Exklusiv-Interview

Paul Gludovatz: “Sind ganz sicher kein Titelkandidat!”

Oberösterreich
11.11.2010 15:24
Er ist der Mastermind hinter dem Rieder Fußballwunder: Seit Wochen navigiert Paul Gludovatz als Chefcoach seine "Wikinger" von Sieg zu Sieg. Logische Folge: Tabellenführung. Im krone.at-Interview will er trotzdem nichts vom Meistertitel hören. Stattdessen kündigt er einen Rieder Leistungseinbruch an.

krone.at: Tabellenführung, Einzug ins Cup-Viertelfinale, Einberufung Thomas Schrammels ins Nationalteam: Wozu wollen Sie eigentlich zuerst beglückwünscht werden, Herr Gludovatz?
Paul Gludovatz: Es ist schön, dass wir momentan für die Region und unsere Sponsoren etwas bewegen können. Ansonsten dürfen wir den Erfolgslauf nicht überbewerten. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu viel Energie für das Rundherum verschwenden. Unser Fokus muss auf die Trainings und Spiele gerichtet sein. Das ist anstrengend genug.

krone.at: Heißt das, Sie müssen Ihre Spieler davor schützen, nicht abzuheben?
Gludovatz: Zumindest gelingt es mir, das Wort, das die Fans so gerne hören, nicht in den Mund zu nehmen.

krone.at: Dann wagen wir, es auszusprechen: Ist Ried ein Titelkandidat?
Gludovatz: Ganz sicher nicht! Wir werden das Niveau, auf dem wir jetzt spielen, nicht über einen längeren Zeitraum halten können.

krone.at: Warum nicht?
Gludovatz: Das ist eine Frage der Qualität. Einige Spieler haben ihren Zenit bereits überschritten. Wenn ich drei fertige Spieler bekäme, würde ich uns zutrauen, unter die ersten vier bis fünf zu kommen. Aber wir müssen oft aus der Not eine Tugend machen. Nehmen Sie Schrammel her: Der ist von Rapid zu Innsbruck abgeschoben worden, von dort ist er zu uns gekommen. Und bei uns ist er zum Nationalspieler gereift.

krone.at: Auch wenn bekannt ist, dass für Sie die Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund steht und Sie gerne vom "Weg der kleinen Schritte" sprechen: Könnten Sie sich an die aktuelle Tabellensituation nicht gewöhnen?
Gludovatz: Sich daran zu gewöhnen, also den Erfolg zu bestätigen, ist viel schwieriger, als es dorthin zu schaffen.

krone.at: Man hört und liest dieser Tage viel vom Rieder Fußballwunder. Haben Sie - vor allem nach der Auftaktniederlage gegen Sturm Graz - erwartet, dass Ihre Mannschaft so stark ist.
Gludovatz: Wenn ich mir als Trainer nicht zutraue, die Mannschaft weiterzubringen, bin ich ja gescheitert. Wir haben früher in vielen Spielen mehr Ballbesitz als der Gegner gehabt und trotzdem verloren. Jetzt freut mich besonders die Art und Weise, wie wir mitunter unsere Punkte holen.

krone.at: Sie meinen, dass Ihre Mannschaft die Gegner bisweilen dominiert?
Gludovatz: Ja. Das ist Zukunft. Gegen die Austria etwa sind wir zum Teil mit fünf, sechs Mann in der gegnerischen Hälfte gestanden.

krone.at: Am Samstag kommt der SC Wiener Neustadt, gegen den Ried in der fünften Runde 5:0 gewonnen hat. Von einem Pflichtsieg wollen Sie wahrscheinlich dennoch nichts hören, aber: Ist Ried in dieser Partie Favorit?
Gludovatz: Wenn ich mir die starken Saisonleistungen von Wiener Neustadt anschaue - gegen Salzburg und Rapid war ich live dabei -, weiß ich genau, wie schwierig diese Aufgabe für uns wird. Wir müssen zu Hause das Spiel machen - das kommt den konterstarken Wiener Neustädtern entgegen.

Interview: Michael Fally

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