Aus bei French-Open

Melzer enttäuscht, aber mit neuem Selbstvertrauen

Niederösterreich
05.06.2010 18:55
Das sportliche Märchen von Jürgen Melzer ist zumindest in Paris vorläufig zu Ende. Der Deutsch-Wagramer hat bei den French Open für Aufsehen gesorgt und erstmals in seiner Karriere die Vorschlussrunde eines Grand-Slam-Turniers erreicht. Melzer war zwar über das Aus enttäuscht, er kann Paris allerdings mit erhobenem Haupt und weiter gestärktem Selbstvertrauen verlassen.

"Selbst wenn man gegen Nadal in einem Semifinale auf Sand spielt, man möchte gewinnen. Ich habe eine kleine Chance gehabt im dritten Satz und die habe ich leider nicht genützt." Am Ende überwogen bei Melzer Begeisterung und Freude: "Ich habe etwas erreicht, was vorher nur Thomas Muster erreicht hat in Österreich, und das ist schon was." Nach einem sensationellen Erfolgslauf mit Siegen über David Ferrer und Novak Djokovic musste sich der 29-Jährige in seinem ersten Grand-Slam-Halbfinale Sandplatz-König Rafael Nadal nach 2:09 Stunden letztlich recht klar mit 2:6, 3:6, 6:7 (6) geschlagen geben. Nadal trifft am Sonntag im Endspiel auf den Vorjahresfinalisten Robin Söderling aus Schweden.

Melzer erstmals unter den Top 20

Melzer wird sich dank der gewonnenen 720 Punkte in der Weltrangliste erstmals in die Top 20 schieben und darf sich über seinen bisher größten Preisgeld-Scheck in Höhe von 280.000 Euro freuen. "Ich habe mir ja eigentlich vorgenommen, dass ich kein Tie-Break verliere, das wäre mir fast gelungen. Ich habe deswegen erst im dritten Satz hineingefunden, weil ich dann voll riskiert habe, als es mir schon egal war. Ich habe mich nicht abschlachten lassen", meinte Melzer. "Ich glaube, ich habe mich gut verkauft."

Nadal: "Jürgen hat ein gutes Turnier gespielt"

"Toll, dass ich wieder im Finale bin. Jürgen hat ein gutes Turnier gespielt, tolle Spieler geschlagen, und ich bin sicher, dass er noch viele gute Turniere spielen wird. Wenn er auf diesem Level weiter spielt, kann er fast jeden schlagen - oder jeden. Bei 5:4 ist es noch einmal eng geworden, denn da hat er sehr gut gespielt", streute Nadal dem Österreicher Rosen. "Ich werde jetzt gegen Söderling mein Bestes geben und schauen, was dabei rauskommt." Das Finalduell am Sonntag wird mit Spannung erwartet, denn Söderling hatte Nadal im Vorjahr im Achtelfinale ins Aus befördert und ihm seine bisher einzige Niederlage in Roland Garros überhaupt zugefügt.

Das Abenteuer Paris-Halbfinale begann um 17.05 Uhr vor knapp 15.000 Zuschauern auf dem Center Court Philippe Chatrier zunächst ausgeglichen, Melzer egalisierte die 1:0-Führung von Nadal mit einem perfekten Zu-Null-Aufschlaggame. Nadal fand aber sehr schnell ins Spiel und hatte bei seinen Aufschlag-Games vorerst keine Schwierigkeiten, während er dem Niederösterreicher im sechsten Spiel das Service zu Null zum 4:2 abnahm. Melzer hatte dann zwar selbst einen Rebreak-Ball zum 3:4, den der Weltranglisten-Zweite aber abwehrte. Satz eins war schon nach 29 Minuten Geschichte.

Im zweiten Durchgang verhinderte Melzer ein Break zum 0:2, musste aber in seinem nächsten Aufschlag-Game doch sein Service abgeben. Melzer kämpfte zurück, schaffte das Rebreak zum 2:3, doch Nadal gab sich keine Blöße. Nach exakt einer Stunde ballte er die Faust: Das neuerliche Break zum 4:2 war gelungen, elf Minuten später hatte der seit Donnerstag 24-jährige Spanier eine 2:0-Satzführung in der Tasche. Davor hatte kurz ein Zwischenfall im Publikum für die meiste Aufregung gesorgt, ein Zuschauer war kollabiert und die Unruhe zwang zu einer kleinen Pause.

Starker dritter Satz von Melzer
Doch Nadal ließ sich davon nicht aus der Bahn werfen. Als der sechsfache Grand-Slam-Sieger auch im dritten Satz schnell 2:0 in Führung ging, schien wieder alles geritzt zu sein für den Favoriten. Schnell ging er 5:3 in Führung. Melzer zeigte in der Folge aber, was ihn in der jüngeren Vergangenheit so stark werden ließ: Er gab einfach nicht auf, servierte ein starkes Game zum 4:5 und nützte ein schwaches Aufschlag-Spiel des Mallorquiners zum 5:5. Plötzlich dachte man unwillkürlich an die Aufholjagd im Viertelfinale gegen Novak Djokovic zurück.

Selbst der vierfache Roland-Garros-Sieger kam nun ein wenig ins Wanken. Melzer stellte auf 6:5 und das Publikum dankte es ihm mit der "Welle". "Das war fantastisch, so einen Moment habe ich noch nie erlebt", so Melzer. Nadal servierte sicher ins Tie-Break, beging aber zum 3:4 einen Doppelfehler, den er bei Aufschlag Melzer mit einem Lob wieder vergessen machte. Melzer: "Da hat er mich überrascht". Bei 6:4 hatte Nadal seine ersten beiden Matchbälle, die Melzer abwehrte, den zweiten mit einem sehenswerten und riskanten Stopp. Bei 6:6 war Melzer nur zwei Punkte vom vierten Satz entfernt, doch Nadal machte doch noch alles in drei Sets klar.

Lob von Wilander und McEnroe
Eurosport-Experte und Tennis-Legende Mats Wilander gab Melzer einen guten Rat mit auf den Weg: "Vielleicht realisiert Melzer jetzt, was er für ein guter Spieler ist, denn er hat hier mit Djokovic die Nummer drei geschlagen. Wenn er das schafft, dann ist er auf jeden Belag gefährlich." Gelobt hatte Melzer auch schon John McEnroe nach dessen Sieg über Djokovic: "Melzer ist die Entdeckung des Tennis-Jahres."

Söderling wie im Vorjahr im Finale
Bereits vor dem Match Nadal-Melzer hat Söderling wie im Vorjahr das Endspiel erreicht. Der als Nummer 5 gesetzte Schwede, der im Viertelfinale den topgesetzten Titelverteidiger Roger Federer ausgeschaltet hatte, rang am Freitag im ersten Halbfinale den als Nummer 15 gesetzten Tschechen Tomas Berdych nach 1:2-Satzrückstand nach 3:27 Stunden mit 6:3, 3:6, 5:7, 6:3, 6:3 nieder.

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