Prüfbericht, Anzeige

Bergbahnen-Chef von Dorfgastein unter Beschuss

Salzburg
25.08.2010 10:25
Dicke Luft in Dorfgastein: Nächste Woche wird der Aufsichtsrat der Bergbahnen beraten, wie es nach einem knallharten Prüfbericht über unschöne Geschäfte im Betrieb weitergehen soll. Es geht um einen lukrativen Nebenjob, Prämien, Überstunden und andere Missstände. Die Teilhaber aus Großarl zeigten den langjährigen Vorstand an.

Es ist die zweite Finanzaffäre bei den Bergbahnen von Dorfgastein. Im vergangenen Jahr wurde der Buchhalter gefeuert, weil er Geld abgezweigt haben soll. Dann wurde das ganze Finanzwesen durchleuchtet – und der Wiener Unternehmensberater Matthias Kopetzky von "Business Valuation" nahm in einer Sonderprüfung auch die Geschäfte des langjährigen Vorstandes unter die Lupe. 168 Seiten hat sein Tätigkeitsbericht, der seit Mai 2010 unter Verschluss gehalten wurde.

Private Autoversicherung bezahlt
Kein Wunder: Der Leiter der Bergbahnen geriet unter Beschuss des Kontrollors. Sowohl für seinen privaten Citröen Picasso als auch für den VW Passat des Ex-Buchhalters hatten die Bergbahnen die Kaskoversicherung bezahlt. Das war aber "weder als Gehaltsbestandteil vereinbart noch mit dem Aufsichtsrat akkordiert", ist Kopetzky nach Befragungen sicher. Der Vorstand teilte ihm schließlich mit, dass die Versicherungen "mittlerweile gekündigt wurden."

Stattliche Nebeneinkünfte des Vorstandes
Nebenbei leitete der Bergbahnen-Vorstand eine Materialseilbahn auf den Luxkogel, die dem ORF gehört. Laut Vertrag waren Nebenjobs ohne schriftliche Genehmigung verboten – diese fehlte jedoch. Das Geld für den Zusatzjob ließ er sich dennoch seit 1981 bezahlen. Ursprünglich waren das im Monat 4.800 Schilling netto, also umgerechnet inklusive Umsatzsteuer 418,60 Euro. Im Vorjahr trug der Nebenverdienst nach mehreren Erhöhungen schon 837,19 Euro monatlich ein. Kopetzky hat es ausgerechnet: Seit 1981 machten die Nebeneinkünfte des Vorstands stattliche 205.009,64 Euro aus.

Grotesk: 1985 stellte die Interne Revision fest, dass die Bergbahnen sogar noch die Mehrwertsteuer für den Nebenjob bezahlen sollten – das hatte intern aber keine weiteren Konsequenzen. Prüfer Kopetzky ist überzeugt: Der Vertrag über die Materialseilbahn wurde zwischen ORF und Bergbahnen geschlossen – dass das Entgelt für die Betriebsleitung "privat erbracht und privat vereinnahmt" wird, war "in den uns vorliegenden Unterlagen nicht zu erkennen."

"Unklarheiten geklärt"
Im Gegenteil: "Die Rahmenbedingungen lassen vielmehr auf das private Inkasso von Betriebseinnahmen (...) schließen", heißt es im Bericht. Und: "Eine steuerliche Verantwortungsübernahme erfolgte erst 2010 im Rahmen einer Selbstanzeige." Der Aufsichtsrat ist aber sicher, dass die Bergbahnen alle Unklarheiten mit der Finanz jetzt geklärt haben.

von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung

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