"Unerlaubte Affäre"

Schwangere Frau in Afghanistan von Taliban hingerichtet

Ausland
09.08.2010 17:47
Mit drei Schüssen in den Kopf haben nach Polizeiangaben die radikal-islamischen Taliban im Westen von Afghanistan eine schwangere Witwe hingerichtet, die sie des "Ehebruchs" bezichtigt hatten. Die Frau musste in einem öffentlichen Prozess zunächst 200 Peitschenhiebe erleiden und wurde danach erschossen. Die Taliban dementierten allerdings offiziell, in den Vorfall involviert zu sein.

Laut Angaben der Polizei hatten die Islamisten der Witwe vorgeworfen, eine "unerlaubte Affäre" gehabt zu haben und dabei schwanger geworden zu sein. Ein Taliban-Kommandant in dem entlegenen Distrikt Kadis (in der Provinz Badghis) namens Mullah Mohammad Yousif habe das Todesurteil gefällt und die Frau am Sonntag mit drei Schüssen in den Kopf persönlich hingerichtet.

Taliban-Sprecher dementieren
Gegenüber den Nachrichtenagenturen AFP und Reuters dementierten zwei Taliban-Sprecher allerdings, dass die Rebellenbewegung in den Fall verwickelt seien. "Wer auch immer das getan hat, ist kein Mitglied der Taliban, und versucht uns zu verleumden", sagte der oberste Pressesprecher der Taliban, Qari Mohammad Yousuf. Allerdings ist die radikal-islamische Taliban in Afghanistan nach Angaben von AFP nicht homogen, sodass einzelne örtliche Gruppen sehr wohl auf diese Art und Weise gehandelt haben könnten.

Mann wurde nicht bestraft
Die Frau, über deren Alter es unterschiedliche Angaben gab, war zuvor drei Tage von den Taliban festgehalten worden. Nach der Hinrichtung wurde die Leiche in ein von den Islamisten überwachtes Gebiet geschafft. Der Mann, der eine Affäre mit ihr gehabt haben soll, wurde nicht bestraft. Der Vorsitzende der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission in Westafghanistan, Abdul Kadir Rahimi, verurteilte die Hinrichtung als "inakzeptabel".

Paralleles Rechtssystem aufgebaut
Die öffentliche Exekution erinnert an die Herrschaft der Taliban zwischen 1996 und 2001, als die Islamisten gewaltsam die strenge Befolgung des Islamischen Rechts durchsetzten. Dazu gehörten etwa öffentliche Steinigungen im Stadion von Kabul wegen Ehebruchs oder das Abhacken von Gliedmaßen bei Dieben. Knapp neun Jahre nach dem Einmarsch der internationalen Truppen haben die Aufständischen in den von ihnen kontrollierten Gebieten ein paralleles Rechtssystem aufgebaut, das auf ihrer harschen Interpretation des Islam basiert.

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