Es beginnt, wo es auch endet: in einem Sanatorium für Schwindsüchtige, veranschaulicht durch eine Art Voliere, in der die Patientinnen in ihren Krankenhausbetten liegen, umringt von Besuchern und Ärzten. Als Neuaufnahme kommt Violetta hinzu. Als sie dem Primarius und dem Personal einige Geldscheine in die Hand drückt, verwandelt sich die triste Spitalsszene flugs in ein sangesfreudiges Sektgelage. Drgac präsentiert somit einen Einstieg, der das gesamte Geschehen als Fiebertraum Violettas deuten lässt. Auch Germont ist zunächst Oberarzt, erst allmählich stellt sich das gewohnte Ambiente ein.
Herausragende Sopranistin
Fadayomi, britische Sopranistin mit afrikanischen Wurzeln und bereits vor zwei Jahren als Aida zu Gast in Gars, bietet die herausragende Leistung des Abends und gestaltet ihren Part stimmlich wie darstellerisch mit dramatischer Leidenschaft und ausdrucksvoller Leidensfähigkeit. Giorgio Berrugi ist ein guter Alfredo, dem nur einige Spitzentöne misslingen, als Liebhaber kommt er nicht wirklich überzeugend über die Rampe. Den Vater Germont gibt Alessandro Paliaga mit angemessener Härte, auch er wird vom Publikum besonders akklamiert.
Beendet hat man in Gars die langjährige Zusammenarbeit mit den Brünner Symphonikern, an den Pulten sitzt nun das junge Ostarrichi Akademische Orchester - Durchschnittsalter 24 Jahre -, dessen Mitglieder vorwiegend aus Niederösterreich stammen. Marco Zambelli dirigiert mit leichter Hand und sichtlicher Routine - eine positive Überraschung. Auch die jungen Musiker durften den Beifall auf der Bühne entgegennehmen - eine sympathische Geste angebrachter Wertschätzung.
Bei den kommenden Vorstellungen alternieren Fadayomi, die georgische Sopranistin Sophie Gordeladze und die Rumänin Narcis Brumar als Violetta, Berrugi wechselt mit Gaston Rivero aus Uruguay. Für 2011 wird Georges Bizets "Carmen" angekündigt.
von Ewald Baringer/APA
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