Konjunkturflaute

60 Prozent mehr Leiharbeiter als zu Jahresbeginn

Österreich
02.08.2010 08:04
Angesichts der immer noch unsicheren Konjunkturaussichten scheuen derzeit offenbar viele Unternehmen vor Fixanstellungen zurück. Seit Jahresanfang ist die Zahl der Leiharbeiter in Österreich von 50.000 auf 80.000 gestiegen. Für die Gewerkschaften sind sie jedoch nur "Mitarbeiter zweiter Klasse".

Gefragt sind Leiharbeiter derzeit vor allem in der Autozuliefer- und Lebensmittelindustrie. Der Chef des drittgrößten Arbeitskräfteverleihers Manpower, Erich Pichorner, verbuchte eine Steigerung um 1.200 auf 3.500 Mitarbeiter seit Jahresbeginn. "Das ist eine bisher noch nicht gesehene enorme Steigerung", sagte Pichorner gegenüber Radio Ö1 am Montag.

Unternehmen können Leiharbeiter unkompliziert anheuern und auch schnell wieder loswerden. Pichorner verweist darauf, dass Verleihfirmen auch die gesamte Personalauswahl ("Recruiting") für die Unternehmen übernehmen. Zugleich betont er, dass die Leiharbeiter gleich hoch bezahlt werden wie das Stammpersonal in den betroffenen Unternehmen. Auch sonst achte man auf gleiche Arbeitsbedingungen.

Gewerkschaft: "Das sind Mitarbeiter zweiter Klasse"
Für die Gewerkschaft sind Leiharbeiter Mitarbeiter zweiter Klasse. Rene Schindler von der Produktions-Gewerkschaft Pro-Ge sagte Ö1, dass Leiharbeiter oft ohne notwendige Schulung gefährlichste Tätigkeiten verrichten müssen. In der Branche der Arbeitskräfteüberlasser sei die Zahl der Arbeitsunfälle "um ein Mehrfaches höher" als in anderen Branchen, verweist Schindler auf Statistiken der Unfallversicherungsanstalt AUVA.

Leiharbeiter seien auch extrem armutsgefährdet, weil sie zwischen zwei Aufträgen in der Regel nicht weiterbeschäftigt werden. Zudem laufen sie Gefahr, ihren Job schon bei der geringsten Auffälligkeit wieder zu verlieren. Die Leihfirma könne es sich nämlich nicht leisten, einen Kunden durch auffällige Mitarbeiter zu vergraulen.

Die Gewerkschaft verlangt daher von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), die Zahl der Leiharbeiter gesetzlich auf zehn Prozent der Arbeitskräfte in einem Unternehmen zu beschränken. Derzeit liege man in einigen Branchen schon darüber.

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