Arzt ohne Grenzen

Salzburger Chirurg über die schlimmen Zustände in Haiti

Salzburg
24.10.2010 19:29
220 Todesopfer - und es werden täglich mehr. Mittlerweile hat die Cholera in Haiti die Hauptstadt Port-au-Prince erreicht. Wenn der 50-jährige Unfallchirurg Ludwig Lepka (Bild) aus Salzburg diese Bilder sieht, dann erinnert er sich an seinen Aufenthalt dort: Er war nach dem Erdbeben in einem Container-Spital tätig.

300.000 Tote forderte das Erdbeben im Jänner. 1,2 Millionen Menschen wurden obdachlos. Organisationen aus der ganzen Welt halfen auf der Karibikinsel. Auch die "Ärzte ohne Grenzen".

Aufräumarbeiten dauern
Ludwig Lepka - Unfallchirurg, Not-, Bergrettungs- und Flugrettungsarzt bei der "Martin"-Flotte in Salzburg - war einer der engagierten Helfer, die sich für den Einsatz meldeten. Im Juni flog er Richtung Haiti um mehrere Monate als Unfallchirurg in einem Container-Spital nahe der Hauptstadt zu arbeiten. "Die Schäden waren natürlich noch allgegenwärtig. Viele Gebäude lagen in Schutt und Asche. Aber man merkte, die Bewohner hatten sich mit Unterstützung der Helfer in Zeltstädten organisiert. Das Aufräumen dauert, weil mit Schaufel und Scheibtruhe ans Werk gegangen wird", schilderte Lepka.

"Schon wir hatten damals jederzeit mit dem Ausbruch der Cholera gerechnet", erzählt er. "Mit dem Einsetzen der Regenzeit, also der Hurrikan-Saison, war das unter den katastrophalen Hygienischen Bedingungen eigentlich zu erwarten." Soweit kam es damals aber nicht. Stattdessen erlebte der erfahrene Mediziner mit seinem Kollegen aus dem Senegal einen fast "chirurgischen Alltag", wie er sagt.

Chirurgie mit Einschränkungen
Operationen nach Verkehrsunfällen, Fuß- und Armbrüche, Wundversorgung. Wenn auch unter ganz anderen Verhältnissen wie bei uns: Neben den beinahe stetigen 38 Grad Lufttemperatur waren auch die medizinischen Umstände eingeschränkt. "Anfangs war es schwierig, zur Basis zurück zu kehren", meint er, wenn etwa ein Bruch mit Karton geschient werden musste oder das blutbefleckte Operations-Gewand in einem einfachen Plastikeimer gewaschen wurde. "Und natürlich", wird Lepka nachdenklich, "erlebte ich auch chirurgische Extrem-Fälle. Weil viele Patienten erst sehr spät den Weg ins Spital fanden. Leider auch zu spät."

Mehr überwogen aber die schönen Momente: Ein erfolgreicher Kaiserschnitt, ein gerettetes Bein oder ein aufgepäppeltes Findelkind. Lepka: "Die Leute dort danken es dir mit Herzlichkeit!"

Lepka: Viele Planen-Behausungen nicht mehr dicht
Das Not-Krankenhaus bestand aus Containern und Zelten mit 110 Betten. Lepka weiß: "Alle Zelte in Haiti sind seit neun Monaten in Gebrauch, ebenso wie die notdürftigen Planen-Behausungen nicht mehr wirklich dicht, und ergeben mit den allgemein sehr schlechten Hygienebedingungen leider ein großes Cholera-Risiko."

von Max Grill, Kronen Zeitung

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