Model in Bedrängnis

Farrow: “Campbell kannte die Herkunft der Blutdiamanten”

Adabei
09.08.2010 14:32
Das britische Topmodel Naomi Campbell soll von Anfang an gewusst haben, dass ihr Liberias Ex-Diktator Charles Taylor Diamanten ins Hotelzimmer in Südafrika geschickt hat. Mit dieser Aussage widersprach US-Schauspielerin Mia Farrow am Montag vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal für Sierra Leone Campbells Angaben bei deren Zeugenvernehmung unter Eid vom vergangenen Donnerstag. Hat Campbell vor Gericht gelogen, um sich nicht in Gefahr zu bringen?

Campbell habe im September 1997, nachdem ihr von unbekannten Männern ein Rohdiamanten-Geschenk überbracht worden sei, am Frühstückstisch gesagt, die Boten seien "von Charles Taylor geschickt worden", berichtete die 65-jährige Farrow am Montag vor dem Sondergerichtshof in Den Haag. Campbell habe von einem "enormen Diamanten" gesprochen.

Damit widersprach Farrow nicht nur der Aussage des Topmodels, sondern belastete auch Taylor. Sehr zur Freude der Anklage. Die will nämlich den Nachweis erbringen, dass der 62-jährige Ex-Diktator während des Bürgerkrieges in Sierra Leone die dortigen RUF-Rebellen mit Waffen versorgt und dafür sogenannte Blutdiamanten erhalten hatte. Er habe Hunderte Millionen Dollar kassiert und den Krieg geschürt, der ihn reich machte.

Doch Taylor beharrt darauf: Niemals habe er Diamanten bekommen, und die "ganze Campbell-Story" sei "totaler, totaler Nonsens", sagte er im Zuge der im Juli 2009 begonnenen Beweisaufnahme stets.

Campbell erzählte eine ganz andere Geschichte 
Farrows Aussage steht in deutlichem Gegensatz zu der Campbells. Die 40-jährige Campbell hatte vor dem Tribunal erklärt, ihr sei in jener Nacht ein Päckchen mit einigen "schmutzig aussehenden Steinchen" überbracht worden. Weil es schon spät und sie müde gewesen sei, habe sie nicht gefragt, von wem das Präsent stamme.

Dass der inzwischen wegen Kriegsverbrechen in Sierra Leone angeklagte damalige Präsident von Liberia der Absender war, sei lediglich eine Vermutung gewesen, die Farrow beim Frühstück geäußert habe. Die Schauspielerin und das Model waren damals ebenso wie Taylor Gäste einer Benefizveranstaltung des südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela in Kapstadt. Campbell hat die Diamanten später in ihr Hotelzimmer geschickt bekommen.

Farrow sagte vor dem Tribunal hingegen aus, dass Campbell einst in Südafrika Gästen am Frühstückstisch erzählt habe, einen Diamanten von Taylor erhalten zu haben. "Sie sagte, sie sei in der Nacht vom Klopfen an ihrer Zimmertür geweckt worden. Mehrere Männer hätten ihr im Auftrag von Charles Taylor einen riesigen Diamanten überreicht", erinnerte sich Farrow an die Darstellung Campbells vor knapp 13 Jahren. Die Schauspielerin sagte, Campbell sei über die Ereignisse sehr aufgeregt gewesen und habe den Diamanten einer Wohltätigkeitsorganisation spenden wollen.

Hat Campbell vor Gericht gelogen, um sich nicht in Gefahr zu bringen? Es ist möglich. Denn vor Gericht erklärte sie, warum sie so lange versucht hatte, die Zeugenaussage zu vermeiden, und erst nach einer Vorladung unter Androhung einer Haftstrafe vor dem Tribunal erschien: "Ich habe im Internet nachgeschaut und gesehen, dass Mr. Taylor Tausende Menschen getötet haben soll. Ich will nicht, dass meine Familie in irgendeiner Weise in Gefahr gerät."

Die Anklagepunkte: Massenmord, Folter, Vergewaltigung, ...
Der 62-jährige Taylor ist angeklagt, mitverantwortlich zu sein für Massenmorde, Folterungen, Vergewaltigungen, sexuelle Versklavungen und die Zwangsrekrutierung von Kindern als Soldaten während des Bürgerkrieges in Sierra Leone in den 1990er-Jahren. Er hat sich in allen elf Anklagepunkten nicht schuldig erklärt.

Der Bürgerkrieg in Sierra Leone dauerte von 1991 bis 2002 und kostete bis zu 500.000 Menschen das Leben. Der im Jänner 2008 angelaufene Prozess gegen Taylor ist ein Präzedenzfall - nie zuvor ist ein Staatsoberhaupt eines afrikanischen Landes vor ein internationales Gericht gestellt worden.

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(Bild: kmm)



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