Gehalt aufgestockt

Foxconn zahlt 30% mehr ++ Jobs: “Keine Ausbeuter”

Elektronik
02.06.2010 11:28
Nach einer Selbstmordserie unter seinen Fabrikarbeitern in Südchina erhöht der iPhone-Hersteller Foxconn die Löhne stärker als bisher geplant. Die Fließbandarbeiter in dem Werk in Shenzhen würden mit sofortiger Wirkung 30 Prozent mehr Geld erhalten, teilte der taiwanesische Mutterkonzern Foxconns, Hon Hai Precision Industry, am Mittwoch mit. Bisher war ein Aufschlag von rund 20 Prozent im Gespräch gewesen.

Das Unternehmen hoffe, damit den Respekt der Arbeiter zu gewinnen und die Effizienz zu steigern. Außerdem spiegle der Schritt die gestiegenen Lebenshaltungskosten wider. Die Lohnerhöhung von 900 auf 1.200 Yuan, also 143 Euro monatlich, gelte ab sofort, erklärte das Unternehmen.

Die Foxconn-Fabriken wurden seit Jahresbeginn von zehn Selbstmorden erschüttert, was ein Schlaglicht auf die Arbeitsbedingungen vor Ort warf. Dort lassen große Konzerne wie Apple, Hewlett-Packard oder Dell ihre Produkte zu geringen Kosten produzieren. So stammen auch Apples hochpreisige Geräte iPhone und iPad aus den Schmieden Shenzhen.

Jobs: "Foxconn kein Ausbeuterunternehmen"
In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zu den Selbstmorden bei Foxconn drückte Apple-Chef Steve Jobs sein Bedauern aus. Die Todesfälle seien beunruhigend, sagte er am Dienstag bei einer Technologie-Konferenz in Kalifornien. Er lege aber Wert auf die Feststellung, dass die Fabrik "kein Ausbeuterunternehmen" sei. "Man geht in das Gebäude und es ist eine Fabrik. Meine Güte, sie haben dort Restaurants, Kinos und Krankenhäuser und Swimmingpools. Für eine Fabrik ist es sogar recht nett", erklärte Jobs.

Eine Erklärung für die Selbstmorde könnte laut dem Apple-Boss sein, dass viele der Arbeiter aus ländlichen Gegenden in die Foxconn-Fabriken kämen. Da diese eigentlich Städte in sich selbst seien, hätten die Menschen oft Probleme, sich an die neue Umgebung, weit entfernt von Familie und Freunden, anzupassen. "Ich glaube, es gibt hier wirklich ein Thema", sagte der Apple-Chef. "Wir versuchen jetzt aber erst einmal, die Situation zu verstehen, bevor wir herangehen und sagen, wir haben die Lösung."

Experten: Löhne nur ein Grund
Auch Experten schätzen die Hintergründe der Selbstmorde ähnlich ein. Sie seien sicherlich nicht alleine in den geringen Löhnen zu finden. Auch die Lebensumstände und die weitgehende soziale Isolation der Wanderarbeiter, die auf dem Fabrikgelände fernab der Heimat leben und in Schichten rund um die Uhr arbeiten, spielen eine Rolle.

Experten schätzen den Durchschnittslohn für Arbeiter in Shenzhen auf derzeit rund 120 Euro im Monat. "In Shenzhen, wo die Foxconn-Fabrik steht, ist ein Grundlohn von 240 Euro im Monat absolut notwendig. Das ist doppelt so viel wie im Moment", sagte Geoffrey Crothall vom China Labour Bulletin in einem Interview mit dem Finanzfernsehsender Reuters Insider.

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