Chefin aus Linz-Land

Kokain-Schmuggel-Organisation in Linz zerschlagen

Oberösterreich
16.11.2010 14:12
Das Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Linz haben einen großangelegten Kokainschmuggel aufgedeckt. Insgesamt sollen rund 270 Kilogramm mit einem Straßenverkehrswert von etwa 60 Millionen Euro vermutlich aus Kolumbien unter anderem nach Linz gebracht und von hier aus weiter verteilt worden sein. Eine 42-Jährige aus dem Bezirk Linz-Land soll als "Chefin" der Organisation fungiert haben.

Die "Struktur-Ermittlungen" der Polizei laufen schon seit 2007. Damals erfuhren Drogenfahnder aus einschlägigen Kreisen, dass Kokain im Raum Linz "von den Dominikanern" zu bekommen war. Die Spur führte schließlich zu der 42-Jährigen dominikanischer Abstammung, die durch Heirat die österreichische Staatsbürgerschaft erworben hatte.

Sie war die "Chefin" für Österreich. Zuständig war sie vorwiegend für den Schmuggel der Drogen per Pkw aus den Niederlanden nach Linz. Pro Fahrt wurden fünf bis sieben Kilogramm transportiert. Sie sorgte auch für die weitere Verteilung. Das Kokain wurde in ihrem Auftrag unter anderem zu Abnehmern nach Wien, Graz, Innsbruck, Mailand und Zürich gebracht.

Als ihre Quelle galten drei Personen aus der Dominikanischen Republik in Amsterdam, die als "Los Maestros" bezeichnet wurden. So lautete dann auch der Name einer Operation, die die Staatsanwaltschaft Linz, das Bundeskriminalamt Wien, das Landeskriminalamt und mehrere Kriminaldienste in Zusammenarbeit mit ausländischen Polizeibehörden starteten.

Von Kolumbien nach Österreich
Die Drogenfahnder konnten nach ersten Festnahmen im Herbst 2009 zusammen mit den Ermittlungsergebnissen die Struktur der Organisation erkennen: Verschiedene Personen aus der Region Las Vega und der gleichnamigen Hauptstadt in der Dominikanischen Republik arbeiteten in ihrer Heimat und in Europa zusammen in einer Organisation. Suchtgift-Kuriere transportierten den Stoff per Flugzeug aus dem nahen Kolumbien auf die Karibik-Insel. Von dort ging er weiter nach Paris, Madrid, Amsterdam, München, Düsseldorf, Zürich und Mailand. Danach wurde er - unter anderem über Linz - weiter verteilt.

Das Kokain hatte einen Reinheitsgrad von 45 Prozent. Um ihn für Konsumenten brauchbar zu machen, wurde er später auf das Dreifache gestreckt. Versteckt wurde das Kokain bei den Transporten im Gestänge und in doppelten Böden von Koffern, in Radlerhosen der Kuriere und sogar in Bauteilen im Motorraum von Fahrzeugen.

Perfekte Arbeitsteilung
Für die Ermittler ergab sich die "reinste Form der Organisierten Kriminalität" mit perfekter Arbeitsteilung. Unter anderem waren Frauen beteiligt, die nie Kontakt mit den Drogen hatten, sondern nur für Wohnungen als "Bunker" für die Drogen zuständig waren. Sie führten auch Überweisungen zur Bezahlung der Lieferungen und der Gewinne durch. Die "Überköpfe" in der Dominikanischen Republik sind zwar nach wie vor unbekannt, doch: "Wir mussten nicht an der unteren Verteilerebene kratzen, sondern sind in der Struktur relativ weit hinaufgekommen", stellten Dietmar Gutmayer von der Staatsanwaltschaft Linz und Erwin Meindlhumer vom Landeskriminalamt fest.

77 Festnahmen, 38 bereits verurteilt
Im Zusammenhang mit dem Österreich-Zweig wurden insgesamt 77 Personen festgenommen, darunter 24 im Ausland. Es handelt sich nicht nur um Staatsangehörige der Dominikanischen Republik und Österreicher, sondern auch um Chilenen, Venezolaner, Italiener und Portugiesen. Nach zehn weiteren - darunter zwei der "Maestros" wird mit europäischem Haftbefehl gefahndet. Gegen weitere 145 Abnehmer wurden Ermittlungen durchgeführt. 38 Personen wurden inzwischen rechtskräftig zu insgesamt über 113 Jahren Haft verurteilt. Die 42-jährige "Chefin" in Oberösterreich, die dem "gehobenen Management" in der Organisation angehörte, erhielt sieben Jahre.

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