"Allegro Vivo"

“Traumpfade” als mühselige Nachtwanderung

Niederösterreich
30.08.2010 12:01
Auf musikalische "Traumpfade" hat man sich am Sonntagabend im großen Rittersaal von Burg Raabs im Waldviertel begeben. Im Rahmen des Kammermusikfestivals Allegro Vivo konzertierte das Merlin Ensemble Wien, Martin Schwab las aus Texten von Wolfgang Borchert. Eine vielversprechende Kombination, die allerdings durch die doch lähmende Länge des Programms den hochfliegenden Anspruch nicht ganz einzulösen vermochte.

Die bis heute bewohnte Burg Raabs - Eigentümer ist der Verleger Richard Pils - bietet einen überaus pittoresken Rahmen für Veranstaltungen. Der große Rittersaal mit den Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert hat den Zweiten Weltkrieg nicht unbeschadet überstanden. Umso passender schienen die ausgewählten Gedichte Borcherts und die eindrucksvollen Auszüge aus der Erzählsammlung "Die Hundeblume", die Schwab in seinem angenehmen, unaufgeregten Erzählton vorbrachte: Die Geschichte vom Radi, dem in Russland gefallenen Freund, oder vom Brot, das der Ehemann heimlich in der Nacht aus der Küche nimmt, Geschichten aus einer Zeit, die uns unendlich fern scheint, die aber doch das Elend und das Grauen jener Kriegs- und Nachkriegstage vermitteln.

Ausgiebiger musikalischer Rahmen
Sechs der "Acht Stücke für Klarinette, Bratsche und Klavier" von Max Bruch, Beethovens "Geistertrio", ein Schubert-Notturno und "Mikroskopische Reflexionen über die dunkle Nacht der Sinne", komponiert vom Pianisten Till Alexander Körber, lieferten einen sehr ausgiebigen musikalischen Rahmen. Sowohl Körber als auch Martin Walch (Violine, Viola), Haruhi Tanaka (Klarinette) und Christoph Marks (Violoncello) sind routinierte, ausgefeilte Musiker, doch manchmal ist weniger bekanntlich mehr, wenn die Kondition des Publikums kein vernachlässigbares Kriterium darstellen und die dunkle Nacht womöglich auch durch freudigere Träume erhellt werden soll.

"MusikGenuss" am Dienstag
"MusikGenuss im Freundeskreis" verspricht die nächste Allegro-Vivo-Veranstaltung am Dienstag im Kunsthaus Horn (u.a. mit dem Bass Wolfgang Bankl, dem Pianisten Roland Batik und dem Gitarristen Alexander Sweete). Teilnehmer der Meisterkurse präsentieren ihre Leistungen am 1. September beim Konzert der Sommerakademie im Festsaal des Krahuletz-Museums in Eggenburg, am 2. September sind sie im Wasserschloss Waldreichs zu Gast, am 4. September auf Schloss Ottenstein. Das Ensemble Prisma spielt am 3. September im Marmorsaal von Schloss Rosenburg, am 5. September folgt das Preisträgerkonzert in der Stiftsbibliothek Altenburg.

von Ewald Baringer, APA
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