Leichen im Keller

Gruseliger Fund in Graz gibt Experten weiterhin Rätsel auf

Wissenschaft
09.08.2010 17:01
Bei Grabungsarbeiten unter der Grazer Burg sind mittlerweile insgesamt acht menschliche Skelette aus vermutlich der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entdeckt worden. Nachdem Ende Juli ein erster Schädel aufgetaucht war und eine Notgrabung durchgeführt wurde, kamen immer mehr sterbliche Überreste zum Vorschein. Bis Ende der Woche wird weitergegraben, so Grabungsleiterin Astrid Steinegger am Montag bei einer Begehung der Fundstätte.

Die Knochen waren bei Umbauarbeiten im Lagerbereich der Grazer Burg gefunden worden - westlich der alten Stadtmauer, die in diesem Bereich durch das Gebäude der Burg verläuft. Unmittelbar neben der Burg liegt der Grazer Dom. Die Knochen könnten durchaus im Umfeld des Vorgängerbaus des Doms beigesetzt worden sein.

"Keine gewöhnliche Bestattung"
"Es handelt sich um mindestens acht Bestattungen, wobei die Knochen von vier Personen übereinanderliegend gefunden wurden. Wir können also davon ausgehen, dass es sich um keine gewöhnliche christliche Bestattung handelt", so Steinegger. Sie vermutet, dass man auf eine "Sonderbestattungs-Stätte", wie sie beispielsweise auch für Selbstmörder, ungetaufte Kinder oder Hinrichtungsopfer eingerichtet wurde, gestoßen sein könnte.

Eine weitere Besonderheit: Ein Schädel weist einen Metallbolzen auf, der durch das Auge ins Gehirn eingedrungen sein dürfte. "Wir wissen noch nicht, wie die Personen verstorben sind, dass muss die Anthropologie klären", so Steinegger.

Rätselraten über Todesursache
Die beigezogene Anthropologin Silvia Renhart geht nach einer ersten Besichtigung davon aus, dass es sich "aufgrund der äußeren Merkmale um erwachsene Männer fortgeschrittenen Alters", also im Alter zwischen 30 und 50 Jahren handelt. Über die Todesursache konnte sie jedoch noch keine Angaben machen. Bis auf den Schädel mit dem Metallbolzen habe sie bei der ersten Inspektion "keine Spuren von äußerer Gewalteinwirkung" feststellen können. Nun werden die Skelette aus dem Erdreich entnommen und im Labor untersucht. Ende Oktober werde ein erster Bericht vorliegen.

Was bisher schon feststeht, ist, dass die Grabstätte noch vor der westlich von ihr gelegenen Stadtmauer, die aus dem 13. bis 14. Jahrhundert stammt, angelegt wurde. "Im Erdmaterial des Grabes fanden sich Gefäßscherben, die nach ersten Einschätzungen von der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts datieren", so Steinegger. Die Archäologin geht aufgrund der Lage der Skelette auch davon aus, dass die Personen zeitgleich bestattet wurden.

"Da sind noch mehr"
Laut Steinegger werde noch bis zum Ende der Woche weitergegraben. Ein weiterer, einen Meter breiter und eineinhalb Meter langer Grabungsschnitt weiter östlich soll nähere Auskunft über die Ost-West-Ausdehnung des Gräberfeldes geben: "Wir können nicht ausschließen, dass noch mehr Skelette gefunden werden", so Steinegger.

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