Sextett vor Richter

Rekordmenge von 204 Kilo Kokain sichergestellt

Niederösterreich
07.09.2010 17:45
Sie haben wie ehrenwerte Geschäftsmänner gewirkt. Nur – ihr „Konferenzraum“ war der schwer bewachte Schwurgerichtssaal in Korneuburg. Denn ihre Geschäfte sind schmutzige: Drogenhandel. Kokain. 204 Kilo sollten nach Österreich geschleust werden. Der Coup platzte, gefährdete dabei aber einen verdeckten Ermittler.

Der eine baut und verkauft Ölpipelines in großem Stil. Der andere ist Techniker und berechnet die Rohre. Der dritte ist Mechaniker und Schweißer. An sich ein Geschäft, mit dem es sich gut leben ließe. Aber Scheidungen und Schulden kosten, so schlitterte man in das Drogengeschäft. Will man zumindest Richterin Xenia Krapfenbauer im Gericht Korneuburg weismachen. Diese lächelt und zitiert aus den Vorverurteilungen, etwa fünf Jahre und sechs Monate Haft in Deutschland „wegen unerlaubter Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge.“ Was den 63-jährigen britischer „Sir“ und Kopf der Bande, protestieren lässt: „Das war nichts, ganz wenig.“ Die Richterin stimmt ihm zu: „Ja, 200 Kilo waren es nicht, ein paar schon.“

204 Kilo – um diese gewaltige Menge geht es in diesem Verfahren. 204 Kilo fast reinsten Kokains im Wert von mindestens 20 Millionen Euro, das über Südamerika nach Europa geschleust wurde. Nicht unentdeckt, denn die belgischen und österreichischen Behörden hatten längst ein Fahndungsnetz nach den Hintermännern gesponnen. Die Ware gesichert und zwei verdeckten Fahndern eine „Legende“ gestrickt. Man „gründete“ ein Transportunternehmen mit dezentem Hinweis auf Spezialisierung gefährlicher Frachten. Und der Köder wirkte prompt.

Der „Transportunternehmer“, also der Fahnder, „fand“ die Fracht in Rotterdam, als Finderlohn und Überstellungsgebühr sollten ihm in einem Lager in Stockerau 1,2 Millionen Euro übergeben werden. Doch statt Bares gegen Ware gab es den Blick in eine Pistole. Ein 30-Jähriger (Verteidigung Christian Werner) war von Holland aus als Mann fürs Grobe geschickt worden. Er fesselte den Fahnder, hielt ihn in Schach – und in seinem ersten unachtsamen Moment schlugen die auf der Lauer liegenden Kollegen der „Cobra“ zu.

Auf erpresserische Entführung neben Drogenhandel lautet die Anklage von Staatsanwalt Friedrich Köhl. Deren man sich natürlich nicht schuldig bekennt. Das Verfahren geht am Donnerstag mit der Einvernahme der Ermittler weiter.

von Gabriela Gödel, Kronen Zeitung
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