Causa Hypo

Striedinger sieht sich nicht als nächsten U-Häftling

Kärnten
20.08.2010 11:44
Günter Striedinger, Ex-Vorstand und Beschuldigter in der Causa um die Hypo Alpe Adria, geht nicht davon aus, dass er nach Ex-Chef Wolfgang Kulterer als nächster verhaftet und in Untersuchungshaft genommen wird. "Auf Basis dessen, was man mir vorwirft, halte ich die Wahrscheinlichkeit für sehr, sehr gering. Ich fühle mich nicht auf unsicherem Eis", sagt Striedinger.

Langsam sei es schwer abschätzbar, was da wirklich laufe, meint Striedinger zu den jüngsten Entwicklungen in der Hypo-Causa. Gefährlich und unkontrollierbar sei für ihn "das, was da politisch herunter läuft. Da weiß man ja nicht, was los ist".

Harsche Kritik übt Striedinger auch an der Öffentlichkeitsarbeit der CSI Hypo des Finanzministeriums und der Soko Hypo. Es sei alles andere als korrekt und rechtsstaatlich, wenn in der Öffentlichkeit Beschuldigungen ausgesprochen werden, und die Beschuldigten davon nicht einmal eine Ahnung haben, "geschweige eine Unterlage, um was es tatsächlich geht, und sich dementsprechend wehren können".

"Das ist absolute Vernichtung"
Er sei als Person und mit seiner Firma Rubicon bereits "schwerst geschädigt" worden. "Man wird da in einer Art und Weise in der Öffentlichkeit dargestellt, das ist absolute Vernichtung. Was da vonseiten der Medien gemacht wird, ist unfassbar, dass so was in Österreich möglich ist, ist unglaublich". Die meisten Kunden seien ihm davongelaufen. "Jetzt muss ich schau'n, dass ich über Wasser bleibe."

Jetzt gelte es, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu entkräften und die Falschmeldungen zu korrigieren. "Ich muss mich zu 95 Prozent nur darauf konzentrieren, dass ich recherchiere, was los ist, und dass ich mich verteidige". Im Herbst hoffe er, wieder aktiv die normalen Geschäftsaktivitäten angehen zu können. "Ich wünsche niemandem, dass ihm das gleiche passiert", so Striedinger.

Abrechnung mit Kulterer
Auch mit Kulterer rechnet Striedinger ab: "Was er bei der Einvernahme gesagt hat, ist für mich überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Zuerst ist einer 15 Jahre der CEO, die Bank sein Kind, und dann sagt er, er war nicht dabei, er war nicht einmal in der Bank", so Striedinger.

Zum ersten wesentlichen Bruch mit Kulterer sei es durch den Verkauf der Consultants gekommen. Kulterer sei aus London zurückgekehrt und habe gesagt: Die Consultants werden verkauft, das sei mit Beratern schon so entschieden. Er habe sich dagegen ausgesprochen, da eine Bank ohne Beteiligungsblock nicht existieren könne.

Danach sei die Strategie gefahren worden, die Consultants seien das schwarze Loch, eine Spielwiese von Striedinger, "da ist alles schief und schlecht". Das Präsidium sei auf Seite Kulterers gestanden und habe ihm die Kompetenz über die Consultants entzogen. "Das war ein massiver Vertrauensverlust. Ich bin nicht wegen der Swap-Verluste ausgeschieden, sondern weil das Präsidium gesagt hat, wir haben kein Vertrauen mehr in dich und ich gesagt habe, ich habe kein Vertrauen mehr in euch."

Swap-Verluste: "Das war natürlich der Mega-Gau" 
Dann seien die Swap-Verluste gekommen, "das war natürlich der Mega-Gau und das ganze Klima war vergiftet". Kulterer habe sich in einer Ausnahmesituation befunden, weil er gewusst habe, er müsse gehen, und habe ihn und den Wirtschaftsprüfer der Bank, Walter Groier, beschuldigt, den Swap verraten zu haben. "Und er setzt dann den Guggenbichler auf mich an. Ich hab das erst ein Jahr später erfahren, dass er mir praktisch bis aufs Klo nachgerannt ist, ohne dass ich es bemerkt habe."

Kulterer habe sich später bei ihm entschuldigt und gesagt, es sei eine Ausnahmesituation gewesen. "Dass er inzwischen meinen Namen bankintern diskreditiert hat, ist auch klar." Er habe die Entschuldigung angenommen, damit man - wenn man sich ab und zu trifft, "wenigstens normal miteinander reden" könne. "Was er dann nach der Verstaatlichung bei der Einvernahme zu den Staatsanwälten gesagt hat - 'Zagorec mein Mann' und solche Sachen - mit so einem Menschen -, das ist jetzt erledigt, das brauch' ich nicht."

Striedinger fühlt sich "absolut unschuldig"
Bezüglich seiner Verurteilung im Zusammenhang mit den Swap-Verlusten fühlt sich Striedinger nach wie vor "absolut unschuldig, weil ich mit dem überhaupt nichts zu tun hatte." Zu den Verlusten sei es gekommen, weil - wie in allen Investmentbanken - gewettet und spekuliert worden sei. "Ich bin überzeugt, dass sie gar nicht gewusst haben, was sie tun. Die Investmentbanken haben sie ein paar Mal gewinnen lassen und dann habe sie sie ordentlich abgezockt." Der Richter habe ihn - als Nicht-Treasurer - nur insofern verurteilen können, weil er meinte, er sei schon zulange in der Bank drinnen und hätte über alles perfekt Bescheid wissen müssen - "bei 25 Milliarden Euro Bilanzsumme und 6.000 Leuten muss man ja über alles perfekt Bescheid wissen".

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