"Krone" fragt nach

Salzburgs Wege aus der Pflegemisere – fünf Vorschläge

Salzburg
14.10.2010 09:08
Der neue Gesamtleiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Salzburg kommt selbst aus der Pflege. Dass ihm diese Aufgabe übertragen wurde, ist ein wichtiger Schritt in Richtung Anerkennung dieses Berufes. Die "Krone" sprach mit dem Experten, was Salzburg aus der Pflegemisere retten könnte.

Direktor Arno Buchacher (Bild) weiß, wovon er spricht. Mit 16 hat er die Ausbildung zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger begonnen. Sein Weg führte ihn über die Intensivstation, Pflegemanagement und Controlling nach Salzburg. "Uns fehlt zur Zeit nur eine Pflegekraft. Vor einem Dreivierteljahr war das aber anders. Es kommt so in Wellen", erklärt der Direktor.

Der zweite Ausbildungslehrgang in den Landeskliniken, der zusätzlich noch im März beginnt, kann diese Wellenbewegung zwar abschwächen, aber nicht eliminieren. "Es war bei uns einmal so weit, dass wir einen Operationssaal schließen mussten, weil das spezialisierte Personal gefehlt hat."

Pflegeberufen werden unterbewertet
Dass Salzburg auf einen fast unabwendbaren Pflegenotstand zusteuert, beschäftigt Buchacher, aber auch, dass der Beruf beim Image und Geld unter Wert geschlagen wird. "Ja, man müsste mehr bezahlen, aber das ist nicht alles." Seine Vorschläge:

  • Die Ausbildung interessanter gestalten. "Ich denke da an eine zusätzliche universitäre Ebene, um mit dem Bachelor abzuschließen."
  • Mehr Gewicht für Lehre und Forschung im Pflegebereich: "Da haben wir ganz große Defizite in Österreich und in Salzburg."
  • Mehr Spezialisierung: "Im Grunde genommen bekommt jeder drei Jahre lang die gleiche Ausbildung und dann spezialisiert man sich. Das wäre auch nach zwei Jahren möglich plus ein Jahr Spezialgebiet oder ein Modulsystem. Man müsste sich früher entscheiden, aber in Deutschland ist der OP-Pflegebereich ein eigener Beruf."
  • Der Wechsel in andere soziale Berufe sollte leichter sein. "Zum Beispiel die Behindertenbetreuung. Da gibt es viele Gemeinsamkeiten. Und trotzdem muss ich bei einem Wechsel wieder im ersten Jahr anfangen."
  • Die Rahmenbedingungen müssen passen. "80 Prozent in diesem Bereich sind Frauen. Weil Nachtschichten und so weiter nicht immer mit der Familie vereinbar sind, sitzen viele mit guter Ausbildung in einem Arztvorzimmer. Mit einer guten und betriebsinternen Kinderbetreuung könnte man die Mitarbeiter und ihr großes Wissen halten."

von Melanie Hutter, "Salzburger Krone"

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