Top-10-Reinfälle

Enttäuschend bis ärgerlich: Die Technik-Flops 2010

Web
27.12.2010 13:39
Wie jedes Jahr waren auch 2010 die Erwartungen an Technik und Internet so hoch wie die Versprechungen vollmundig: Die Privatsphäre der Internetnutzer sollte endlich im Vordergrund stehen, 3D-Fernsehen durchstarten, zahlreiche Tablet-Wunderwerke verzaubern und neue soziale Plattformen das Web erobern. Geklappt hat das leider nur zum Teil - welche zehn Technik-Projekte die Kunden 2010 am meisten enttäuscht und verärgert haben, liest du hier.

10. Amazons Cyber Monday
Der seit Langem in den USA und Großbritannien übliche "Cyber Monday", an dem eine kleine Anzahl elektronischer Produkte zu stark reduzierten Preisen verkauft wird, hat in Deutschland und Österreich kaum Fans gefunden. Schuld daran: Amazon hatte den Eindruck erweckt, jeder Kunde hätte eine Chance auf einen solchen Artikel, in Wahrheit gab es jedoch nur kleinste Stückzahlen - die meisten Nutzer sahen schon nach einer Sekunde den Hinweis "Ausverkauft". Was folgte, waren Tausende wütende Nachrichten, Foreneinträge und Bewertungen auf Amazon.

9. MySpace
Der einstige Vorreiter der sozialen Netzwerke musste 2010 offiziell zugeben, gegen Konkurrent Facebook keine Chance zu haben. MySpace-Nutzer können sich auf der Plattform nun mit ihrem Facebook-Profil einloggen, auch Schaltflächen des Rivalen werden eingebaut. Schade um die eigenständige Plattform.

8. Apple Ping
Apples Musiknetzwerk Ping zählt zwar über eine Million Nutzer, doch es krankt an der Abgeschlossenheit des Systems, ist es doch nur über iTunes und eine App zugänglich. Facebook hat den Konkurrenten schon nach kurzer Zeit blockiert, sodass eine Datenübertragung von einem Profil ins andere nicht mehr möglich ist - vermutlich ein weiterer Sargnagel für Ping.

7. Google Wave, Buzz und TV
Googles Neuentwicklungsbilanz 2010 ist durchwachsen, zwei Projekte sind gefloppt, eines wurde vorerst verschoben. Bei Letzterem handelt es sich um Google TV - Fernsehen über das Internet. Das Projekt wird bereits von zahlreichen großen US-TV-Sendern blockiert, die um Werbeeinnahmen fürchten. Zudem soll die Software fehlerlastig sein, sodass das Projekt vorerst verschoben werden musste.

Google Wave war ebenfalls als Revolution angekündigt, nach einem Jahr war das Nutzerinteresse allerdings so gering, dass der Dienst eingestellt wurde. Die Kommunikationsplattform sollte mehreren Nutzern gleichzeitig die Möglichkeit bieten, sich in Echtzeit zu unterhalten und Informationen wie Fotos, Videos oder Dokumente auszutauschen.

Waren Wave nur wenige Freunde beschieden, entpuppte sich Google Buzz als echtes Fiasko für den Konzern. Der Dienst ist in das E-Mail-Postfach von Google Mail eingebunden. Beim Buzz-Start war es nicht möglich, Datenschutzeinstellungen vorzunehmen oder den Dienst zu deaktivieren - daher konnte quasi alle Welt sehen, mit wem der Nutzer in Kontakt steht. Auch nachdem Google die Option einbaute, dieses Feature auszuschalten, ging die Schelte weiter. Schließlich fügte Google Kontakte, mit denen sich Nutzer besonders häufig per E-Mail und Chat austauschen, automatisch den "Freunden" hinzu. Auch Ex-Geliebten oder Arbeitskollegen wurden so ungewollt Informationen zuteil.

6. Microsoft Kin
Das war wohl nix: Nur eineinhalb Monate nach Verkaufsstart von Microsofts Smartphone-Serie Kin wurde ebendiese auch schon wieder eingestellt. Nach Europa hat es das Handy gar nicht erst geschafft. Zum Verhängnis wurden der Serie nicht nur eine missglückte Marketing-Kampagne, sondern auch das Fehlen von Apps und GPS.

