Kevin S., Jana L.

Das sind die Opfer des Neonazi-Killers von Halle

Ausland
10.10.2019 17:27

Sie war leidenschaftlicher Schlagerfan und sammelte Autogramme, er war von ganzem Herzen dem Fußball verfallen, besonders dem Hallerschen FC, bei dessen Fankurve er auch Mitglied war. Jana L. (40) und Kevin S. (20) waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und wurden Opfer eines feigen Mordes. Der rechtsextreme Stephan B. soll einen Anschlag auf eine Synagoge geplant haben. Dort wollte er ein „Massaker“ unter den jüdischen Gläubigen anrichten, wie der deutsche Generalbundesanwalt am Donnerstag sagte. Doch weil er an der Tür scheiterte, richtete der Täter zwei andere unschuldige Menschen hin. 

Jana L. liebte Schlager und sammelte Autogramme von Stars wie Stefan Mross. Der Schlagersänger reagierte „zutiefst betroffen“ auf die Nachricht von Janas Tod. „Der Amoklauf in Halle hat uns unseren treusten Fan aus Halle genommen... Lebensfreude, Musikfan und treuer Anhänger unserer Schlagermusik. Das war Janas Leben“, schrieb Mross auf seiner Facebook-Seite: „Wir haben Sie noch begeistert vor zwei Tagen bei einer TV-Aufzeichnung in Leipzig getroffen. Glücklich und voller Lebensenergie ...“

Kevin S. wurde in der Mittagspause erschossen
Kevin S. wurde in einem Kebab-Lokal erschossen, wo er sich gerade sein Mittagessen holen wollte. Der 20-jährige gelernte Maler hatte in der Nähe auf einer Baustelle gearbeitet, als der mutmaßliche Schütze Stephan B. seine Wut an ihm ausließ und ihn eiskalt hinrichtete. Kevins Mutter berichtet gegenüber dem Sender RTL unter Tränen: „Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Wie soll ich das ertragen?“ Sie habe ein unveröffentlichtes Video gesehen, das die Sekunden der tödlichen Schüsse zeigt. Die Helm-Kamera des Schützen filmte, wie Kevin starb.

Der 20-Jährige war Mitglied der Fankurve des Hallerschen FC. Die Mitglieder trauern um ihren Kameraden. „Er war ein Teil der HFC-FANKURVE! Ein Teil der HFC-Familie! Kevin S. wurde gerade einmal 20 Jahre alt. Feige erschossen! Unser Beileid gilt seinen Verwandten, Freunden und allen die ihn kannten!“, heißt es auf der Facebook-Seite des Fanklubs. 

Stadt versucht, Schock zu verarbeiten
In Halle versucht man unterdessen, den Schock über die Wahnsinnstat zu verarbeiten. Im Minutentakt kommen Menschen und legen Blumen vor die Synagoge, in der Stephan B. ein Blutbad anrichten wollte. Einige weinen, alle halten inne und wirken bedrückt. Anrainer hängen am Donnerstag spontan ein selbstgemaltes Transparent an ihr Fenster: „Humboldstr. gegen Antisemitismus + Hass“ steht darauf.

Die Hausgemeinschaft habe ein Zeichen setzen wollen gegen das Anliegen des Täters, sagt Benjamin Leins (32). Die Gedanken hinter der Tat, der Hass, er sei bei vielen Leuten präsent. „Und deswegen finden wir es wichtig, dass man auf die Schnelle ein Zeichen dagegen setzt.“

„Ein Angriff auf die Freiheit“
Dieses Zeichen wollen am Tag nach dem weltweit beachteten Anschlag viele setzen. Auf dem Marktplatz von Halle entsteht ein Kerzen- und Blumenmeer, ebenso direkt an den Tatorten vor der Synagoge und an einem nahen Döner-Imbiss. „Unfassbar“, „grausam“, „einfach nur schlimm“ murmeln die Menschen, die an den Orten um die Opfer trauern.

Zu den vielen erschütterten und trauernden Hallensern gesellen sich im Laufe des Tages viele Spitzenpolitiker: Schon am späten Vormittag kam Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an. Er sprach von einem „feigen Anschlag“ und von einem „Tag der Scham und der Schande“.  „Ich bin hier, weil ich die Tat als Angriff auf die Freiheit sehe“, sagte Laura, eine 30-jährige Studentin aus der Stadt. „Das ist schon krass, weil wir uns an den Frieden gewöhnt haben - jetzt reicht ein Mensch, um ihn zu zerstören.“

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