Ozean-Volkszählung

Schon rund 230.000 Meeres-Bewohner katalogisiert

Wissenschaft
03.08.2010 10:59
Im letzten Jahr der seit der Jahrtausendwende laufenden, bisher größten "Volkszählung" in den Meeren, des Census of Marine Life, haben die involvierten Meeresbiologen nun eine Zwischenbilanz gezogen, die sich sehen lassen kann: Anfang Oktober wird ihr Katalog wissenschaftlich bekannter Arten voraussichtlich 230.000 Einträge umfassen.

Die Zahl der Fische (im Bild links ein Drachenfisch, der sogar Zähne auf der Zunge hat) wird sich vermutlich bei rund 21.800 einpendeln, heißt es bei den Wissenschaftlern. Das ist aber vergleichsweise vorsichtig formuliert, denn - so Experten - neben jeder bekannten Tierart im Meer könnten noch vier weitere existieren. Das gilt weniger für die gut erforschten Wale oder Haie als viel mehr für die kaum zu erfassende Unzahl kleiner Schnecken, Würmer, Muscheln oder Einzeller (im Bild unten). Gänzlich unübersichtlich wird es, wenn auch noch Algen, Bakterien oder Viren hinzukommen.

Bilder der bizarren Unterwasserwelt finden sich auf der offiziellen Website des Census of Marine Life - siehe Infobox!

Größte Artenvielfalt um Japan und Australien
Laut Angaben der Forscher leben nirgendwo so viele verschiedene Meerestiere wie rings um Japan und Australien. In beiden Seegebieten kommen jeweils rund 33.000 verschiedene Arten vor, so die Wissenschaftler des Census of Marine Life. Die Erhebung kommt zwar erst Anfang Oktober zu ihrem vorläufigen Höhepunkt - aber schon jetzt ist ein Großteil der Resultate in gleich mehreren Untersuchungen im Journal "PloS One" nachzulesen.

Krebstiere die häufigsten Lebewesen
Das Meer um China, der kürzlich durch Öl verseuchte Golf von Mexiko und das Mittelmeer gehören ebenfalls zu den Top 5 der Arten-Rangliste, teilen die Teams mit. Fische sind dabei zwar die bekanntesten, aber bei Weitem nicht die häufigsten Lebewesen. Diese Rolle fällt den Krebstieren zu: Shrimps, Hummer, Krabben, Krill, Seepocken und andere Vertreter kommen auf 19 Prozent des Arten-Inventars. Weichtiere wie Tintenfische, Muscheln und Schnecken stellen 17 Prozent, erst dann kommen mit zwölf Prozent die Fische. Darauf folgen Einzeller, Algen, Ringelwürmer und weitere Organismen.

2.000 Forscher an Zählung beteiligt
Zu den bisherigen Funden gehören ein Urzeit-Krake, feengleiche Meeresschnecken, riesige Einzeller und besonders hitzeresistente Muscheln. An der Zählung sind inzwischen rund 2.000 Forscher aus etwa 80 Ländern beteiligt. Nie zuvor ist die Frage "Was lebt im Meer?" so genau beantwortet worden. Und nie zuvor gab es so viel Grund zur Sorge, denn der Mensch bedroht die Vielfalt massiv.

Ein Forschungstag verschlingt 50.000 Dollar
Die Tiefsee-Forschung bringt den Wissenschaftlern immense Erkenntnisse über Organismen und Lebenswelten, ist aber sehr kostspielig: Ein Tag in der Tiefe mit Spezial-U-Booten kostet etwa 50.000 Dollar. Viele der Biologen buttern alles Geld in ihre Operationen. Nach Abschluss der "Volkszählung" sollen ihnen die Einnahmen aus drei Büchern - ein populärwissenschaftliches und zwei Fachbücher - einen "Bonus" bringen.

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