Schweren Herzens

Thomas Tscherne sperrt das Wiesmayr zu

Salzburg
11.02.2011 19:19
Schweren Herzens sperrt er das Traditionshaus Wiesmayr aus dem Jahre 1886 – eine der letzten Festungen im Zentrum von Gastein – zu: "Es kommt keine Urlaubsstimmung auf, wenn rundherum alles leer steht", ist Thomas Tscherne betrübt. Rückschläge hat er schon einige erlebt: "Ein schwerer Autounfall hat mich 1991 umdenken lassen." Jetzt will er mit aller Kraft Belebungsschritte für sein Gastein einleiten.

Das Weismayr ist wie eine Geburtsstunde für seine Familie: "Meine Eltern haben beide hier gearbeitet und sich so kennengelernt", erzählt Thomas Tscherne. Der Vater als Wirtschaftsdirektor, die Mutter als Sekretärin. Dann trennten sie sich vom Weismayr. Die Tschernes führten eine eigene Frühstückspension und übernahmen später auch das Kurparkhotel in Bad Hofgastein. Thomas und seine Schwester wuchsen mit dem Tourismus auf. "Das hat Schattenseiten", sagt er. An den Festtagen der Familie verschwimmen die Grenzen.

Er wollte hinaus. "Ich habe mich für die Försterschule entschieden", erzählt Tscherne, ein Naturliebhaber. Und er träumte damals auch von der amerikanischen Tellerwäscher-Karriere: In Kalifornien und Kanada, als Farm-Arbeiter und später Helikopter-Fluglehrer. Roy Knaus war sein Schüler.

Wiesmayr wurde "Herzstück"
Doch die Bindung zu Gastein blieb stark. "Am 25. Juli 1995 – genau am ersten Geburtstag meines Sohnes – haben wir das Weismayr gekauft", erzählt der Hotelier. Es wurde zum Lebensinhalt. "Ein Herzstück", schwärmt er. Die Tschernes gingen sofort Sanierungen an: Ein 350 Quadratmeter großer Wellness-Bereich entstand. "80 Prozent unserer Buchungen waren Kurgäste", blickt er zurück. Bis die erste große Sparwelle bei den Krankenkassen kam und kaum noch Kuraufenthalte genehmigt wurden. Ein Tiefschlag. "Wir mussten uns völlig neu orientieren." Das Weismayr wurde zum Ganzjahres-Haus: „Das Potenzial in Gastein ist gewaltig“, schwärmt er. Skifahrer, Gesundheitssuchende, Sommerfrischler, Wellnessgäste: Für alle hat der Kurort etwas zu bieten.

Schmerzhafter Abschied
Deshalb schmerzt Thomas Tscherne die Leere im Zentrum noch stärker. "Es gibt keine Familienbetriebe mehr", schlägt er Alarm. "Das kann doch kein Zufall sein!" Die Mentalität des Verhinderns, wie er es nennt, bekam Tscherne bei seinem diskutierten Verbindungsbau zwischen Weismayr und Grand Hotel de l’Europe zu spüren.

Jetzt sperrt das Weismayr zu. "Solange das Zentrum tot ist, hat es keinen Sinn mehr." Die Gemeinde verliert über 100.000 Euro jährlich an Abgaben. Sein Zukunftsplan: "Wir werden uns um Gastein kümmern und kämpfen."

Kronen Zeitung

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