Buntes Line-Up

Das war die “Nova Jazz & Blues Night” 2010

Musik
26.07.2010 00:55
Zum dritten Mal ist am Samstag im burgenländischen Wiesen die "Nova Jazz & Blues Night" über die Bühne gegangen. Die Veranstaltung in der wohl stimmigsten Festival-Location des Landes zog dank eines abwechslungsreichen Line-Ups auch heuer wieder zahlreiche Besucher an. Der Wettergott hatte ein Erbarmen mit den Veranstaltern – denn obwohl dunkelgraue Wolken den ganzen Tag über tief über dem Festivalgelände hingen, setzte der Regen erst am späten Abend ein.
(Bild: kmm)

Bei nach der Hitze der vergangenen Woche eher kühlen Temperaturen um die 20 Grad eröffnete am frühen Nachmittag Rodney Hunter den Reigen. Der 35-jährige US-Wiener mit deutschen Wurzeln, der sich auch schon mit Remixes für Cornershop oder Shantel sowie als DJ einen Namen gemacht hat, lieferte ein von Funk und Soul dominiertes Set, das von Dancefloor-tauglichem Sound dominiert wurde und dafür sorgte, dass den Festival-Besuchern rasch warm wurde. 

Fast Big-Band-Sound präsentierte anschließend der zweite österreichische Act an diesem Tag. Count Basic, die elfköpfige Formation um Mastermind und Bandgründer Peter Legat und SängerinKelli Sae (wie Stunden später Jamiroquai-Sänger Jay Kay mit Indianer-Federhaube am Kopf), präsentierte während ihres 70-minütigen Auftritts quasi einen Querschnitt ihres Schaffens. Neben groovenden Versionen von "Is It Real", dem Radio-Dauerbrenner "All Time High", "No Visible Scars" und "Higher" gab es unter anderem auch die Blues-Nummer "Swap" und "Sir Karl", ein an den Stevie-Wonder-Welthit "Sir Duke" angelehntes Instrumentalstück, das Legat der österreichischen Gitarren-Legende Karl Ratzer gewidmet hat, zu hören. Das durchaus ansprechende Set der 1993 gegründeten Band endete schließlich mit einer umjubelten Reggae-Fassung des Count-Basic-Hits "Call My Name".

Von der Besetzung her, aber auch musikalisch recht ähnlich gestaltete sich anschließend der Auftritt von Incognito. Nicht ganz zufällig, handelt es sich bei der zehnköpfigen britischen Formation, die ebenfalls mit einer "Brass-Fraktion" und zwei stimmgewaltigen Sängerinnen nach Wiesen angerückt war, doch um die Ex-Band von Count-Basic-Mastermind Legat.

Die Truppe um den Komponisten, Produzenten, Gitarristen und Sänger Jean-Paul "Bluey" Maunick, die mit einem neuen Album ("Transatlantic R.P.M") im Gepäck ins Burgenland gereist war, begeisterte mit groovigem Acid-Jazz, Funk und einer Prise Soul. Neben "Who Needs Love", "Talking Loud", dem Klassiker "Colibri" und Songs von der neuen CD gaben Incognito auch eine Coverversion von George Michaels "As" zum Besten. Ein durchaus gelungener Auftritt, der allerdings ein wenig darunter litt, dass zwei Bands mit sehr ähnlicher musikalischen Ausrichtung aufeinander folgten.

Um 19.15 Uhr betrat dann Gil Scott-Heron jene Bühne, auf der er schon bei der "Nova Jazz & Blues Night 2009" hätte stehen sollen. Im Vorjahr hatte die Spoken-Word-Legende am Abend vor dem Auftritt kurzfristig absagen müssen, weil ihr die US-Behörden kurz vor dem Abflug doch glatt die Ausreise verweigert hatte. Angeblich, weil der mehrfach wegen seiner Kokainsucht vorbestrafte Musiker mit Häfn-Erfahrung eine dementsprechende Genehmigung nicht beantragt hatte. Mit einem launigen "Sorry, I'm running a little late", entschuldigte sich der Musiker denn auch beim Publikum, bevor er sich ans Fender-Piano setzte, um zunächst drei Titel, "Blue Collar", "Winter In America" und "We Almost Lost Detroit", solo vorzutragen.

