Nummer eins, was den Anteil an Bio-Landwirtschaft angeht. Im Umkehrschluss bewirtschaftet also der Großteil der Bauern seine Höfe und Äcker konventionell.

„Wutbauer“ Bachler: „Fetzendeppert“
Dass der Spitzenkandidat der OÖ-Grünen für die Wahl am 26. September, Stefan Kaineder, dennoch „Bio oder Gift? Du hast die Wahl“ plakatierte, stößt daher einigen sauer auf. Einer, der die Diskussion auf Facebook so richtig ins Rollen brauchte, ist „Wutbauer“ Christian Bachler, der den höchsten Bergbauernhof der Steiermark bewirtschaftet und immer wieder mit seinen Facebook-Videos für Aufregung sorgte.

Bachler schrieb auf der Facebook-Seite seines „Bergerhof Krakauebene“ an die Grünen: „Wir wissen alle, dass ihr jetzt etwas verzweifelt um euren Platz am Trog kämpft, wir wissen auch, dass eure Wähler zum Großteil nicht aus der Landwirtschaft kommen, wir wissen auch, dass wir als gesamte Branche viel zu wenige Stimmen bringen, um in eurer Strategie relevant zu sein. Aber trotzdem ist ein solch dämliches Plakat kontraproduktiv, um nicht zu sagen fetzendeppert ...“

Denn viele Landwirte hätten sogar die Grünen gewählt, so Bachler: „Das sind nämlich die, die an einer Veränderung bzw. Weiterentwicklung Interesse haben und sich bei den türkisen Buberln und Mäderln nicht mehr daheim fühlen. Für viele dieser Kollegen sind solche Plakate ein Schlag ins Gesicht.“ Viele Bauern würden sich um nachhaltige Landwirtschaft bemühen, „aber Bio ist gut und alles andere schlecht - zumindest lässt sich das so einfacher verkaufen ...“

N****-Wort in hitziger Debatte
Die Debatte wurde bereits dermaßen emotional, dass sich Clemens Stammler, OÖ-Abgeordneter der Grünen und selbst Biobauer, im Chat mit einem erbosten Landwirt dazu hinreißen ließ, ein rassistisches Schimpfwort zu verwenden, wenn auch in anderem Kontext. Stammler entschuldigte sich umgehend: „Sprache kann verletzen und rassistische Formulierungen umso mehr. Ich habe das ,Wort‘ in der Aufregung der vergangenen Tage nur unter Anführungszeichen gesetzt und nicht zurückgewiesen. Das tut mir sehr leid. Selbstverständlich befindet sich dieses Wort nicht in meinem Sprachgebrauch.“

Sein Parteikollege Stefan Kaineder äußerte sich ebenfalls bereits via Facebook-Video zu dem Plakat. Dass ihm nun „Hetze“ vorgeworfen werde, könne er so nicht stehen lassen: „Unser Plakat richtet sich gegen multinationale Agro-Chemie-Konzerne und nicht gegen die konventionelle heimische Landwirtschaft.“ Kaineder sieht eine „durchschaubare Aktion“ des ÖVP-nahen Bauernbundes und ortet „bewusste Fehlinterpretation“.

Tatsächlich stürzte sich die politische Konkurrenz mitten im Wahlkampf auf die Sache. Die oberösterreichische Jungbauernschaft, Nachwuchsorganisation des Bauernbundes, schrieb von „Hetze gegen die Personen, die dreimal täglich unseren Tisch decken“, Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ließ per Aussendung wissen: „Wer traditionelle Landwirtschaft mit Giftspritzen gleichsetzt, betreibt eine pauschale Verunglimpfung der Bäuerinnen und Bauern, die ich nicht akzeptieren werde.“

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