Neuer EU-Plan

Gibt es Zigaretten bald nur noch in Einheitspackungen?

Ausland
04.08.2010 09:18
Es ist der nächste Schlag der EU gegen die Tabak-Industrie: In Brüssel wird derzeit an Plänen gearbeitet, nach denen Zigaretten bald in tristen Einheitspackungen verkauft werden müssen. Die Konzerne dürften dann weder die Farbgestaltung noch die Schriftzüge auf den Schachteln beeinflussen. Damit sollen vor allem Jugendliche vom Rauchen abgehalten werden. Doch das ist bei Weitem nicht die einzige radikale Veränderung, die die EU plant.

Wie ein radikaler Kampf gegen das Rauchen aussehen kann, haben jetzt die Australier vorgemacht. Die Parlamentarier auf dem fünften Kontinent haben ein Gesetz verabschiedet, das vorschreibt, dass Zigaretten bald nur noch in grauen Einheitspackungen angeboten werden dürfen. Auf ihnen prangen große Warnhinweise, abschreckende Lungenkrebs-Fotos und - ganz klein sowie in einer standardisierten Schriftart - der Markenname (siehe Bild).

Eine Maßnahme, die jetzt auch in Europa nachgeahmt werden soll. In einer vertraulichen Studie, die von der EU-Kommission in Auftrag gegeben wurde, heißt es, dass "Blanko-Packerln eine interessante Möglichkeit sind" und dass es deutliche Hinweise gebe, dass die Standard-Schachteln "im Interesse der Volksgesundheit" wären.

Packungen in nüchternem Schwarz-Weiß
In Europa sollen die neuen Packungen in nüchternem Schwarz-Weiß daherkommen, auf abschreckende Fotos wird möglicherweise verzichtet. Forscher versprechen sich von der Neugestaltung vor allem psychologische Effekte. So werden freundliche, helle Packungsfarben oft mit einem "milden" - also vermeintlich ungefährlichen - Inhalt gleichgesetzt.

Außerdem seien die bunten Boxen ein wichtiges Marketing-Werkzeug, durch das vor allem Jugendliche zum Tabakkonsum verführt werden. Der aus Malta stammende EU-Gesundheitskommissar John Dalli hatte schon vor längerer Zeit angekündigt, dass er Wege finden möchte, um den bunten Packungen den Garaus zu machen. "Die attraktive Gestaltung soll nämlich vor allem junge Menschen ansprechen", kritisierte er.

Nichtraucherverbände glücklich, Industrie läuft Sturm
Viele Nichtraucherverbände begrüßen die jüngsten Überlegungen der EU. Die Tabak-Industrie läuft hingegen - wenig überrachend - Sturm. Die Hersteller pochen vor allem auf ihre Eigentums- und Markenrechte, die durch die neuen Regelung berührt würden. Sie argumentieren außerdem, dass Blanko-Packungen zu verschärftem Wettbewerb und somit zu einem Preisverfall führen, an dessen Ende noch mehr Menschen zum Rauchen verleitet werden könnten.

Ebensowenig schmecken den Konzernen die weiteren Pläne der EU. So soll die Werbung für Rauchwaren weiter eingeschränkt werden. Auch die Zusatzstoffe, die in den Tabak gemischt werden, sind ins Visier der Beamten geraten. Mit am meisten Angst haben die Unternehmen allerdings vor einer weiteren EU-Idee: Derzeit gibt es konkrete Überlegungen, dass Zigaretten nicht mehr sichtbar in den Verkaufsstellen präsentiert werden dürfen. Das bedeutet, dass die Packerln unter dem Ladentisch gelagert und dem Kunden sozusagen als "Bückware" ausgehändigt werden müssen.
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