Erst ab dem vierten Stück, dem jazzigen "Work For Peace", wurde der 61-jährige US-Amerikaner von drei Mitmusikern begleitet. Obwohl Heron erst Anfang diese Jahres ein neues Album ("I'm New Here") auf den Markt gebracht hat (sein erstes seit 1994!), stellte er in Wiesen nur ein einziges Stück - eine Coverversion von Brook Bentons Soul-Ballade "I'll Take Care Of You" - davon vor. Der Rest der Songs, darunter "Work For Peace", der Anti-Drogen-Song (!) "Bottle" und "Three Miles Down" stammte aus den 70er-, 80er- und 90er-Jahren. Mit der Aufforderung "Enjoy yourself" und dem passenden Titel "Celebrate, Celebrate, Celebrate" beendete der Mann, der für viele quasi als Urvater des HipHop gilt, nach 80 Minuten seinen Wiesen-Auftritt.

Nach dem Jazz-Poeten beschallten Gotan Project mit "Tango 3.0" das Festivalgelände. Die aus Paris und Buenos Aires stammenden Musiker mischten die für den Tango typischen Bandoneon-, Piano- und Geigen-Klänge mit schweren Beats, die von einem DJ-Pult kamen. Die Brass-Sektion und teilweise auch die Stimmen - etwa die von zwei Rapern beim Titel "Erase Una Vez" - wurden mittels Video vom Computer zugespielt.

Eine zwar perfekt durchgestylte Electro-Tango-Show, die Philippe Cohen Solal, Christoph H. Müller und Eduardo Makaroff seit der Gründung des Kollektives verfeinert haben, die aber trotzdem schon nach kurzer Zeit merkbar ihren Reiz verlor. Vielleicht nicht bei der Beat-geeichten Jugend, wohl aber bei den im Schnitt doch schon etwas älteren Festivalbesuchern. Zu hören gab es u.a. die Titel "Rayuela", "Una Musica Brutal", "Cuesta Abajo", "Panamericano" und gar vier Zugaben: "Mil Millones", "Desillusion", Peligro" und das aus dem US-Streifen "Darf ich bitten?"bekannt gewordene "Santa Maria (Del Buen Ayre)".

Den Schlußpunkt eines langen Festival-Tages setzten ab 23.15 Uhr die britischen Acid-Jazz-Rocker Jamiroquai. Die zwölfköpfige Band um den 37-jährigen Sänger Jay Kay (samt Indianer-Kopfschmuck) startete ihre rountinierte, aber trotzdem nicht uncharmante Performance mit dem Song "Revolution". Jamiroquai erfüllte wohl alle Erwartungen des Publikums, standen doch alle Hits, wie etwa "Virtual Insanity", "Space Cowboy", "Love Foolosophy", "Cosmic Girl" und "Canned Heat" auf der Setlist. Gegen Ende das Gigs stellte Kay auch den Song "Rock Dust Light Star" vor, der auf dem neuen Album der Band, das im September erscheinen soll, zu finden sein wird.

Obwohl es um 22.20 Uhr zu regnen begonnen hatte, harrten auch jene Besucher, die nicht im schützenden Zelt Platz fanden, bis zum Schluss aus und bekamen auch noch die einzige Zugabe der Briten, eine knackige Version des Nummer-1-Hits "Deeper Underground", mit. Fast auf die Minute genau um 1 Uhr früh ging der viel umjubelte Auftritt von Jamiroquai und damit auch die dritte Auflage der "Nova Jazz & Blues Night" zu Ende.

von Wilhelm Eder

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