Abschieds-Tournee

“Weint nicht, freut euch!”: Simply Reds letzte Show in Wien

Musik
24.11.2010 12:34
"Weint nicht, freut euch!", so begrüßte Mick Hucknall am Dienstagabend seine fast 10.000 Fans beim - wahrscheinlich - letzten Konzert von Simply Red in der Wiener Stadthalle. Der Abschied fiel trotzdem nicht leicht.
(Bild: kmm)

Die Betonung auf "wahrscheinlich" deswegen, weil die Band ihr letztes Wien-Gastspiel eigentlich schon im Mai 2009 gefeiert hatte. Die Farewell-Tournee wurde dann allerdings auf eine Ehrenrunde gelenkt und so kamen die Simply-Red-Fans in der Alpenrepublik am Montag in Innsbruck und am Dienstag in Wien noch einmal zum Genuss.

Und der konnte sich wieder sehen bzw. hören lassen: Selbst im zweiten Sitzplatzrang, also quasi unterm Stadthallendach, wurde dem Zuhörer eine Soundkulisse dargebracht, die man dort keinesfalls vermutet hätte. Satter Bass, treibende Beats, markante Bläser, ein durchdringender Gitarrensound und das Klavier so voluminös, als säße man vor einem Flügel in der Pianobar eines Fünf-Sterne-Hotels. Über allem thronte natürlich Mick Hucknalls markante Stimme, glasklar und in Sachen Dynamik (ehrlich!) besser als von der Studioaufnahme.

Gleich bei der ersten Ballade "So Not Over You" brachte der seit heuer 50-jährige Rotschopf den Besuchern Gänsehaut-Feeling - um sie danach bei den Power-Nummern ins Schwitzen zu bringen. Bei humorvollen Songs wie "Night Nurse" und dem jazzigen "Enough" vermag Hucknall den Schalk in seinen Augen - zugegeben, den konnte man nur anhand der Mimik vermuten, da Hucknall bis zur Verabschiedung Sonnenbrillen trug - auch in die Stimme zu legen. Überhaupt ist eine Show für sich, Hucknall beim Singen zuzusehen. In Zeiten, wo professionelle Funkmikrofone selbst in Stadien ausfalls- und nahezu verlustfrei eingesetzt werden können, besteht der Simply-Red-Frontmann weiterhin auf ein feste Verbindung und manövriert dafür geschätzte 40 Meter Kabel über die samtbehangene Bühne.

25 Jahre gab es nun Simply Red. Unter den 19 Songs, die die Band während des 100-minütigen Konzerts in der Stadthalle vortrug, fanden sich praktisch keine unbekannten - zumindest für das Wiener Publikum. Bei den Über-Hits wie "Holding Back The Years", "Stars", "Fairground" (in der Originalversion, nicht die von der Latino-Platte) und den Zugaben "Money's Too Tight (To Mention)", "Something Got Me Started" und "If You Don't Know Me By Now" konnte Hucknall dem Publikum getrost ein paar Zeilen überlassen. Die entscheidenden Stellen, nämlich da, wo der Sänger extra Kraft in die Stimme legt und manchmal in ein paar Worten drei Oktaven emporklettert, bleiben bei dem 50-Jährigen aber Chefsache - frei nach dem Motto: "Ihr dürft's mitsingen, aber der Herr im Haus bin immer noch ich!" Die Fans belohnten den tatkräftigen Einsatz am Ende mit Standing Ovations.

Dass die Tour-Ehrenrunde noch einmal verlängert wird, kann diesmal aber ausgeschlossen werden. Zumal Mick Hucknall nach einem Solo-Album-Intermezzo bereits eine neue Band hat: Er tourt nächstes Jahr mit Ronnie Woods wiedervereinten "Faces". Was von Simply Red bleibt, ist neben einer eindrucksvollen Songkollektion eine Referenz in Sachen Frontmann-Stimme und Live-Sound. Auch wenn sich die Band jetzt darüber freut, ihre Karriere an einem Höhepunkt beendet zu haben - Trauertränen waren nach diesem fabelhaften Konzert durchaus angebracht.

von Christoph Andert
Fotos: Andreas Graf

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