LH im Interview

Pühringer: “Dann steige ich auf die Barrikaden”

Oberösterreich
07.11.2010 12:29
Wie geht es Landeshauptmann Josef Pühringer in der heftigsten politischen Woche durch das Wiener Westring-Nein? Zu seinem 61. Geburtstag vor einer Woche hätte sich Josef Pühringer ein anderes "Geschenk" als das Nein der Regierung zum Linzer Westring gewünscht. Wien spielt ihm übel mit wie noch nie. So wurden die letzten Tage zu den heftigsten in seinem langen politischen Leben. Die Drähte nach Wien liefen und laufen heiß, während hierzulande die Kritik an Pühringers – mangelnder? – Durchsetzungskraft lauter wurde. Im "Krone"-Interview nimmt er Stellung.

"Krone": Nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Herr Landeshauptmann! Wie haben Sie ihn gefeiert?
Josef Pühringer: Danke, zu Hause im Kreise meiner Familie.

"Krone": Im Vorjahr ist Ihr Bundesparteiobmann Josef Pröll zu Ihrem 60er mit großen Geschenken aus Wien angereist. Ein Jahr später hat er Ihnen ein Ei gelegt...
Pühringer: Ich nehme an, Sie meinen damit den Westring. Ja, ich hoffe nicht, dass das ein Ei wird. Vor allem kein faules. Ich erwarte, dass der Bundeskanzler sein Wort hält, das er 2008 zum Bau des Rings gegeben hat. Und der Finanzminister hat erste positive Signale gegeben.

"Krone": Die Westring-Absage ist ja nicht das erste Wiener Ei, das man Ihnen legt. 2003 hat Ihnen Ihr Parteifreund und damaliger Bundeskanzler Schüssel mit der Voest die Landtagswahl vermasselt.
Pühringer: Letztlich war die Voest-Privatisierung die richtige Entscheidung. Aber für uns war's ein ungünstiger Zeitpunkt. Das hat unser Wahlergebnis beeinträchtigt.

"Krone": Da werden Sie sich bei Wolfgang Schüssel schön bedankt haben!
Pühringer: Ja, ehrlich gesagt habe ich den Bundeskanzler schon spüren lassen, dass diese Aktion eindeutig zum falschen Zeitpunkt kommt.

"Krone": Man hat den Eindruck, dass gerade Oberösterreich immer wieder von Bundesseite übel mitgespielt wird.
Pühringer: Dem muss ich schon widersprechen. Wir haben in den vergangenen Jahren wirklich unheimlich viele Projekte mit Bundeshilfe durchgesetzt, vom Autobahnbau und -ausbau über die Forschungseinrichtungen, den Uni-Ausbau bis zur HTL-Offensive. Aber derzeit haben wir eben zwei Projekte, um die wir kämpfen werden. Um den zugesagten Westring und um die Medizin-Uni samt Ausbau der Kepler-Uni.

"Krone": Und wenn die Bundesregierung doch endgültig Nein zum Westring sagt?
Pühringer: Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber wenn, dann gibt es kein Pardon. Wenn ein Nein kommt, dann wäre das so ziemlich der schwerste Konflikt zwischen Land Oberösterreich und Republik. Denn es geht hier um den wichtigsten Industrieraum und um den Nettozahler in Österreich.

"Krone": Wie führt dann Josef Pühringer so einen Konflikt?
Pühringer: Von mir gibt es da keine Drohszenarien zu hören. Ich sage nur: Wer klug ist, der plakatiert seine Strategie nicht. (schmunzelt)

"Krone": Aber die Blockade des Bundesbudgets durch die oberösterreichischen Nationalratsabgeordneten wäre ein Kampfmittel.
Pühringer: So lange verhandelt wird, ist nicht die Zeit der Kampfansagen. Aber die Möglichkeiten sind beachtlich...

"Krone": Man hat Ihnen zuletzt zu geringen Einfluss in Wien nachgesagt.
Pühringer: Widerspruch! Dem steht die Erfolgsbilanz der letzten 20 Jahre entgegen.

"Krone": Behauptet wird auch, dass etwa die Steirer mehr in Wien erreicht haben.
Pühringer:(energisch) Mit der Steiermark möchte ich wirklich in keinster Weise tauschen! Der Vergleich macht mich sicher. Ich setze auf Zusammenarbeit und Konsens, ich bin kein Polterer – aber wenn es sein muss, dann wird mich in der Leidenschaft des Einsatzes kaum einer übertreffen. Dann steige ich auf die Barrikaden! Aber: Lautstärke hat nicht unbedingt etwas mit Qualität zu tun.

"Krone": Sie gelten als eher harmoniebedürftig. Wie tritt Josef Pühringer denn in Wien auf?
Pühringer: Bestimmt, konsequent, verbindlich in der Art, aber hart in der Sache. Wer immer laut ist, der hat keine Steigerungsmöglichkeit.

"Krone": Ist dieses Verhalten Pühringer-typisch – oder ist das überhaupt das Oberösterreicher-Naturell?
Pühringer: Das ist für mich eindeutig das Naturell der Oberösterreicher. Das hat uns erfolgreich gemacht. Nicht das Gegeneinander, sondern das Miteinander.

"Krone:" Wiener sind da anders...
Pühringer: Wiener sind immer anders, drum sind sie Wiener. Aber ich habe keinen Wien-Komplex, sondern stelle dem oberösterreichisches Selbstbewusstsein entgegen.

"Krone": Selbst wollten Sie ja nie in Wien politisch tätig sein.
Pühringer: Nein, ich habe nie ein Wechselbedürfnis gehabt, weil man im Land einfach viel mehr bewegen kann.

"Krone": Und Wien gilt als eine Schlangengrube...
Pühringer: Mir gefällt das Bild vom glatten Parkett viel besser. Aber ich muss schon sagen: Ich kenne viele nette Wiener. Und wir haben's nicht not, einen Wien-Komplex zu bedienen. Jetzt schenken wir den Wienern sogar den Christbaum! (lacht)

"Krone": Hier in Oberösterreich läuft für Sie derzeit aber auch nicht alles ganz rund. Zuerst hat sich Landesrat Josef Stockinger in die Versicherung verabschiedet, dann hat auch noch Parteigeschäftsführer Strugl im "Krone"-Interview verkündet, dass er als Pühringer-Nachfolger nicht zur Verfügung steht. Gehen Ihnen die "Kronprinzen" aus?
Pühringer: Strugl und Stockinger sind ausgezeichnete Leute. Aber jeder trifft seine Entscheidungen selbst. Auch ich werde zum richtigen Zeitpunkt entscheiden, ob ich noch einmal antrete. Und: Die ÖVP ist in der glücklichen Lage, einen relativ großen Fundus von Frauen und Männern zu haben, die Spitzenfunktionen übernehmen können.

"Krone": Ihren 65. Geburtstag – wie werden Sie den feiern?
Pühringer: Hoffentlich bei guter Gesundheit, im Kreise meiner Familie und vieler Freunde.

"Krone": Und in welcher Funktion?
Pühringer:(lächelt) Das ist unbedeutend: Ich definiere mich nicht über Funktionen.

Interview von Klaus Herrmann, "OÖ Krone"
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