Im Praxistest

Das denken Nutzer über Microsofts Windows Phone 7

Elektronik
22.10.2010 15:59
Vorsicht, frisch gekachelt: Mit Windows Phone 7 wagt Microsoft den Neuanfang und präsentiert ein von Grund auf saniertes Handybetriebssystem. Für den Softwarekonzern die wahrscheinlich letzte Chance, nach dem zuletzt nur leidlich erfolgreichen Windows Mobile wieder Marktanteile gut zu machen. Wie die Erfolgsaussichten für den neuen alten Mitbewerber im Vergleich zu Apples iPhone, Googles Android und Nokias Symbian stehen - krone.at hat Nutzer der rivalisierenden Plattformen um ihre Meinung gebeten.

Nur 4,7 Prozent – mehr Marktanteile waren für Microsoft im hart umkämpften Smartphonemarkt zuletzt nicht drin. Noch im Vorjahr kamen die Redmonder den Analysten von Gartner zufolge auf 8,7 Prozent, doch auch das reichte nicht, um sich gegen die Konkurrenz von Research in Motion (Blackberry), Googles Android, dem iPhone und der zwar schwächelnden, aber nach wie vor führenden Symbian-Plattform von Nokia zu behaupten.

Doch so leicht will sich der Softwaregigant nicht geschlagen geben: Windows Phone 7 soll das Feld von hinten aufrollen, schließlich geht es längst nicht nur um die Vorherrschaft im Smartphonemarkt, sondern auch um das lukrative Geschäft mit mobilen Diensten und Anwendungen im Internet (Stichwort Cloud-Computing), auf die sich Microsoft laut Aussagen von Steve Ballmer künftig voll und ganz konzentrieren möchte.

Direkter Draht zur Datenwolke
Der von der hauseigenen Konsole bekannte Spieledienst Xbox Live, das Musik- und Videoangebot Zune oder die Windows Live Essentials sind daher eng verknüpft mit dem neuen Handybetriebssystem. Die Suche erfolgt erwartungsgemäß über Bing, gesurft wird mit dem Internet Explorer und Dokumente aller Art werden wie vom PC gewohnt mittels Word, Powerpoint oder Excel erstellt, bearbeitet und verwaltet.

Großteils allesamt Anwendungen und Dienste also, die sich über Jahre bewährt haben, eine große Nutzerschaft aufweisen und dementsprechend auch Windows Phone 7 zum Erfolg verhelfen könnten. Ob sich dieser tatsächlich einstellt, bleibt vorerst jedoch abzuwarten. Während das einflussreiche US-Technologieblog "Techcrunch" dem neuen Handybetriebssystem einen zu späten Markteintritt attestiert, gibt sich Microsoft-Entwicklungsmanager Bernhard Carli zuversichtlich.

"Vom Kundenansturm überrascht"
Er räumt zwar ein, dass sich Microsoft mit "Windows Phone 7 viel Zeit gelassen" hat, denkt jedoch, dass noch viel Wachstum möglich sei. "Der Smartphonemarkt steckt noch in den Kinderschuhen", so Carli kürzlich auf einer Partnerkonferenz des Softwarekonzerns. Beim heimischen Mobilfunker A1, der seit Donnerstag erste Geräte mit dem neuen Betriebssystem verkauft, ist die Nachfrage jedenfalls groß. Man sei vom Kundenansturm überrascht gewesen, sagte A1-Sprecher Martin Bredl – was aber auch darauf zurückzuführen sein dürfte, dass es am ersten Verkaufstag zu jedem Gerät eine Xbox 360 als Draufgabe gab.

Das neue Betriebssystem im Praxistest
Doch was denken die Nutzer über die neue Windows-Plattform? krone.at hat jeweils einen iPhone-, einen Android- und einen Symbian-Nutzer zum Kurztest des neuen Windows Phone 7 gebeten. Auch wenn die Umfrage keineswegs repräsentativ ist, decken sich die Meinungen doch zumindest in einem Punkt: Alle drei waren entgegen den Erwartungen positiv überrascht vom "Look and Feel" des neuen Microsoft-Betriebssystems.

