Tablet mit Tücken

Huaweis “SmaKit S7” zeigt im Test Berührungsangst

Elektronik
17.08.2010 16:59
Seit mittlerweile gut einem Monat ist Apples iPad nun in Österreich erhältlich. Von der seitens zahlreicher Hersteller angekündigten Tablet-Konkurrenz fehlt hingegen nach wie vor jede Spur. Der heimische Mobilfunkanbieter A1 wagt jetzt den Vorstoß und bringt mit dem "SmaKit S7"-Tablet von Huawei ein auf Googles Android basierendes Gerät nach Österreich. Seinen Erwartungen kann es jedoch nicht gerecht werden.

Die Sinnhaftigkeit eines Tablets als solches einmal außer Acht lassend, bringt das Huawei-Gerät gegenüber Apples iPad eine Reihe von Vorteilen mit sich – zumindest auf dem Papier. Da wäre zum Beispiel die Größe: Mit einer Bildschirmdiagonale von sieben Zoll ist das SmaKit S7 deutlich kleiner und somit handlicher als der 9,7 Zoll große Platzhirsch (Bilder siehe Infobox). Das wirkt sich zwar negativ auf die Auflösung aus, die beim Huawei nur 800 mal 480 Pixel statt der 1.024 mal 768 Pixel beim iPad beträgt, schlägt sich jedoch positiv im Gesamtgewicht nieder, das mit 500 Gramm immerhin 180 Gramm geringer ausfällt als beim Rivalen von Apple.

Tablet für den kleinen Geldbeutel
Vorteil Nummer zwei: Das SmaKit S7 setzt auf allseits bekannte Schnittstellen wie einen Mini-USB-Port sowie einen Speicherkartenslot für microSD-Karten, mit denen sich der interne Flashspeicher von acht auf bis zu 32 Gigabyte erweitern lässt. Spezielle Adapter, um Daten zwischen Tablet und etwa Digitalkamera auszutauschen, sind demnach nicht nötig. Und wer sich ein paar zusätzliche microSD-Karten kauft, kommt leicht auf die beim Apple größtmögliche Speicherkapazität von 64 GB, ohne sich dafür jedoch in Unkosten stürzen zu müssen. Je nach Tarif gibt es das Tablet bei A1 bereits ab 0 oder 99 Euro, für das iPad hingegen sind, abhängig von der Ausstattung, zwischen 499 bis 799 Euro fällig.

Alles offen dank Android 2.1
Ein weiterer Pluspunkt: Huawei setzt auf Googles offenes (Handy-)Betriebssystem Android in der Version 2.1. Schenkt man den Analysten Glauben, denen zufolge die Plattform bereits im Jahre 2012 in punkto Marktanteilen an Apples iOS vorbeiziehen wird, befindet man sich damit also auf der zukunftssicheren Seite. Viel wichtiger dürfte für so manch einen jedoch sein, dass mit dem offenen System auch die Bevormundung (böse Zungen sprechen sogar von Zensur), wie es bei Apple und dessen iTunes-Store der Fall ist, entfällt. Das bedingt dann auch, dass man anders als beim iPad mit dem Huawei-Tablet auch Flash-Inhalte konsumieren darf und kann.

Das Tablet als Telefon
Last but not least: Mit dem SmaKit lässt es sich dank SIM-Karten-Steckplatz sogar telefonieren. Das sieht zwar zugegebenermaßen recht affig aus, erinnert das Tablet mit seinen Abmessungen von 20,9 auf 10,8 Zentimeter doch an eines der ersten Ziegelstein-Handys längst vergangener Tage, kann mitunter aber durchaus praktisch sein. Als wirklicher Smartphone-Ersatz dürfte das Gerät aufgrund seiner Größe dann aber doch nicht taugen, obwohl es hinsichtlich der sonstigen Leistungsmerkmale durchaus konkurrenzfähig wäre.

Viel Licht, aber auch Schatten
768 MHz Leistung, 512 MB Arbeitsspeicher, WLAN (sowohl 802.11 b und g als auch der schnelle n-Standard), GPS, Bluetooth und UMTS stehen beim Huawei auf der Haben-Seite. Auch eine 2-Megapixel-Kamera hat den Weg ins Gerät gefunden – allerdings nur auf dessen Frontseite, was für Videotelefonie zwar praktisch sein mag, nicht jedoch fürs Fotografieren und Filmen. Die Akku-Laufzeit beträgt bei intensiver Nutzung rund fünf bis sechs Stunden. Ein Wert, der mit herkömmlichen Notebooks durchaus vergleichbar ist, jedoch deutlich unter den von Huawei angegebenen acht Stunden liegt, ganz zu schweigen von den zehn bis elf Stunden bei Apples iPad.

Tausendmal berührt, tausendmal ist nichts passiert
Das wirklich große Manko ist jedoch der Bildschirm. Der reagiert für ein reines Touchscreen-Gerät nämlich erstaunlich unsensibel auf Berührungen und zeigte sich trotz mehrfacher Neukalibrierung und großer Kraftanstrengungen von Daumen und Co von den Nutzereingaben vielfach unbeeindruckt. Zehn Anläufe und mehr waren mitunter vonnöten, um überhaupt den PIN-Code eingeben zu können und das Gerät zu starten. Obwohl sich das Display zwischendurch immer wieder gnädig zeigte und sich dank Softkeys und Scroll-Taste für kurze Zeit auch durchaus intuitiv bedienen ließ, hört es sich angesichts solcher "Ausfälle" mit dem Spaß leider ganz schnell auf.

Bei A1 kennt man das Problem laut Rückfrage nicht, weshalb nicht auszuschließen ist, dass der vorhergehende Tester das Gerät zu fest angepackt hat oder es sich um ein "Montagsprodukt" handelt. Diverse andere Tests berichten jedoch von ähnlichen Macken, weshalb das Touchscreen-Display vor dem Kauf unbedingt genau unter die Lupe genommen werden sollte.

Fazit: Es hätte so schön sein können: Ein preisgünstiges, kompaktes und dank Android für Anwendungen jeder Art offenes Tablet, mit dem man unterwegs schnell ins Netz einsteigen und zudem noch telefonieren kann. Doch das Huawei-Gerät krankt an einem von Ausfallerscheinungen geprägten und somit unzuverlässigen Touchscreen, der sämtliche Vorzüge zunichte macht. Ob die Spar-Variante zum iPad-Ersatz taugt, sollten Interessierte demnach vor dem Kauf besser ausführlich testen.

von Sebastian Räuchle

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