Radioaktiv auf Achse
Ex-Temelin-Boss mit Uran-Pellets in der Tasche erwischt
Hezoucky, der in den Jahren 1999 bis 2003 Temelin leitete und als einer der besten Atomexperten in Tschechien gilt, wurde mit den beiden Pellets in dem Moment ertappt, als er das Areal des Kraftwerks verlassen wollte und die Sicherheitstore Alarm auslösten. Der 68-Jährige hielt sich dort zu einer regulären Untersuchung beim Betriebsarzt auf. Wie die tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" am Donnerstag berichtete, hatte er bereits beim Betreten des Geländes die beiden Bestandteile in der Tasche, diese waren aber nicht entdeckt worden.
Den Besitz der leicht radioaktiven Pellets aus Urandioxid begründete Hezoucky mit den Worten, er habe sie von der Prager Firma UJP, die sich mit Atombrennstäben befasst, geliehen und habe sie bei einem Vortrag seinen Studenten zeigen wollen. "Ich habe sie aus hehren Motiven bei mir gehabt", erklärte Hezoucky, der als externer Lektor an der Prager Technischen Universität und der Elektrotechnischen Hochschule in Pilsen tätig ist.
"Alle möglichen Vorschriften verletzt"
Laut Dana Drabova, der Chefin der tschechischen Atombehörde SUJB, habe Hezoucky "alle möglichen diesbezüglichen Vorschriften verletzt". Allerdings sei das Material nicht gefährlich gewesen, sodass es zu "keiner Gefährdung gekommen" sei. Auch laut dem Temelin-Betreiber, dem Tschechischen Energiekonzern CEZ, war die Radioaktivität der Objekte nicht schädlich. "Sie war an der Grenze der Nachweisbarkeit", meinte ein Sprecher. Laut "Mlada fronta Dnes" könnte die Energie aus den beiden Pellets zwei 100-Watt-Glühbirnen vier Jahre lang versorgen.
Als ehemaliger Temelin-Direktor hat Hezoucky dem Bericht zufolge keine gültige Berechtigung mehr, mit radioaktivem Material zu hantieren. Einen Fehler machte offenbar auch jener UJP-Mitarbeiter, der Hezoucky - offenbar aus alter Bekanntschaft - die Pellets aus einem nicht mehr benutzten Brennstab geliehen habe, schrieb das Blatt.
"Schande ist schon ausreichende Strafe"
Die SUJB prüft nun, warum die Bestandteile nicht schon beim Eintritt Hezouckys in das Kraftwerk entdeckt wurden. Man prüfe, ob es sich um einen Fehler der Wachposten gehandelt habe oder ob die Eintritts-Sicherheitstore eine niedrigere Sensibilität als die Austritts-Tore hätten - "was logisch wäre", sagte Drabova. Sie fügte hinzu, ihre Behörde rechne mit keinen bedeutenden Sanktionen, weil "die Schande schon eine ausreichende Strafe ist".
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