Das denkt ein Android-Nutzer (Google G1) über WP7:
"Ich war ehrlich gesagt überrascht, statt des typischen Windows-Desktops eine schnörkellose, übersichtliche und sehr aufgeräumte Benutzeroberfläche vorzufinden. Das neue Kachelmenü lässt sich intuitiv bedienen und stellt rein optisch eine willkommene Abwechslung zu der für Smartphones fast schon typischen Icon-Anordnung in Reih und Glied dar. Der Touchscreen reagiert sehr flüssig (als Testgerät diente das HTC Trophy, Anm.) und gibt die Inhalte kontraststark wieder, wobei das Scrollen durch eine Art Dämpfungsoptik schön weich und fließend erscheint. Die einzelnen Anwendungen starten zügig, sogar schnellere Bildfolgen bewältigt die Kamera bzw. der Prozessor mühelos. Hier dürfte es sich bezahlt machen, dass Microsoft die Hersteller dazu zwingt, eine Art Mindestvoraussetzung zu erfüllen. Auch die Haptik ist gelungen - nicht zu leicht und nicht zu schwer, was man von meinem G1 leider nicht mehr behaupten kann."

Das denkt ein Symbian-Nutzer (Sony-E. Vivaz Pro) über WP7:
"Ich finde das neue Windows Phone 7 in erster Linie unglaublich stylish. Auch wenn die Individualisierungsmöglichkeiten nicht ganz so groß sind wie bei meinem Vivaz Pro – außer der Kachelfarbe lässt sich ja kaum etwas ändern -, hebt es sich positiv vom Smartphone-Einerlei ab. Vor allem aber ist es verständlich gehalten: Während ich bei meinem Handy oftmals durch mehrere Menüs klicken muss, nur um dann doch an der falschen Stelle zu landen, beschränkt sich Windows Phone 7 auf das Wesentliche. Einzig manche Icons und Schaltflächen sind anfangs nur schwer zu durchschauen, aber eine gewisse Einarbeitungszeit braucht man bei jedem Handy. Mir gefällt auch das App-Angebot: Mit iTunes kann Microsoft zwar nicht konkurrieren, aber im Vergleich zu der handvoll Apps, die ich mir herunterladen kann, ist das Angebot ziemlich überwältigend. Etwas störend finde ich die Sychronisation von Musik und Videos über Zune – ein einfaches Drag & Drop wäre mir lieber gewesen. Und dass eine Copy-Paste-Funktion fehlt, ist natürlich ein Manko, aber da hat Microsoft ja schon versprochen, nachzubessern."

Das denkt ein iPhone-Nutzer (iPhone 4) über WP7:
"Ich geb’s ja zu, ich meide seit 2008 jedes Nicht-iPhone wie der Teufel das Weihwasser. Und zwar hauptsächlich deswegen, weil die Touchscreen-Sache meines Erachtens bisher noch kein anderer Handyhersteller bzw. Software-Produzent so gut in den Griff bekommen hat wie Apple. Warum sollte ich also zum Schmiedl gehen, selbst wenn der Schmied etwas teurer ist als die anderen? Bei WP7 muss aber jeder noch so eingefleischte iJunkie mit Respekt eingestehen: Das ist gelungen! Die Menüführung mit der ohne grafische Spielereien auskommenden Kachel-Struktur ist eine beruhigt-unaufgeregte Alternative zur bunten iPhone-Welt. Die Menüschrift ist vielleicht eine Spur zu groß geraten, reduziert dafür aber die Fehlerquote beim Klicken, pardon - 'Touchen'. Tastatur und Basic-Features wie Adressbuch, E-Mail und Kalender scheinen mir auf den ersten Blick brav gelöst. Etwas störend sind aber die vielen und lang dauernden Animationen, die beim Navigieren durch die Menüs und beim Aufrufen von Applikationen abgespielt werden. Das gibt's zwar beim iPhone auch, dort fühlt man sich aber nicht so deutlich in seiner Tipp-Geschwindigkeit behindert. In puncto Browsing hat Apple mit Safari für mich immer noch die Nase vorn, weil WP7 hier für das Rendern immer eine Schrecksekunde benötigt. Dass man Text-Websites auf einem iPhone 4 gefühlsmäßig leichter liest, liegt wohl am überlegenen Display des Apple-Handys – da kommt das (ansonsten qualitätsmäßig überzeugende) HTC-Gerät nicht heran. Meine Prognose: Neben Marktführer Apple werden sich vor allem Nokia und Google warm anziehen müssen, denn WP7 könnte schnell zum 'König der Schmiedl' werden."

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