krone.at-Interview

Svetits gibt SC Wr. Neustadt ohne Neo-Arena keine Chance

Niederösterreich
07.03.2011 10:11
Peter Svetits ist ein Mann mit Visionen - das beweist der umtriebige Fußball-Macher im Gespräch mit noe.krone.at, wenn es um sein "Baby", den SC Wiener Neustadt, geht. Denn Svetits - der auch mehr als ein Jahr nach seinem Abschied als Vizepräsident des von ihm und Frank Stronach in die "Allzeit Getreue" gepflanzten Klubs mit dem Herzen voll dabei ist - meint, dass mit wenig Geld ein Großklub hätte entstehen können und rät seinen Nachfolgern, schleunigst für ein neues Stadion zu sorgen. Sonst sieht er jetzt, ohne Stronach-Millionen, keine Überlebenschance.

krone.at: Seit knapp zwei Wochen ist die Ära Stronach in Wiener Neustadt endgültig zu Ende - als ehemaliges Mastermind hinter dem Engagement im Süden Niederösterreichs, was für ein Resümee ziehen Sie daraus?
Peter Svetits: Das Ganze war absolut positiv. Es ist halt sehr, sehr schade, dass in seinem (Stronach, Anm.) näheren Umfeld nach meinem Abgang keiner da war, der ihn für das Thema Fußball motivieren hat können. Es ist jetzt absolut notwendig, zu schauen, dass man die notwendige Infrastruktur zur Verfügung hat, sonst stagniert man. Und da sehe ich jetzt die große Gefahr, dass man sich damit zufriedengibt, vielleicht ein, zwei Jahre in der Bundesliga zu spielen - das wird zu wenig sein.

krone.at: Trauen Sie dem neuen Präsidenten Manfred Rottensteiner und seinem Team zu, Wiener Neustadt erfolgreich zu führen?
Svetits: Das kann ich schwer beurteilen und wird nur an den Ergebnissen, die sie abliefern, messbar sein. Normal müsste der Herr Rottensteiner mit seinen Kontakten das Geld aufstellen können.

krone.at: Sie sprechen die politischen Kontakte Manfred Rottensteiners an?
Svetits: Ja, vielleicht ist der Kontakt jetzt besser, als zur Zeit Stronachs, weil Rottensteiner ja von derselben Partei ist. Ich hoffe, dass es kein Hemmschuh ist, dass in Wiener Neustadt ein roter Bürgermeister regiert und der Herr Rottensteiner ein ÖVP-Bürgermeister ist. Ich hoffe, dass man Parteipolitik da außen vor lässt und gemeinsam an einem Strang zieht.

krone.at: Glauben Sie, dass das Zusammentreffen der Alpha-Männer Frank Stronach und Erwin Pröll der Grund für die immer wieder gespannten Beziehungen zwischen Klub und Land war?
Svetits: Nein, das glaube ich überhaupt nicht. Mein Konzept war ja nicht darauf aufgebaut, dass man ein Stadion mit Landeshilfe baut. Es war immer klar, dass das Stadion von Magna oder von Frank Stronach selber finanziert werden würde. Der einzige Grund, warum man davon abgekommen ist, war eben der, dass keiner in seinem Umfeld da war, der ihn in diese Richtung motiviert hat. Da wäre sicher ein Großklub daraus entstanden...

krone.at: Ein Großklub?
Svetits: Bei der Mannschaft ist ja ein tolles Gerüst da, jetzt sind immer noch rund 15 Leute im Kader, die alle schon in der zweiten Liga dabei waren. Wenn man sich die letzten drei Partien anschaut, waren es, glaube ich, gegen Salzburg acht Spieler und gegen Rapid sieben. Obwohl man schon einige Akteure, die ich geholt habe, abgegeben hat - namhafte Spieler wie Patrick Wolf und Sanel Kuljic.

