Nach Selbstmorden

Foxconn will Löhne nun verdoppeln – trotzdem Proteste

Elektronik
08.06.2010 12:38
Obwohl der wegen einer Selbstmordserie unter Druck geratene Elektronikhersteller Foxconn am Montag angekündigt hatte, die Löhne seiner Mitarbeiter bis Oktober zu verdoppeln, ist es zu Protesten gegen das Unternehmen gekommen. Dutzende Demonstranten gingen gegen die Arbeitsbedingungen in dem Konzern vor einem Hotel in Hongkong, in dem Foxconn seine Jahreshauptversammlung abhielt, auf die Straße.

Die etwa 30 Demonstranten trugen Schilder bei sich mit der Aufschrift "Mitarbeiter sind keine Maschinen. Sie haben Selbstachtung". Der Protest richtete sich aber auch gegen den US-Computerriesen Apple, der in den chinesischen Foxconn-Fabriken seine iPhones und iPads fertigen lässt. Auf einem Plakat war das Logo des Konzerns mit den Worten "Blutiger Apfel" zu sehen. Sie forderten unter anderem höhere Löhne.

"Teil eines Sozialpakets"
Diesem Aufruf kam Foxconn bereits nach: Schon am Montag hatte der Konzern unter dem wachsenden Druck der Öffentlichkeit sowie der Anleger angekündigt, die Löhne nun nicht nur um 30 Prozent anheben, sondern verdoppeln zu wollen. Ein Unternehmenssprecher in Taipeh berichtete, die Lohnerhöhungen auf monatlich 2.000 Yuan (241 Euro) in dem von den Selbstmorden betroffenen südchinesischen Werk in Shenzhen seien Teil eines Sozialpakets. Es sehe die Reduzierung von Überstunden vor, tägliche Gespräche mit den Arbeitern und eine Telefon-Hotline für Beschäftigte, die Hilfe suchten.

"Wir erkennen unsere Verantwortung als weltweiter Führer in der Elektronikfertigung an und nehmen sie ernst", erklärte Foxconn-Chef Terry Kuo. Das Unternehmen werde daran arbeiten, dass die Arbeitsbedingungen und Löhne den Bedürfnissen der Beschäftigten entsprächen und Spitzenstandard erreichten.

Neue Beschäftigte in dem Werk in Shenzhen erhalten für eine dreimonatige Probezeit zunächst nur die Hälfte des jetzt angekündigten Lohnniveaus. Höhere Bezüge werden auch für andere Werke von Foxconn in China erwogen und sollen am 1. Juli bekannt gegeben werden.

Bereits zehn Selbstmorde seit Jahresbeginn
Seit Anfang des Jahres haben sich in dem Foxconn-Werk in Shenzhen zehn Mitarbeiter umgebracht und drei weitere einen Selbstmord versucht. In dem Werk sind mehr als 300.000 Menschen beschäftigt. Die Selbstmorde haben eine heftige Diskussion über die Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne und den als "militärisch" beschriebenen Managementstil bei Foxconn ausgelöst.

Chinesische Experten wiesen als mögliche Ursachen für die Selbstmorde auf den hohen Arbeitsdruck, ein mangelndes soziales Netz, die persönliche Isolation und Ausweglosigkeit vieler junger und schlecht bezahlter Wanderarbeiter hin.

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