"Slapstick-Comedy"

“Geisel” vor der Voves-Villa war Werbegag der JVP

Österreich
13.08.2010 13:32
Die "Geisel"-Aktion vor der Villa des steirischen Landeschefs Franz Voves, welche sogar den Staatsschutz auf den Plan gerufen hatte, stellte sich am Freitag als inszenierte "Slapstick-Comedy" heraus. Im Auftrag der Jungen ÖVP Steiermark wollte dabei eine Kommunikationsagentur "Die Entführung des steirischen Panthers" vor dem Anwesen drehen. SPÖ und auch Polizei konnten über den Werbegag allerdings gar nicht lachen. Die ÖVP kündigte ein "internes Gerichtsverfahren" an. Mittlerweile ist auf YouTube ein Video der Comedy-Einlage aufgetaucht (siehe oben).

Bei der Aktion traten ein JVP-Funktionär im Kostüm eines Panthers, ein im Sherlock-Holmes-Stil gekleideter "Detektiv" (siehe Bild) sowie ein Berufs-Tänzer auf. Dieser führte laut Agenturinhaber Achim Ertl schwarzgekleidet "als Terrorist, als Dieb" den Panther an der Kette und tat so, als wollte er am Gartentor klingeln. Die Ehefrau von Voves fand das allerdings gar nicht komisch und verständigte die Polizei.

Agenturinhaber wollte "Jugend erreichen"
Am Freitag traten nun nach einem Bericht der "Krone" Agenturinhaber Ertl und Panther-Darteller Stephan Schneider von der JVP kurzfristig in Graz vor die Presse, um sich für den "Gag" zu rechtfertigen. Ertl - der einige Zeit Pressesprecher des früheren VP-Landesgeschäftsführers und Klubchefs und jetzigen Finanzstaatssekretärs Reinhold Lopatka war - erläuterte, dass er den Auftrag von der JVP hatte, einen Film zu drehen, mit dem man auf YouTube oder Facebook auftreten könne. "Als Medienfachmann habe ich mir überlegt, wie man die Jugend erreicht", so der Chef der Agentur "panthercom".

Zum Inhalt der laut Ertl "Slapstick-Komödie im Stil von Stan und Ollie": "Der steirische Panther (das Wappentier der Steiermark, Anm.) wurde von einem Terroristen entführt. Nun wird er in der ganzen Steiermark gesucht". Dabei hätte auch vor den Häusern von Voves und dem steirischen VP-Chef und LHStv. Hermann Schützenhöfer gefilmt werden sollen. Dies sei allerdings nicht im Drehbuch gestanden, das er seinen Auftraggebern von der JVP vorgelegt habe, denn sonst wäre es vielleicht nicht möglich gewesen, so Ertl.

Der Dreh vor dem Voves-Haus habe sich "kreativ ergeben". Er sei auch überzeugt, dass Schützenhöfer und seine Frau "mehr Spaß" verstanden hätten. Ein Haus zu filmen sei nicht strafbar, außerdem sei Voves "eine Person öffentlichen Interesses, da gelten andere Regeln". Man wollte aber nie, dass Frau Voves sich ängstige, man werde sich mit einem Strauß Blumen und Karten für die Oper Graz entschuldigen.

Polizei stellt Ermittlungen ein, SPÖ erbost
Die Polizei hatte zwar Ermittlungen aufgenommen, diese aber bald wieder eingestellt. Ebenso wie bei der Polizei wollte man auch bei der steirischen SPÖ über die Dreharbeiten zur Slapstick-Comedy gar nicht lachen: "Für uns hört sich der Spaß auf, da werden Grenzen überschritten", so Landesgeschäftsführer Toni Vukan: "Wir verstehen, warum Schützenhöfer mehr Polizei fordert, nämlich damit er seinen eigenen  Parteinachwuchs unter Kontrolle hat".

Man erwarte sich vom Sicherheitsdirektor, dass "dieser Gesetzesbruch geahndet wird", da Besitzstörung durch das Betreten von Grundstücken und Überklettern von Zäunen vorliege. "Außerdem, man soll bedenken, Frau Voves war allein zu Hause und mit vermummten Gestalten konfrontiert".

ÖVP plant "internes Gerichtsverfahren"
Aus der ÖVP war zu hören, dass Landesgeschäftsführer Bernhard Rinner "aus allen Wolken gefallen" sei, das gebe noch ein "internes Gerichtsverfahren". Landesgeschäftsführer Rinner selbst sprach in einer ersten Reaktion von einer "etwas übermotivierten Aktion der JVP". Das Filmen vor den Häusern von Voves und LHStv. Hermann Schützenhöfer sei nicht geplant gewesen, "beides wäre nicht notwendig gewesen". Er habe bereits mit den verantwortlichen "jungen Herren deutsch gesprochen", so Rinner. Die Aufregung der SPÖ verstehe er aber nicht.

Die SPÖ solle sich jedenfalls nicht lächerlich machen und junge Leute kriminalisieren, so Rinner. "Luftsprung mache ich keinen", so Rinner auf die Frage, ob die Sache zum Wahlkampfbeginn nicht ungelegen komme. Allerdings habe bei den Sozialdemokraten auch keine Aufregung bei verschiedenen Angelegenheiten geherrscht, etwa beim aktuellen "LH-Hubschrauber" (ein Helikopter bemalt mit den Buchstaben LH für Local Hero, einer Voves-Werbekampagne, Anm.) oder bei der "Schlägerei am Karmeliterplatz" am Abend der letzten Landtagswahl im Oktober 2005, als die SPÖ-Jugend im Siegestaumel "Auf Wiedersehen"-Rufe Richtung ÖVP-Haus skandiert hatte, und es zu einer Rangeleien gekommen war.

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