Massaker in Mexiko

72 Migranten von Drogenbande auf Farm erschossen

Ausland
26.08.2010 08:37
Eine unfassbare Bluttat erschüttert ganz Lateinamerika: Auf einer Farm im Nordosten Mexikos wurden am Mittwoch 72 ermordete illegale Einwanderer aus Mittel- und Südamerika gefunden. Die 58 Männer und 14 Frauen, die sich in der Hoffnung auf ein besseres Leben auf dem Weg in die USA befunden hatten, wurden von einer Drogenbande abgefangen und regelrecht hingerichtet. Grund für das Massaker: Sie hatten sich geweigert, als Handlanger für das Kartell zu fungieren.

Bei den Leichen handle es sich ersten Erkenntnissen zufolge um Einwanderer aus Brasilien, Ecuador, Honduras und El Salvador, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats. Die Toten waren am Dienstag von der Armee auf einer Farm nahe der Stadt San Fernando im nordmexikanischen Bundestaat Tamaulipas entdeckt worden, nachdem sich die Soldaten Gefechte mit dort verschanzten mutmaßlichen Drogenhändlern geliefert hatten. In Tamaulipas wie in anderen an die USA grenzenden mexikanischen Bundesstaaten tobt ein mörderischer Kampf zwischen rivalisierenden Drogenkartellen sowie zwischen der Armee und den Banden.

Mexikos Außenministerin Espinosa sprach während eines Aufenthalts in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Die "feige Tat" betrübe "alle Regierungen und Völker Lateinamerikas", so Espinosa am Mittwoch. Ihr ecuadorianischer Kollege Ricardo Patino verurteilte die Tat und äußerte die Hoffnung, dass "hoffentlich nicht viele" Ecuadorianer unter den Opfern seien. Der Außenminister von El Salvador, Hugo Martinez, verurteilte ebenfalls das Massaker und sagte, er hoffe, dass die Täter gefasst würden.

Jugendlicher aus Ecuador überlebt Blutbad
Die Einwanderer waren auf ihrem Weg in die USA von einer bewaffneten Bande abgefangen worden, die ihnen eine Tätigkeit als Handlanger angeboten habe. Als die illegalen Einwanderer dies abgelehnt hätten, seien sie von der Bande ermordet worden, berichteten die mexikanischen Behörden unter Berufung auf den einzigen Überlebenden des Massakers, einen Mann aus Ecuador.

Der Ecuadorianer hatte sich durch Schüsse verletzt zu einem Kontrollpunkt des Militärs geschleppt und den Soldaten von dem Massenmord berichtet. Daraufhin griffen die Soldaten die Farm an, dabei wurden ein Soldat und drei Verdächtige getötet. Ein Jugendlicher sei laut den Behörden festgenommen worden, die übrigen Bewaffneten entkamen. Der Ecuadorianer gab an, dass die Kriminellen der Drogenbande "Zetas" angehörten. Der ecuadorianischen Zeitung "El Comercio" zufolge hatte der 18-jährige Überlebende Schlepper bezahlt, die ihn in die USA bringen sollten. Demnach war er vor einem Monat in seinem Heimatdorf aufgebrochen.

Mexiko als Transitland in die idealisierte USA
Jedes Jahr durchqueren Schätzungen zufolge eine halbe Million illegale Einwanderer Mexiko in der Hoffnung auf ein besseres Leben in den USA. Alleine in den sechs Monaten zwischen September 2008 und Februar 2009 seien dabei 10.000 Menschen von Drogenbanden entführt worden, berichtete die mexikanische Menschenrechtskommission.

Die meisten Überlebenden machten demnach die "Zetas" für die Entführungen verantwortlich. Die Gruppe ist eine Abspaltung des in Tamaulipas dominierenden Golf-Kartells, die ihrem früheren Arbeitgeber seit einigen Jahren die Schmuggelrouten für Drogen streitig machen. Der Vorfall zeige die Unfähigkeit der Regierung, die Gewalt gegen die illegalen Einwanderer in Mexiko zu verhindern, sagte der Chef der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in Mexiko, Alberto Herrera.

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