Die Vorstellung, dass auf einem Display im Wohnzimmer angezeigt wird, dass man gerade zu viel Strom verbraucht, "klingt ja nach George Orwell", so Zeger. Zumal zu bezweifeln sei, dass allein durch das Aufstellen neuer Zähler weniger Strom verbraucht werde. Bisher gebe es zum Einsparungspotenzial keine flächendeckenden Untersuchungen. Pilotstudien hätten allerdings gezeigt, dass viele Leute nicht bereit seien, ihren Lebensstil umzustellen, "um sich möglicherweise 50 Euro Energiekosten im Jahr zu ersparen". Eine Energieberatung wäre da viel effizienter, meint Zeger.
Aus der Ferne abschaltbar
Das größte Problem sieht der Datenschützer aber darin, dass via Smart Meter der Strombezug aus der Ferne gedrosselt oder ganz abgeschaltet werden kann. Heute sei es ja für die Mitarbeiter von Stromkonzernen eine große emotionale Belastung, Müttern an der Haustüre erklären zu müssen, "dass sie ihren Babys keine warme Milch mehr machen können".
Zwei-Klassen-Energiesystem
Die Befürchtung, dass durch intelligente Stromzähler sozial Schwache zu Stromkunden zweiter Klasse degradiert werden könnten, sei "sehr realistisch". In Italien, wo man Smart Metering schon vor ein paar Jahren eingeführt habe, bekämen "bestimmte Kunden" gar keinen Stromvertrag mehr, sondern müssten wie bei einer Handywertkarte im Vorhinein zahlen.
Der Stromzähler als "Spionagewerkzeug"
Weiteres Bedrohungspotenzial rühre daher, dass die neuen Stromzähler zu viel wüssten: "Man kann Verbraucherprofile erstellen: Wann ist jemand zu Hause?" Schon jetzt gebe es "eine Menge staatlicher Stellen", die sich dafür interessierten, etwa im Falle sogenannter Steuerausländer. Auch Vermieter könnten theoretisch über den Stromverbrauch herausfinden, ob eine Wohnung vertragsmäßig genutzt wird.
"Keine Gedanken gemacht"
Nach Ansicht Zegers hat sich der heimische Gesetzgeber über das Thema intelligente Stromzähler "keine Gedanken gemacht". Im neuen Elektrizitätswirtschafts- und organisationsgesetz (ElWOG), das am Dienstag das Parlament passierte, stehe nur, dass Smart Metering nach einer Prüfung eingeführt, nicht aber, nach welchen Kriterien evaluiert werden soll. Es fehlten die Rahmenbedingungen. In Deutschland sei es klüger gemacht worden: Die dort eingeführten elektronischen Stromzähler seien aus der Ferne weder ausles- noch steuerbar.
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