5. Android-Tablets
Apples iPad hat die Welt der Tablet-Computer fest im Griff. Die Ursachen dafür sind zahlreich, so krankte es bei vielen Konkurrenzprodukten des offenen Betriebssystems Android an schlechter Hard- und Software sowie zu hohen Preisen. Darüber hinaus sorgte der damalige Chef des Konkurrenzherstellers Neofonie für Kopfschütteln, nachdem herausgekommen war, dass er für sein WeTab unter falschem Namen Lobeshymnen auf Amazon verfasst hatte. Eine wahre Pannenserie später hat sich Neofonie aus der Tablet-Produktion zurückgezogen.

4. Antenne des iPhone 4
"Antennagate" ist wohl die bekannteste Problembezeichnung, die Technik-Fans 2010 gehört haben. Bereits unmittelbar nach dem Verkaufsstart hatten sich erste Nutzer in Internetforen und Blogs beschwert, dass die Empfangsqualität beim iPhone 4 bescheiden sei. Besonders Menschen, die mit der linken Hand telefonieren, meldeten Probleme. Schuld ist die Konstruktion der Antenne, die entlang des äußeren Rahmens verläuft. Kritik hagelte es jedoch nicht nur dafür, sondern auch wegen der Reaktion des Apple-Chefs Steve Jobs. Er versuchte nämlich, das "Antennagate" als allgemeines Smartphone-Problem abzutun. Die Konkurrenz reagierte verschnupft: Blackberry-Hersteller RIM etwa sprach von einem "selbstverschuldeten Debakel" Apples und Nokia wies hämisch darauf hin, dass bei den eigenen Handys Funktionalität vor Design gehe.

3. 3D-Fernsehen
Als Senkrechtstarter 2010 angekündigt, konnte sich Fernsehen in 3D bisher nicht recht etablieren. Es hapert nicht nur an den hohen Anschaffungskosten für das TV-Gerät und die dafür nötige Brillen - die zudem nur für einen Hersteller verwendet werden können. Noch ist außerdem die Filmauswahl in 3D zu gering und durchgängige 3D-Fernsehprogramme gibt es entgegen anderslautender Ankündigungen aus dem Jahr 2009 auch noch nicht.

2. Ende der Netzneutralität
Das Jahresende hat dem Internet einen Umbruch beschert: Die US-Telekommunikationsbehörde FCC bereitete der Netzneutralität, unter der alle Daten gleich schnell beim Nutzer ankommen sollen, ein Ende. Mobilfunk- und Internetanbieter haben durch diese Entscheidung wesentlich mehr Rechte und neue Einnahmequellen erhalten, die am Ende auch Privatnutzer treffen könnten. Schließlich könnten die Firmen datenintensiven Diensten künftig mehr Bandbreite anbieten, damit diese gewohnt schnell laufen - allerdings nur gegen Extra-Bezahlung, für die am Ende möglicherweise Privatkunden aufkommen müssen. Wohin die FCC-Entscheidung führen wird, bleibt abzuwarten, doch dass sich die Mobilfunk- und Internetanbieter schon jetzt freudig die Hände reiben, ist kein gutes Zeichen.

1. Fehlender Datenschutz
Man sollte meinen, langsam hätte sich bei Internetdiensten und App-Anbietern die Erkenntnis durchgesetzt, dass Kunden ihre Privatsphäre sehr zu schätzen wissen. Doch 2010 hat erneut eindrücklich bewiesen, dass Firmen ihre Datensammelwut nicht unterdrücken wollen. So versuchte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Internetnutzern einzureden, sie selbst würden Datenschutz nicht länger als "Norm" betrachten. Auch Google-Chef Eric Schmidt hat sich mit einer Aussage zum Thema nicht mit Ruhm bekleckert: Wer nicht auf Googles Straßenfotodienst Street View erscheinen wolle, könne nach dem Abfotografieren des Wohnhauses ja "einfach umziehen".

Sowohl Google (siehe Punkt 7) als auch Facebook - also die beiden mächtigsten Internetkonzerne der Welt - gerieten 2010 mehrfach in die Schlagzeilen, weil sie Daten ohne ausdrückliche Erlaubnis der Nutzer sammelten und Privatsphäre-Einstellungen nicht oder nur umständlich vorzunehmen sind. Damit nicht genug, wurde 2010 auch die Kehrseite des App-Booms auf Smartphones sichtbar: Über ein Drittel aller Handy-Applikationen geben ungefragt und ohne Wissen des Nutzers dessen Daten weiter. Die landen bei der Anbieterfirma, werden für Werbezwecke verkauft oder geraten in die Hände von Kriminellen. Der größte Wunsch an das Technik-Jahr 2011 lautet also: Mehr Privatsphäre, bitte!

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