STS-Drittel

Steinbäcker auf Solo-Pfaden: “Bilder an der Wand”

Musik
26.05.2010 22:23
Dreizehn Jahre hat Gert Steinbäckers Fangemeinde auf ein neues Solo-Album des STS-Mitglieds warten müssen. Jetzt liegt mit "Bilder an der Wand" der vierte Alleingang vor - wobei sich der 58-jährige Steirer mit der Wahlheimat Korfu tatkräftige Unterstützung aus der Austropop-Szene geholt hat. krone.at traf den Sänger zum Interview.
(Bild: kmm)

Steinbäckers Soloalben machen nicht etwa musikalische Eigenheiten im Kontrast zu STS aus. Vielmehr verewigt er darauf sehr persönliche Songs, die im Kontext des Trios schwieriger platzierbar wären, und wendet sich mit sozialkritischen Liedern auch Themen zu, die ansonsten eher seltener Eingang in die Popmusik finden.

Begonnen hat "Bilder an der Wand" vor drei Jahren bei einer CD-Präsentation der Austropop-Sängerin Birgit Denk. Steinbäcker war beeindruckt: "I hab mir dann gedacht, es wär doch toll, einmal mit einer Frau ein Duett zu singen. Nämlich mit so einer, wie sie is, von der Chemie her." Nach der Aufnahme von "Hat net sein soll'n" führte eins zum anderen - und das Soloalbum nahm Kontur an. Neben Denk singt Steinbäcker auf der neuen Platte auch mit "Rounder Girl" Tini Kainrath, Austropop-Urgestein Wolfang Ambros und seinen beiden STS-Kollegen Timischl und Schiffkowitz beim Song "Alte Freunde".

Das interessanteste Duett liefert sich Steinbäcker aber mit der Italienerin Irene Fornaciari, der Tochter von Zucchero. "Eigentlich wollt i ja mit dem Zucchero ein Duett singen. Der hat dann aber gemeint, er hat selbst ka Zeit, dafür aber a Tochter, die gut singen kann", schildert Steinbäcker. Dank fortgeschrittener Studiotechnik - Steinbäcker musizierte im Studio von Christian Kolonovits, Fornaciari nahm in Genua ihre Spuren auf - kam das von EAV-Mastermind Thomas Spitzer geschriebene Duett relativ unkompliziert zustande. Getroffen hat Steinbäcker die 27 Jahre junge Musikerin aber erst bei der Präsentation der fertigen CD.

Unverblümter Angriff auf den "braunen Sumpf"
Mit "Brauner Sumpf" liefert Steinbäcker auf dem Album eine sozialkritische Steilvorlage, die selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich direkt klingt. Auslöser für den unverblümten Song über den oftmals zu lockeren Umgang der Österreicher mit ausländerfeindlichen Floskeln in der Alltagssprache war ein Artikel des FPÖ-Nachwuchspolitikers Michael Winter, der unter Zuhilfenahme eines Sodomie-Falles in Hessen dem Grazer Bürgermeister vorschlug, er solle als "Sofortmaßnahme gegen muslimisch-türkische Vergewaltigungen eine Schafherde im Stadtpark grasen lassen".

Steinbäcker: "Es is etwas spezifisch Österreichisches, dass man bei uns ganz schnell is mit Ausrufen wie 'Ausländersau' ist, oder - wie ich einmal erlebt hab - jemand einen 'klan Neger' statt einem 'kleinen Braunen' bestellt. Und niemand sagt, dass das unelegant ist! es war ja eh net so g'meint. Geh einmal in ein g'standenes Wirtshaus und sag 'Die Juden nehmen uns eh scho wieder des Geld weg' - du wirst gleichmeinende, zustimmende Blicke erhalten. Und i frag mi halt, was is des? Dieser latente braune Sumpf, der da immer durchglüht. In Deutschland kannst du das nicht machen, obwohl's dort genau so viele rechte Gruppierungen gibt. Nur ist der Umgang im Alltag mit diesen Dingen ein ganz anderer."

Keine Angst vorm Altern
Bei Songs wie "Die Zeit" oder "Einfach nur still", bei dem Steinbäcker humorvoll über ein etwaiges Leben nach dem Tod sinniert, könnte man fast den Eindruck bekommen, der Mann beschäftige sich mit dem Altern. Im Gespräch winkt Steinbäcker, der in zwei Jahren 60 wird, lachend ab: "Der Dreißiger war für mich eine magische Grenze, der war schrecklich. Weil mit 30 is die Jugend aus, da bist a erwachsener Mensch. Ob dann 40, 50 oder 60 kommt, is egal."

Fazit: Eine angenehme, aber auf keinen Fall zu komfortable Platte, die zwar in punkt Sound und Musik nicht aufwühlt, dafür aber mit interessanten Texten und eingängigen Songs aufwartet. "Bilder an der Wand" erscheint am 28. Mai.

7 von 10 Solo-Galerien

von Christoph Andert

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