"Krone"-Interview

Herper über eitle ÖVPler, seinen Blick in den Abgrund etc.

Steiermark
12.08.2010 17:03
SPÖ-Graz-Vorsitzender Karl-Heinz Herper im "Krone"-Interview über eitle ÖVPler, seinen Blick in den Abgrund, Frust auf dem Reservebankerl und Siegfried Nagl als anerkannten Grazer Bürgermeister.

"Krone": Sie sind lange in der Politik, meist in Spitzenfunktionen. Kritiker meinen, Sie wären ein Wendehals, der stets auf der richtigen Seite steht.
Karl-Heinz Herper: Ich bin mir sicher, dass ich mir selbst treu gewesen bin. Es braucht auch Kompromissfähigkeit.

"Krone": Gibt's die Sozialdemokraten eigentlich noch in Graz?
Herper: Ich habe feststellen dürfen: Es gibt sie. Wir werden das im Landtagswahlkampf zeigen. Aber ich gebe zu, dass wir in den Abgrund geblickt haben.

"Krone": Horcht man in die Partei hinein, gibt's nach wie vor Unzufriedenheit. Sogar eine Abspaltung wird diskutiert, um eine neue, authentische SPÖ-Graz zu gründen...
Herper: Eine linke Partei wäre eine reine Kopfgeburt, links sind wir schon. Die KPÖ ist ja auch nicht gerade ein linkes Erfolgsmodell. Ich will meinen Beitrag leisten, zeigen, dass wir die wahre SPÖ sind.

"Krone": Wer ist Schuld an der Selbstzerstörung der SPÖ?
Herper: Wolfgang Riedler und Elke Edlinger, beide. Drei Monate vor der Landtagswahl hätten beide nicht aufeinanderprallen dürfen. Nach der Wahl hätte man sehen können, wer die SPÖ-Graz in die Zukunft führt!

"Krone": Riedler ging es offenkundig darum, seine Pfründe zu sichern. Die SPÖ war ihm egal.
Herper: Edlinger hatte keinen Plan B, Riedler kann zumindest als Beamter ins Land zurück. Für mich ist nicht ausgeschlossen, dass beide in die Politik zurückkehren. Edlinger hat als Landesgeschäftsführerin gezeigt, was sie kann, Riedler war ein sehr guter Parlamentarier.

"Krone": Hätte Parteichef Franz Voves eher eingreifen müssen?
Herper: Die Bezirksparteiorganisationen sind autonom. Voves hat versucht, sich einzubringen. Nach der Kür Edlingers ging er wohl davon aus, dass sie Riedler die Hand reichen würde. Als das nicht geschah, musste er die Notbremse ziehen. Nachträglich betrachtet, hätte er wohl das übergeordnete Ziel, die Landtagswahl in den Fokus stellen müssen.

"Krone": Sie senden immer wieder Signale in Richtung ÖVP aus. Wollen Sie die Grünen als Koalitionspartner beerben?
Herper: Die SPÖ ist nicht prädestiniert für die Reservebank. Der Frust und der Zorn über diese Rolle hat sich nach innen gerichtet. Bei Schwarz/Grün ist wahrlich nicht alles eitel Wonne. Aber ich sage auch ehrlich: Ich halte mich zurück mit Forderungen und Beurteilungen des politischen Gegners, weil die SPÖ-Graz erst kürzlich am Abgrund gestanden hat.

"Krone": Wollen Sie die Koalition?
Herper: Ich reiche Siegfried Nagl die Hand. Bei wichtigen Projekten, bin ich immer für Gespräche und Unterstützung bereit. Mir fällt aber auf, dass ÖVP-Funktionäre in letzter Zeit wie die Gockel im Hühnerhof herumlaufen, weil sie sich, was die Landtagswahl angeht, viel zu siegessicher sind. Das ist die Chance der SPÖ. Wir brauchen einen Ruck wie 2005!

"Krone": Was fällt ihnen denn zu ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl ein?
Herper: Dank seiner Lernphase beim roten Alt-Bürgermeister Alfred Stingl ist Nagl zu einem anerkannten Bürgermeister geworden. Nagl ist ein ehrenwerter Partner. Es ist problematisch, dass die ÖVP mit den Grünen einen Koalitionspartner hat, der nur halb so stark ist. Die Schwarzen werden so zu Alleinunterhaltern. Die ÖVP ist zu wirtschaftslastig. Ich will ein Gegenwicht sein, soziale Verantwortung einbringen.

"Krone": Und die Grünen?
Herper: Lisa Rücker hat sich nicht so schlecht gemacht, das Problem ist der grüne Klub, die grüne Basis, die oft unterschiedliche Ansichten haben und auch sehr weit am Rand stehen. Aber ich verstehe mich mit vielen bei den Grünen gut. Die Grünen sind ja durchaus ein potenzieller Partner der SPÖ. Aber ich verstehe zum Beispiel nicht, dass Rücker den Sonnenfelsplatz um viel Geld umbaut, wichtiger wäre der Hochwasserschutz in Andritz. Da werden in vielen Bereichen falsche Prioritäten gesetzt. Schwarz und Grün fehlen gemeinsame Werte, da kümmert sich jeder nur um seine eigenen Projekte.

"Krone": Wer wird Nachfolgerin von Sozialstadträtin Edlinger?
Herper: Ich bin nach wie vor eine Auster, die ihre Perle präsentiert, wenn es so weit ist.

"Krone": Wer wird 2013 Grazer Bürgermeister?
Herper: Das lassen wir offen. Und wer weiß, vielleicht muss Nagl ja als Nothelfer ins Land gehen...

Interview: Gerald Richter, "Steirerkrone"

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