Schweizer Studie

Handystrahlen verursachen keine Schlafprobleme

Elektronik
04.10.2010 11:00
Mobilfunkstrahlung verursacht keine Schlafprobleme. Zu diesem Schluss kommt eine groß angelegte Studie aus Basel. Auch andere Funkstrahlung wie jene von Schnurlostelefonen oder WLAN haben demnach keinen negativen Einfluss auf den Schlaf.

Handys, schnurlose Telefone und drahtloses Internet sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Viele Menschen befürchten jedoch, dass die Funkstrahlen der Geräte schädlich für die Gesundheit sein könnten - auch wenn bisher keine solchen Schäden wissenschaftlich nachgewiesen sind.

Die häufigste Beeinträchtigung, die Menschen auf die hochfrequente elektromagnetische Strahlung zurückführen, sind Schlafprobleme. Tatsächlich gaben einige Studien im Schlaflabor Hinweise auf einen solchen Zusammenhang: Hirnströme von Probanden veränderten sich, wenn diese vor dem Schlafen starker Mobilfunkstrahlung ausgesetzt wurden.

Viel Strahlung im Zug
In einer Studie im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 57 des Schweizerischen Nationalfonds gingen Forscher um Martin Röösli vom Tropen- und Public-Health-Institut und der Universität Basel nun diesen Befürchtungen und Indizien nach. Sie werteten Daten von 1.375 Einwohnern der Region Basel aus, die in einem Fragebogen über die Qualität ihres Schlafes Auskunft gegeben hatten.

Die Forscher fragten für die im Fachmagazin "Radiation Research" publizierte Studie auch nach Attributen und Verhaltensweisen, die einen Einfluss haben auf die Strahlenexposition. Wie groß ist die tägliche Gesprächsdauer am Handy? Steht das schnurlose Telefon auf dem Nachttisch? Wird der Arbeitsweg im Zug oder Auto zurückgelegt?

Die Angaben der Befragten setzten die Wissenschaftler in ein eigens erstelltes Modell ein, mit dem sich die tägliche Strahlenbelastung berechnen lässt. "Wer lange in einem Intercity-Zug unterwegs ist, bekommt zum Beispiel relativ viel Mobilfunkstrahlung ab von den Handys der Mitreisenden", sagte Röösli.

Ungenaue Selbsteinschätzung
Die Auswertungen zeigten, dass kein Zusammenhang besteht zwischen der Strahlenexposition und der Schlafqualität. Wer hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung stark ausgesetzt war, hatte weder ein erhöhtes Risiko für Schlafprobleme in der Nacht noch für übermäßige Müdigkeit tagsüber.

Auch einzelne Strahlungsquellen hatten laut Studie keinen Einfluss auf das Schlafverhalten. Starke Handynutzung, häufiger Gebrauch des schnurlosen Telefons oder ein Wohnort in der Nähe einer Mobilfunkantenne waren allesamt keine Risikofaktoren für die Qualität des Schlafes.

Von 470 Studienteilnehmern bekamen die Forscher die Erlaubnis, beim Mobilfunkanbieter die tatsächliche Telefonierdauer abzufragen. Zwar zeigte sich, dass Selbsteinschätzung und Realität nicht gut übereinstimmen: Statt 46,5 Minuten pro Woche telefonierten die Teilnehmer nur 28,8 Minuten. Doch auch mit den neuen Daten bestand kein Zusammenhang zwischen Strahlungsexposition und Schlaf.

Objektive Messungen
Definitiv geklärt sei die Frage, ob Funkstrahlung Schlafprobleme verursache, mit der Studie nicht, räumte Röösli ein. Doch dank des erstellten Modells habe die Strahlungsexposition erstmals objektiv gemessen werden können. "Und wenn die Strahlung einen starken Einfluss ausüben würde, hätten wir einen Zusammenhang gefunden."

Es sei aber beispielsweise vorstellbar, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung sensibel auf Funkstrahlung reagiere. Solche Menschen könnten dies merken und zu ihrem Schutz der Strahlung aus dem Weg gehen. "In einem solchen Fall wäre es mit unserer Studie kaum möglich, diese Gruppe zu entdecken", sagte Röösli.

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