krone.at: Und man ist dennoch erfolgreich...
Svetits: Sie könnten noch viel weiter vorne sein, wenn sie die Probleme in der Abwehr beheben würden. Das Mittelfeld ist top besetzt, der Sturm passt auch im Großen und Ganzen, aber in der Abwehr haben sie Handlungsbedarf. Mit wenigen Korrekturen und wenig Geld könnte man da mit dem Gerüst, das eigentlich schon zweieinhalb, drei Jahre beisammen ist, eine Mannschaft haben, die bald um den Titel mitspielt.

krone.at: An Ihren Worten bemerkt man, dass Sie sehr gut informiert sind und mit dem Klub weiter sehr mitzuleben scheinen - wie steht es mit einer Rückkehr Ihrerseits zu Wiener Neustadt? Gerüchte gab es im vergangenen halben Jahr ja immer wieder...
Svetits: Ja, das ist im Raum gestanden, es hat einige Gespräche mit Frank Stronach gegeben. Es hat auch so ausgeschaut, als ob das klappen würde. Dabei war damals auch der Sigi Wolf, mit dem ich viel gesprochen habe. Aber letztlich hat sich Stronach abgewandt, weil er eben die Freude verloren hatte. Wie gesagt, es hätte damals Gespräche gegeben und es ist noch immer ein Ding der Möglichkeit...

krone.at: Mit Stronach?
Svetits: Mit Frank Stronach hat das nichts zu tun, aber es ist ja so: Man muss sich einmal anschauen, welche Arbeit man in Wiener Neustadt da verrichtet. Wenn sie Hilfe brauchen, bin ich jederzeit bereit, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, weil ja noch mein Herzblut drinsteckt. Denn den Verein habe ich von null heraus aus der Taufe gehoben und das Ganze, was ich dem Frank Stronach damals unterbreitet habe, die Abkehr von Austria Wien, der eigene Klub, etc., das ist ja alles aufgegangen. Das ist nur nach meinem Abgang abrupt gestoppt worden. Ich behaupte, dass wenn ich noch dort wäre, ich ihn motiviert hätte, dass er weitermacht und das Projekt zu Ende bringt.

krone.at: Stichwort Stadion - Sie haben in der Vergangenheit einige Male erklärt, dass der Klub nur mit einem neuen Stadion lebensfähig sei. Wie sehen Sie insofern die Situation des Klubs angesichts der gescheiterten Stadionpläne?
Svetits: Der Klub kann nur dann leben, wenn er mittelfristig zwei Optionen in Betracht zieht. Erstens: Ein neues Stadion am Stadtrand mit einer Kapazität von 15.000 bis 18.000 Plätzen bauen, vielleicht  in Verbindung mit einem Einkaufszentrum. Die zweite Option wäre, das derzeitige Stadion auf etwa 10.000 bis 12.000 Plätze um- und auszubauen. Eine dieser beiden Optionen müsste man realisieren, weil sonst gibt's für den Klub mittelfristig keine Überlebenschance.

krone.at: Kritiker könnten jetzt sagen, es kommen in Wiener Neustadt eh keine Zuschauer...
Svetits: Das stimmt ja nicht, das ist völlig falsch. Welcher Klub hat denn eine Auslastung von 70 bis 80 Prozent, so wie Wiener Neustadt? Wir reden von einer Stadionkapazität von 6.000 Zuschauern und es sind ständig zwischen 3.000 und 5.000 Leute da. Es wäre sicher Potenzial für 10.000 bis 12.000 Zuschauer im Schnitt, das ist ein Riesen-Einzugsgebiet.

krone.at: Wieso kommen dann derzeit nicht mehr Zuschauer?
Svetits: Schauen sie sich das Stadion an, das ist ja unattraktiv, das hat Kapazitäts- und Komfortgründe. Es setzt sich heute keiner mehr, wenn es kalt ist, irgendwo im Freien hin, das geht nicht. Da muss man sich was einfallen lassen. Einen Klub zu führen und zu sagen, "jetzt bin ich der Präsident vom Klub", das wird zu wenig sein. Ich hoffe, dass es gelingt, das Budget auszubauen und nicht zu reduzieren, denn fürs Runterstreichen haben sie eh früher den Ernst Neumann gehabt...

von Hannes Maierhofer, krone.at
redaktionelle Mitarbeit: Michael Fally

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