Nur 140 km entfernt

Strahlenlabor warnt vor bayrischen Uralt-Reaktoren

Salzburg
16.10.2010 11:31
Wissenschaftler vom Strahlenlabor des Landes schlagen Alarm: In einem brandneuen Bericht warnt Univ. Prof. Friedrich Steinhäusler vor einer verlängerten Laufzeit in den deutschen Atomreaktoren. Vor allem betroffen sei das AKW "Isar 1", nur 140 Kilometer entfernt von Salzburg, auch da drohen "erhebliche Betriebsstörungen".

Gerade einmal sieben Seiten lang ist der neue Bericht des Strahlenlabors, aber was die Wissenschaftler um Prof. Friedrich Steinhäusler über die deutschen AKWs berichten, muss die gesamte Landespolitik alarmieren.

Uralt-Reaktor noch bis 2019 in Betrieb
Der Atomreaktor Isar 1 sollte 2011 abgeschaltet werden – nach 32 Jahren in Betrieb. Der Siedewasserreaktor gehört zu den ältesten AKWs überhaupt. Doch jetzt soll er noch bis 2019 Strom erzeugen. Der benachbarte Atommeiler Isar 2 läuft seit 1988 – er soll erst 2034 eingemottet werden, nicht wie geplant schon 2020.

Ärgsten Belastungen ausgesetzt
Die Physiker vom Strahlenlabor haben gegen diese längere Laufzeit ärgste Bedenken. Vor allem, weil einige wichtige Bauteile der Reaktoren ärgsten Belastungen ausgesetzt sind. Die Rohre, Wärmetauscher und der Reaktordeckel müssen dauernd höchste Betriebstemperaturen, Neutronen-Bestrahlung und auch hohen Druck aushalten – und das jahrzehntelang. Dazu kommt bei metallischen Komponenten die unvermeidliche Korrosion.

Diese dauernde Belastung hat "eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit einer Materialermüdung zur Folge", heißt es trocken im Bericht. Das kann zu "erheblichen Betriebsstörungen führen" – vor allem auch am Reaktordeckel, warnen die Physiker ganz unverblümt.

Längere Laufzeit erhöht Gefahren deutlich
Und weiter: "Diese Tatsache ist mit ein Grund für die bei der Errichtung eingeplante begrenzte Betriebslaufzeit jedes AKW." Genau diese Laufzeit wird aber nun verlängert – das erhöht die Gefahren deutlich. Die Wissenschaftler entlarven auch die Beteuerungen, dass die Reaktoren stets nachgerüstet wurden: Denn einige Teile, die äußerst stark belastet sind, können gar nicht ausgetauscht werden (vor allem im Inneren des AKWs), und bei der Nachrüstung wurden sehr unterschiedliche Technologien aus vier Jahrzehnten miteinander kombiniert. Das erhöht neuerlich die Fehleranfälligkeit des Reaktors.

Umweltlandesrat kündigt rechtliche Schritte an
Umweltlandesrat Walter Blachfellner: "Der Bericht muss jeden aufrütteln, der um die Sicherheit der Menschen in unserem Land besorgt ist!" Der SP-Politiker kündigt rechtliche Schritte gegen die bayerischen Uralt-AKWs Isar 1 & 2 an: "Wenn der Umwelt-Minister nicht mitmacht, ziehe ich das mit meinem grünen Amts-Kollegen Rudi Anschober aus Oberösterreich alleine durch. Wir müssen ja auch klären, wie sehr das Risiko für Unfälle durch diese längere Laufzeit steigt!"

von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung
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