Kunstvoll

Malen wie Bob Ross mit “Art Academy” für Nintendos DS

Spiele
25.08.2010 14:34
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das wird mir schlagartig bewusst, als ich mich mit "Art Academy" für Nintendos DS in der hohen Kunst der Malerei versuche - mit mäßigem Erfolg, was allerdings nicht dem interaktiven Lernspiel, sondern meinem fehlenden Talent geschuldet sein dürfte. Ohne Fleiß eben auch kein Preis.

"In jedem Menschen steckt ein Künstler", behauptet Nintendo. Man müsse ihm nur die Chance geben, sich kreativ auszutoben. "Art Academy", Untertitel "Zeichen- und Maltechniken Schritt für Schritt erlernen", soll genau das ermöglichen, indem es selbst zeichnerisch nahezu unbegabten Menschen wie mir in einzelnen Lektionen das künstlerische Rüstzeug vermittelt - mit Touchpen statt Pinsel und DS-Display statt Staffelei und Leinwand.

Und zwar, ganz wichtig: schön langsam und behutsam, damit es auch jeder versteht. In einfachen Sätzen leitet Lehrmeister Vince – anhand seiner Mütze auf den ersten Blick als kreativer Kopf erkennbar – durch den Menüaufbau und erklärt zunächst, wie die verschiedenen Werkzeuge und Farben ausgewählt werden. Zu Beginn muss ich mich allerdings mit den drei unterschiedlich harten Bleistiften und dem Skizzieren eines Apfels vergenügen.

Bob Ross hätte es nicht besser gekonnt
Farbe kommt dann erst mit Lektion zwei ins Spiel. Nachdem ich mehrere Male auf den Radiergummi zurückgreifen musste, um ein Baumgerüst zu "Papier" zu bringen, wechsle ich zur Farbpalette und verpasse Stamm, Blättern, Ästen und Wiese einen bunten Anstrich, garniert mit roten Äpfeln und gelben Osterglocken. Nur noch ein bisschen Farbe hier und einen Tupfer da. Telekolleg-Legende Bob Ross hätte es kaum kitschiger machen können.

Von diesem Hochgefühl beflügelt, widme ich mich der nächsten Aufgabe: Nur mittels eines Bleistifts, der dazugehörigen Schraffierungstechnik und einem ausgeklügelten Schattenspiel soll ich eine Birne abmalen. Trotz Zoom- und Rasterfunktion, die mir dabei hilft, Gegenstände in den korrekten Größen und Proportionen darzustellen, scheitere ich kläglich, womit dann wohl auch endgültig der Beweis erbracht wäre, dass man Äpfel eben nicht mit Birnen vergleichen kann. Letztere sind aufgrund ihres unförmigen Äußeren nämlich deutlich schwieriger zu zeichnen.

Vom Apfel über die Birne zur Limette
Ich wende mich daher in Lektion vier wieder einem leichteren Obst, der Limette, zu. Nach einer kurzen Einführung von Vince über den großartigen Paul Cézanne, versuche ich dessen Technik zu imitieren. Die Leinwand ist dankenswerterweise schon vorgrundiert, sodass ich mich umgehend ans Mischen der Farben machen kann. Wie beim Bleistift auch, kann ich anschließend selbst bestimmen, wie fein oder kräftig die Farben aufgetragen werden, indem ich meinen Touchpen-Pinsel wahlweise flach oder spitz schwinge. Selbst Menge und Feuchtigkeit der Farbe auf dem Pinsel lassen sich regulieren.

Die Unterschiede sind nicht nur sicht-, sondern auch spürbar, fühlt sich das Malen mit "Art Academy" doch erstaunlich realistisch an. Um den Touchpen allerdings so meisterlich zu beherrschen wie auf den offiziellen Bildern von Nintendo (siehe Infobox), bedarf es einer gehörigen Portion Fleiß, Ausdauer und teilweise auch Nerven. Letzteres liegt zum einen an der monoton vor sich dudelnden Musik, zum anderen an der für Nintendo typischen Art, Informationen nur satzweise, dafür aber mehrfach wiederholt hintereinander, herauszurücken. Für Kinder ist das sicher toll, weil verständlich, für Erwachsene hingegen etwas langatmig.

Neue Inspiration schöpfen
Von diesen kleinen Mankos abgesehen, macht "Art Academy" jedoch großen Spaß, besonders im freien Modus, wo man sich nach Herzenslust austoben kann. Die nötige Inspiration für das nächste Kunstwerk kann man sich im integrierten Bilderverzeichnis holen, in dem allerlei Schnappschüsse von Obst, Blumen, Tieren oder etwa Landschaften zu finden sind. Weitere Motive können mittels DS-Kamera festgehalten werden, um dann als Vorlage zu dienen.

Besonders praktisch dabei: Auf Knopfdruck lassen sich beispielsweise nur die Umrisse oder nur die hellen bzw. dunklen Partien des Bildes anzeigen. Und noch eine Möglichkeit bietet "Art Academy" heranwachsenden Künstlern: Im sogenannten Demo-Modus können Geübte ihre Tricks und Kniffe aufzeichnen und anschließend drahtlos blutigen Anfängern zur Verfügung stellen. Das finale Bild kann dann gerahmt und für die Nachwelt gespeichert werden.

Fazit: "Art Academy" ist mehr "Lern" als "spiel", kann aber trotzdem oder gerade deswegen begeistern. Wer die Ratschläge des virtuellen Lehrmeisters Vince beherzigt, erlebt schnell die ersten Erfolgserlebnisse und verspürt so vielleicht auch bald den Drang, zu echtem Pinsel und Papier zu greifen. Zwingend notwendig ist dies allerdings nicht, bietet der Touchpen in punkto Realismus doch einen durchaus würdigen Ersatz.

Plattform: DS
Publisher: Nintendo
krone.at-Wertung: 8/10

von Sebastian Räuchle

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