"Krone"-Interview

David Zwilling über die Entführung seiner Enkelin Nora

Salzburg
10.06.2010 09:26
"Ich habe nie im Leben gedacht, dass ich in so eine Situation kommen werde." David Zwilling (60), Skiweltmeister 1974, erlebte am Tag der Entführung seines Enkelkindes Nora ein Wechselbad der Gefühle. Aber – wie er im "Krone"-Interview sagte: "Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, das spürt man gerade in dieser Situation."

"Krone": Herr Zwilling, die Nachricht hat Sie um 10 Uhr am Vormittag erreicht?
David Zwilling: Ja, da wurde mein Sohn Mike von seiner Frau Nina angerufen. Wir sind dann sofort nach Salzburg. Unterwegs haben wir noch einmal umgedreht, weil wir etwas vergessen haben. Und dann haben wir gewartet.

"Krone": Was denkt man in so einer Situation?
Zwilling: Es hat mir sehr geholfen, dass ich ein tiefgläubiger Mensch bin, man flippt nicht sofort aus. Im Gegenteil, man wird demütig und geht total in die Nüchternheit zurück.

"Krone": 1974 haben Sie die Skiweltmeisterschaft gewonnen. Jetzt beschäftigen Sie sich mit den Dingen des Lebens.
Zwilling: Angefangen hat es 1987 mit meinem Resort im Lammertal. Seit dem Jahr 1998 befasse ich mich intensiv damit. Ich halte Seminare zu den grundlegenden Fragen des Lebens ab.

"Krone": Was macht es aus, dass man sich menschlich so begeistern kann?
Zwilling: Du musst den Weg entdecken, der dich zu Erfolg, Glück und Zufriedenheit führt.

"Krone": Da geht es auch um die Seele?
Zwilling: Ganz richtig. Jeder Mensch ist einzigartig und hat eine Lebensaufgabe. Und es geht in den Seminaren nun darum, deine Seelen-Botschaft zu entdecken. Und trotz meiner nun schon 60 Jahre bin ich sehr gut in der Umsetzung. Egal ob etwas gut oder schlecht ausgeht, so lange man überzeugt ist, soll man obenauf bleiben.

"Krone": Gottvertrauen gehört schon dazu?
Zwilling: Im Glauben ist die Gerechtigkeit – und von da weg muss man, wenn es kommt, es immer so annehmen, wie es ist. Wenn die Situation da ist, dann sprich Worte mit dem Nächsten und nehme das Ganze in Liebe an.

"Krone": So war es wahrscheinlich auch an diesem dramatischen Mittwoch?
Zwilling: Ich wusste ja nicht, wer dahinter steckt. Profis, eine Nervenkranke, oder auch eine Mutter, die selbst schon viel mitgemacht hat. Man muss sich in ihre Lage versetzen. Und so sagte ich mir dann, auch Feinde sollst du lieben.

"Krone": Sie haben nicht verurteilt?
Zwilling: Nein, ich habe innerlich gebetet und nicht verurteilt.

"Krone": Sie haben dann am Nachmittag erfahren, dass alles gut ausgegangen ist.
Zwilling: Ein Freund hat es mir gesagt, er hat Bescheid gewusst, weil er die Nachricht im Radio gehört hat. Da befand ich mich bereits in der Wohnung meines Sohnes Mike in der Stadt Salzburg.

"Krone": Welche Gedanken haben Sie in diesen Momenten bewegt?
Zwilling: Nun, eine glücklichere Botschaft gibt es wohl nicht. In meinen Seminaren sprechen wir oft über solche Dinge, wie es ist, wenn man in derartige Situationen gerät. So ist es im Leben. Es stellt sich immer die Frage: Wann kommt es zu einer Prüfung? Am Mittwoch hatte ich viele Stunden Zeit, darüber nachzudenken. Ich glaube an Gott und ich bin dankbar, dass es so ausgegangen ist.

"Krone": Herr Zwilling, wir danken für das Gespräch und wünschen Ihrer Familie und insbesondere der kleinen Nora alles Gute!

Interview: Hans Peter Hasenöhrl, Kronen Zeitung
Bild: Der frühere Ski-Weltmeister David Zwilling mit seiner Gattin Greti, Tochter Patricia sowie Sohn Mike mit Frau Nina (rechts).

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