Mario Monicelli tot

Regisseur Monicelli mit 95 Jahren aus Fenster gesprungen

Adabei
30.11.2010 10:13
Der italienische Meisterregisseur Mario Monicelli ist tot. Der 95-Jährige hat seinem Leben am Montag mit einem Sprung aus einem Fenster im fünften Stock seines Krankenhauses in Rom ein Ende gesetzt. Italienische Kulturschaffende sind erschüttert vom Selbstmord des Filmemachers.

"Monicelli hatte eine große Würde. Er konnte es nicht ertragen, im Alter seine Selbstständigkeit zu verlieren. In der letzten Zeit hatte seine Sehkraft nachgelassen, obwohl er bis vor kurzer Zeit noch gehen konnte. Er war ein gesunder Mensch, der es nicht ertragen konnte, von anderen abhängig zu sein", sagte der Filmproduzent Aurelio De Laurentiis, der mehrere Filme Monicellis produziert hatte.

In den letzten Monaten hatte Monicelli einige gute Freunde verloren, darunter die im Juli verstorbene Drehbuchautorin Suso Cecchi D'Amico. "Man muss Monicellis Beschluss respektieren. Er hat uns allen den Respekt für die Regeln und die Toleranz gelehrt. Wenn man ihn jetzt fragen würde, warum er sich zum Selbstmord entschlossen hat, würde er antworten: 'Das ist doch meine Angelegenheit'", kommentierte der Schauspieler Michele Placido, der 2006 in Monicellis letzten Film "Le rose del deserto" (Die Rosen der Wüste) aufgetreten war.

Trotz seines hohen Alters war Monicelli immer noch sehr aktiv. "Vor fünf Tagen hatten wir über eine Aufführung gesprochen, die er für die Erdbebenopfer in L'Aquila organisieren wollte. Er war sehr freigiebig", berichtete Placido.

Die Nachricht von Monicellis Tod erschütterte das Turiner Filmfestival, das derzeit in der piemontesischen Hauptstadt im Gange ist. "Monicelli war eine sehr vitale Person mit einem derart starken Charakter, dass so ein Tod absolut unvorhersehbar war", sagte der Direktor der Turiner Filmmuseums, Alberto Barbera.

"Meisterregisseur" des italienischen Nachkriegskinos
Monicelli arbeitete in den 40er-, 50er- und 60er-Jahren mit einigen der größten Stars des italienischen Kinos zusammen, wie beispielsweise Marcello Mastroianni. Für seine Filme "Casanova '70" und "I Compagni" ("Die Peitsche im Genick") war er 1965 beziehungsweise 1963 zweimal für den Oscar nominiert. Monicelli hatte auch als Drehbuchautor gearbeitet.

Monicelli gilt als einer der "Meisterregisseure" des italienischen Nachkriegskinos, obwohl er selbst sich bis heute lieber als einfachen Handwerker bezeichnete. Als Regie-Genie der italienischen Filmkomödie stand der gebürtige Toskaner vor allem für unvergessene Streifen wie "La grande guerra" mit Alberto Sordi und Vittorio de Sica in den Hauptrollen und die Rififi-Parodie "I soliti ignoti" ("Diebe haben's schwer"), mit der er 1958 einer damals noch völlig unbekannten Claudia Cardinale zum Durchbruch verhalf.

1915 in Viareggio in der Toskana geboren, schrieb Monicelli sich nach dem Schulbesuch in Mailand zunächst an der medizinischen Fakultät ein, um dann schnell zu den Fächern Geschichte und Philosophie zu wechseln. Bereits 1934 drehte er seinen ersten 16-mm-Streifen: "I ragazzi della via Paal" ("Die Jungen von der Paulstraße") nach dem gleichnamigen Roman des ungarischen Schriftstellers Franz Molnar, mit dem er prompt bei den Filmfestspielen von Venedig einen Preis in der Kategorie "Low-Budget-Produktionen" gewann.

In Rom, damals unumstrittenes Zentrum der italienischen Filmindustrie, arbeitete er anschließend bei Regisseur Gustav Machaty und anderen berühmten Filmemachern als Assistent. 1949 begann Monicelli schließlich als Regisseur mit dem Streifen "Totò cerca casa" ("Totò auf Wohnungssuche") seine fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Steno, mit dem er unter anderem Kassenschlager wie "Guardie e ladri" ("Räuber und Gendarm") und "Totò e Carolina" (Totò und Carolina) drehte.

Verfilmte Leben des kleinen Mannes
Im Mittelpunkt seiner Filme stand fast immer das Milieu des kleinen Mannes - der italienische Kleinstadtbürger. Dabei gelang dem Regisseur auf spielerische Art die satirische Darstellung eines typisch italienischen Kleinbürgertums.

Vielfach ausgezeichnet als Regisseur - zweimal errang er in Venedig den Goldenen Löwen, dreimal in Berlin den Silbernen Bären und zweimal wurde er für den Oscar nominiert - war Monicelli als Schauspieler zuletzt 2004 in Audrey Wells Film "Unter der Sonne der Toskana" zu sehen. Als letzten Spielfilm realisierte er 2006 "Le rose del deserto".

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(Bild: kmm)



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