Erster Mann am Mond

Neil Armstrong (80) auf Stippvisite in der Stadt Salzburg

Salzburg
05.08.2010 09:28
Interviews gibt er so gut wie keine, Autogramme sowieso nicht. So berühmt Neil Armstrong ist – zählte er bei Umfragen doch zu den zehn bekanntesten Menschen der Erde –, so sehr scheut er das Licht der Öffentlichkeit. Und ins Fernsehen bringen ihn keine zehn Trägerraketen: "Ich bin nicht der große Showman, der darstellen und präsentieren will." Umso mehr verwunderte nun sein Kurzbesuch in Salzburg.

Dafür waren jedoch zwei Dinge ausschlaggebend. Zum einen konnte ihn Red Bull für ein Zusammentreffen mit Alexei Leonov, seinem früheren russischen All-Konkurrenten begeistern und so ins Studio der hauseigenen Fernsehstation "Servus TV" locken.

Zum anderen interessierte ihn das Projekt "Stratos", also der Sprung von Felix Baumgartner aus 36 Kilometern Höhe, immerhin der längste freie Fall der Menschheit, wobei der Salzburger die Schallmauer durchbrechen wird.

Ehemaliger Testpilot im Hangar
Und die Flugzeugsammlung der Flying Bulls dürfte es dem früheren Testpiloten, der mit der berüchtigten X-15 den Geschwindigkeitsrekord von Mach 5,74 aufgestellt hat, wohl ebenso angetan haben. "Die 'Corsair' hier bin ich selbst geflogen", freute er sich bei einem Hangar-Rundgang.

Und der erste Mann am Mond ist nicht nur zurückhaltend, sondern auch bescheiden: So flog er von Cincinnati aus, Armstrong wohnt ja mit seiner zweiten Frau in Ohio, lediglich Economy bis nach Salzburg. Und dass er die Sacher-Suite mit Festungsblick bezog, schien ihm fast peinlich…

Neil Armstrong über ...

... seine Gefühle bei der Mondlandung
"Zunächst einmal war ich überrascht, dass wir da tatsächlich gelandet sind", sagt er und zwinkert fröhlich mit den Augen. "Aber es war auch ein großes Gefühl der Dankbarkeit. Immerhin haben zehn Jahre lang fast 400.000 Menschen daran gearbeitet."

... seine Gedanken vor dem ersten Schritt
Da lächelt der weltberühmteste Astronaut, macht eine kurze Pause und sagt: "Ich hab mir nur gedacht: Jetzt ist mit Sicherheit der absolut falsche Augenblick, einen Fehler zu machen…"

... die Angst
"Vor dem Risiko hatten wir keine Angst. Wenn wir Angst hatten, dann vor dem Versagen. Die Frage war: Ist es möglich, menschliches Wissen zu steigern, und ist es dieses Risiko wert?"

... ein Souvenir vom Mond
"Millionen haben mit Steuergeldern dazu beigetragen, dass dies alles möglich wurde. Ich war nur der glückliche kleine Wurm, der jetzt da oben stand. Das gab mir kein Recht auf ein Souvenir. Nein, ich habe nichts mitgenommen."

... Außerirdische
"Irgendwann werden wir es vielleicht erfahren, vielleicht noch zu menschlichen Lebzeiten. Zwei Möglichkeiten: Es gibt andere bewohnte Planeten, oder wir sind tatsächlich alleine im Universum. Jede dieser beiden Antworten wäre bemerkenswert..."

... Achtung
"Meine Wertschätzung für das Leben auf der Erde ist größer geworden." Anders ausgedrückt: "Wir wollten den Mond erobern und haben die Erde entdeckt."

... Science Fiction
Wieder lacht er: "Hat eine große Rolle gespielt, es hat mich auch motiviert."

... Gerüchte
Nach der Frage, ob die Landung auch wirklich stattgefunden hätte unterbricht ihn Alexei Leonov, der als erster Mensch im All schwebte: "Natürlich hat sie stattgefunden!" Und Armstrong, der ihn zuvor nach 41 Jahren in die Arme geschlossen hatte, trocken: "Definitiv."

Fachsimpeln mit Felix Baumgartner

Das Toiletten-Problem
Fachlicher waren da die Gespräche mit Überflieger Felix Baumgartner im Vorfeld, selbst wenn es um scheinbar banale Dinge ging: Was isst man vor dem Flug ins All? Wie löse ich das Toiletten-Problem? Baumgartner, übrigens im Mondlandungsjahr geboren: "Es heißt, Steaks und Eier wären am besten." Armstrong schmunzelnd: "Ich kann mich gar nicht mehr erinnern. Und zum WC: So lang waren wir ja gar nicht unterwegs..."

Positiv denken
Ob der höchste Absprung der Welt klappt? "Du wirst es schaffen!", sagt Armstrong zu Baumgartner, der ihn noch fragt: "Hatten Sie am Mond keine Angst, dass Sie nicht mehr herunterkommen?"

"Nein", so der Jubilar, "ich war immer ein positiv denkender Mensch". Und empfiehlt: "Es gibt noch 14 Millionen Quadratmeilen, auf denen wir nicht waren. Wir sollten wieder rauf."

von Harald Brodnig, Kronen Zeitung

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Salzburg



Kostenlose Spiele