Reaktion auf Lärm

Singvögel pfeifen unter der Woche anders

Wissenschaft
08.10.2010 11:16
Singvögel können rasch auf Lärm reagieren. Das zeigt eine Studie von Forschern der Universität Zürich. Rohrspatzen, die ihr Revier an stark befahrenen Straßen haben, singen werktags in einer höheren Tonlage als sonntags. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass der menschgemachte Lärm das frühmorgendliche Konzert der Singvögel durcheinanderbringt.

Die Männchen von Amsel, Kohlmeise oder Nachtigall in der Stadt singen lauter oder in höheren Tonlagen als ihre Artgenossen auf dem Land. So versuchen sie sich bei den Weibchen Gehör zu verschaffen. Bisher war aber nicht klar, ob der Lärm wirklich die Ursache ist für die Gesangsveränderung ist. Zudem wussten Wissenschaftler nicht, ob die beobachteten Unterschiede in der Tonhöhe genetisch bedingt sind oder ob jeder einzelne Vogel seinen Gesang dem Umweltlärm anpassen kann.

Biologen der Universität Zürich haben nun gezeigt, dass Rohrspatzen, die auch Rohrammern genannt werden, tatsächlich direkt auf Lärmveränderungen reagieren können. Ein Team um Hansjörg Kunc untersuchte die Tiere in zwei Naturschutzgebieten im Kanton Zürich. Der erste Standort war ruhig, der zweite lag an einer stark befahrenen Straße.

Je lauter, desto höher singen die Spatzen
Wie die Forscher im Fachmagazin "American Naturalist" berichten, sangen die Männchen am lauten Standort in einer höheren Tonlage als jene im ruhigen Gebiet. Das Tempo dagegen, mit der die lärmbelästigten Spatzen ihren Gesang vortrugen, war geringer als unter ruhigen Bedingungen.

Vom Menschen verursachter Lärm sei meist niederfrequent, sagte Kunc. Das überschneide sich genau mit dem Frequenzspektrum des Gesangs vieler Singvögel. Um die Überlagerung zu verhindern, müssten die Tiere deshalb die Frequenz oder Tonhöhe anpassen.

Tiere reagieren auf weniger Lärm
Im lauten Gebiet verglichen die Wissenschaftler auch, wie sich der Gesang der einzelnen Männchen zwischen Sonn- und Werktagen unterscheidet. Am Sonntag herrscht weniger Verkehr, entsprechend tiefer ist das Lärmaufkommen. Resultat: An Werktagen sangen die Rohrammern in einer höheren Tonlage, an Sonntagen schien die tiefe Lage zu reichen.

Schließlich spielten die Forscher den Rohrspatzen in der ruhigeren Zone vom Tonband Straßenlärm vor. Die Tiere reagierten sofort: Während der Lärmbelästigung sangen sie höher als vor- und nachher. Der Verkehrslärm sei also tatsächlich die Ursache für das veränderte Gesangsverhalten und das einzelne Tier könne sich anpassen, sagte Kunc.

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